Benachrichtigung aktivieren Dürfen wir Sie in Ihrem Browser über die wichtigsten Nachrichten des Handelsblatts informieren? Sie erhalten 2-5 Meldungen pro Tag.
Fast geschafft Erlauben Sie handelsblatt.com Ihnen Benachrichtigungen zu schicken. Dies können Sie in der Meldung Ihres Browsers bestätigen.
Benachrichtigungen erfolgreich aktiviert Wir halten Sie ab sofort über die wichtigsten Nachrichten des Handelsblatts auf dem Laufenden. Sie erhalten 2-5 Meldungen pro Tag.
Jetzt Aktivieren
Nein, danke

Softbank kauft ARM Ein Schlüssel zum Internet der Dinge

30 Milliarden Euro legt der High-Tech-Konzern Softbank für den Chiphersteller ARM hin. Billig ist das nicht, aber eine Investition in die Zukunft. Und das Startzeichen für ein weltweites Wettrennen. Eine Analyse.
18.07.2016 - 18:00 Uhr Kommentieren
Die Chiptechnologie von ARM steckt in praktisch jedem Smartphone. Quelle: dpa
iPhone von Apple

Die Chiptechnologie von ARM steckt in praktisch jedem Smartphone.

(Foto: dpa)

London Billig ist anders. Fast 30 Milliarden Euro legt der Mobilfunk- und High-Tech-Konzern Softbank aus Japan für den britischen Chipdesigner ARM hin. Das entspricht mehr als dem 50-Fachen des Jahresgewinns, den der Halbleiterentwickler aus Cambridge erzielt. Zum Vergleich: Intel als weltgrößter Chipkonzern wird an der Börse derzeit lediglich mit dem 14-Fachen bewertet.

Dass die Asiaten so unglaublich viel Geld hinblättern, hat einen einfachen Grund: Sie rechnen fest damit, dass das Geschäft von ARM in den nächsten Jahren richtig abgeht. Die Firma aus England hat die allerbesten Voraussetzungen, eine Schlüsselrolle im sogenannten Internet der Dinge zu spielen, also in der Vernetzung von Milliarden von elektrischen Geräten. Wenn ARM künftig in Autos, Kühlschränken, Computerbrillen und Werkzeugmaschinen auch nur annähernd die Rolle spielt wie jetzt bei Smartphones, dann lohnt sich jeder Cent.

Praktisch jeder Besitzer eines Smartphones trägt Chips mit sich herum, die auf den Bauplänen von ARM beruhen. In jüngster Zeit werden auch immer mehr Netzwerkrechner mit Halbleitern bestückt, die auf Pläne von ARM zurückgehen. Über diese sogenannten Server läuft der gesamte Internetverkehr. Dabei produziert ARM die Chips nicht selbst, sondern vergibt lediglich Lizenzen. Daher ist der Name nur Insidern geläufig. Weil die auf ARM-Designs basierenden Halbleiter besonders stromsparend sind, haben sie sich in den vergangenen Jahren praktisch zum Standard in mobilen Geräten entwickelt.

Die ARM-Übernahme ist ein spektakuläres Signal dafür, dass beim Internet der Dinge derzeit die Claims abgesteckt werden. Es geht um eine gute Ausgangsposition in der Vernetzung – ein gigantisches Geschäft, für dessen Entwicklung Chips als Taktgeber gelten. Deswegen sichern sich Mobilfunker wie Softbank aussichtsreiche Technologie, deswegen kaufen Firmen wie Infineon zu. Fressen oder gefressen werden lautet die Maxime.

Dass gerade die Chipindustrie im Mittelpunkt steht, ist kein Wunder: Ohne die elektronischen Bauteile lässt sich die Welt nicht vernetzen. Die Daten müssen übertragen und verarbeitet werden, all das erledigen Halbleiter. Deutsche Firmen sind an vorderster Front mit dabei. Erst vergangene Woche hat Infineon den US-Konkurrenten Wolfspeed geschluckt; mit 850 Millionen Dollar fällt die Transaktion zwar einige Nummern kleiner aus als bei ARM. Doch die Münchener haben bereits 2014 drei Milliarden Dollar für International Rectifier ausgegeben, einen anderen Mitbewerber aus Kalifornien. Zu Jahresbeginn wollte sich zudem die schwäbisch-britische Dialog Semiconductor den amerikanischen Wettbewerber Atmel einverleiben. Allerdings kam der Apple-Lieferant letztlich nicht zum Zuge.

Noch steht das Internet der Dinge erst ganz am Anfang. Die vernetzte Welt, sie besteht heute im Wesentlichen aus mehreren Milliarden Smartphones, PCs und Tablets. Erst langsam zieht das Internet in Fahrzeuge und die Verkehrssteuerung ein, gehen Maschinen online oder werden Heizungen und Geschirrspüler ans Netz angeschlossen. Die Richtung allerdings ist klar. In Zukunft soll jedes Gerät, das Strom verbraucht, auch am Internet hängen.

Softbank wettet darauf, mit Hilfe von ARM in diesem Zukunftsmarkt eine herausragende Rolle zu spielen. Doch so aussichtsreich das Geschäft auch ist: Es lauern ebenfalls große Risiken in einem so hoch dimensionierten Zukauf, wie ihn die Japaner anstreben. Es ist nicht absehbar, ob ARM die beherrschende Rolle, die die Firma bei Smartphones hat, auch bei anderen Geräten einnehmen kann. Intel etwa dominiert seit Jahrzehnten das Geschäft mit PCs und Notebooks. Doch die Kalifornier haben es bis heute nicht geschafft, nennenswerte Marktanteile bei Mobiltelefonen und Tablets zu ergattern.

Dazu kommt, dass vor allem China massiv in die Chipbranche investiert. China ist zwar der weltweit größte Käufer von Halbleitern, die namhaften Anbieter allerdings stammen aus Amerika und Europa. Wie in anderen Branchen auch haben die Chinesen aber mittlerweile den Anspruch, mit einer eigenen wegweisenden Technik auf den Markt zu kommen.

Der Verkauf von ARM wird nicht die letzte Transaktion in einer solchen Größenordnung im High-Tech-Sektor sein. Es ist ein Zeichen dafür, dass das Rennen um die Führungspositionen im Internet der Dinge gerade erst startet. Eines sollte den Firmen aber bewusst sein, die sich auf Megabewertungen einlassen und viele Milliarden Euro oder Dollar für kleine Firmen zu zahlen bereit sind: Bislang wird in Sachen Vernetzung mehr geredet als praktiziert. Seit Apple vor fast zehn Jahren das iPhone in die Läden brachte, ist nichts grundlegend Neues dazugekommen. Smartwatches sind bis heute Spielzeug der Technikfreaks, von den Computerbrillen gar nicht zu reden. Den Kühlschrank, der selbstständig die Milch nachbestellt, will bis heute niemand. Firmen wie Softbank sollten viel Geduld mitbringen, bis sich ihr Mega-Investment rechnet.

Startseite
Mehr zu: Softbank kauft ARM - Ein Schlüssel zum Internet der Dinge
0 Kommentare zu "Softbank kauft ARM: Ein Schlüssel zum Internet der Dinge"

Das Kommentieren dieses Artikels wurde deaktiviert.

Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%