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Streamingplattform Fußball war nur der Anfang: Aus Soccerwatch wird Staige

Unter neuem Namen und mit einem mobilen KI-basiertem Kamerasystem will das Essener Start-up weitere Sportarten wie Tennis live streamen. Und die Pläne gehen noch weiter.
21.07.2021 - 14:35 Uhr Kommentieren
Die Kamera zeichnet Sportveranstaltungen in einem 180-Grad-Blickwinkel automatisch auf. Neben dem Fußball ist Staige inzwischen auch in vielen anderen Sportarten vertreten. Quelle: Soccerwatch
Peter Neururer vom Wuppertaler SV sowie die Staige-Geschäftsführer Marvin Baudewig und Jan Taube (v.l.)

Die Kamera zeichnet Sportveranstaltungen in einem 180-Grad-Blickwinkel automatisch auf. Neben dem Fußball ist Staige inzwischen auch in vielen anderen Sportarten vertreten.

(Foto: Soccerwatch)

Düsseldorf Fußball ist die große Leidenschaft von Thomas Harmes‘ Sohn. Der Vater war bei den Spielen des Sohnemanns stets anwesend. Als er aber eine Partie wegen eines beruflichen Termins verpasste, suchte er nach einer technischen Lösung, das Spiel aufzuzeichnen und online zu verfolgen – er fand aber keine. Also nahm Harmes die Sache selbst in die Hand – und gründete zusammen mit fünf Kollegen die Streamingplattform Soccerwatch.

Inzwischen hat Soccerwatch den Amateurfußball digitalisiert. Seit 2017 überträgt das Essener Start-up Fußballspiele ins Netz – überwiegend von Amateurvereinen, aber auch von Profiklubs in der viertklassigen Regionalliga. Mit seinem Kamerasystem ergänzt das Unternehmen bestehende Kamera- und Analyseteams.

Einmal am Flutlichtmast oder am Dach der Tribüne montiert, zeichnet die Kamera alle Spiele in einem 180-Grad-Blickwinkel automatisch auf. Dank Künstlicher Intelligenz folgt die Kamera dem Geschehen auf dem Spielfeld von allein und schaltet sich nach dem Abpfiff wieder aus. Per Mobilfunkstandard LTE werden die Bilder in eine Cloud übertragen und live in HD-Qualität auf der hierfür entwickelten Plattform gestreamt. Das macht die Spiele auch für Fans und Angehörige zu Hause zugänglich.

Bereits nach kurzer Zeit am Markt erhielt Soccerwatch Anfragen für die Übertragung anderer Sportarten und weitete sein Geschäftsmodell aus. Neben Fußballmannschaften gehören mittlerweile auch Basketballklubs sowie Reit- und Eishockeyvereine zu den Unternehmenspartnern. Insbesondere Letzteres ist eine Herzensangelegenheit für Geschäftsführer Jan Taube, der jahrelang selbst Eishockey-Profi war.

Demnächst sollen weitere Sportarten in das Programm aufgenommen werden. Die Firma hat ihre Kamera weiterentwickelt und bietet Vereinen nun auch ein mobiles System an. Anders als die fest installierte Kamera am Flutlichtmast filmt die mobile Kamera die Totale. Die Technik dahinter ist die gleiche.

Das eröffnet neue Möglichkeiten: Zeitnah will Soccerwatch auch Tennis-, Wasserball- und Volleyballspiele übertragen. All das geht mit neuen Namen einher: Soccerwatch hieß zwischenzeitlich „Artificial Intelligence Sportswatch“ und demnächst nur noch „Staige“.

Staige überträgt bis zu 450 Events pro Wochenende

Größter Investor ist der IT-Dienstleister Adesso mit knapp einem Drittel der Anteile. Auch Microsoft unterstützt die Streamingplattform, und die LTE-Technologie für die Datenübertragung über das Mobilfunknetz stammt von Vodafone. Im vergangenen Jahr erzielte Staige mit seinem Geschäftsmodell eigenen Angaben zufolge einen Umsatz im mittleren einstelligen Millionenbereich. Weitere Finanzkennzahlen gibt das Unternehmen nicht bekannt.

Mittlerweile sind 600 Kameras von Staige installiert – in Deutschland, Österreich, der Schweiz, Luxemburg, Schottland, Frankreich, Spanien und sogar in den USA. Fußball-Bundesligisten wie Borussia Dortmund oder der VfL Bochum gehören zu den Partnern des Unternehmens. Das Start-up überträgt bis zu 450 Sportevents pro Wochenende. Die Preise für die Vereine starten bei 119 Euro monatlich – bei einer Vertragslaufzeit von vier Jahren.

In der Regionalliga West etwa – gemäß dem Land Nordrhein-Westfalen offiziell eine Liga unter professionellen Bedingungen – hat Soccerwatch viele Vereine als Partner. Die Spiele in der vergangenen Saison wurden größtenteils vor leeren Rängen absolviert – es fehlten also sowohl Zuschauer- als auch Werbeeinnahmen. Das hat viele Vereine finanziell hart getroffen.

In der Regionalliga West kooperiert das Start-up mit vielen Vereinen. Auch diese Partie zwischen Rot Weiss Ahlen und Rot-Weiss Essen im Ahlener Wersestadion wurde online übertragen. Quelle: imago images/Markus Endberg
Fußball in der Regionalliga West

In der Regionalliga West kooperiert das Start-up mit vielen Vereinen. Auch diese Partie zwischen Rot Weiss Ahlen und Rot-Weiss Essen im Ahlener Wersestadion wurde online übertragen.

(Foto: imago images/Markus Endberg)

Der Soccerwatch-Dienst hat geholfen, die finanziellen Folgen zu verringern. Fans konnten und können die Spiele ihres Vereins von zu Hause aus live verfolgen, indem sie für jedes Spiel einen geringen Betrag entrichteten – wie viel genau, entscheidet grundsätzlich der jeweilige Verein selbst. Eine zusätzliche Einnahmequelle: Sponsoren können vor der jeweiligen Übertragung werben. Die Einnahmen teilen sich Verein und Start-up.

Einer der Regionalliga-Vereine, der seine Spiele online gestreamt hat, war der Wuppertaler SV. Die Quoten seien gut gewesen, weswegen sich die Spiele dementsprechend vermarkten ließen, berichtet der ehemalige Bundesliga-Trainer Peter Neururer, heute Vorstandmitglied des Vereins. „Wir konnten den Schaden somit in Grenzen halten.“

Staige will sich nicht länger auf Sportveranstaltungen begrenzen

Staige bietet darüber hinaus noch Funktionen zur Spieleranalyse, etwa individuelle Daten zur Laufleistung oder zur Zweikampfbilanz – professionelle Ansätze, die in immer mehr Amateurvereinen angewendet werden. Von großer Bedeutung sei der Analysebereich auch im Scouting, berichtet Karl Schwarzenbrunner, Bundestrainer beim Deutschen Eishockey-Verband. „Wenn wir viele Bewegtbilder haben und diese online zur Verfügung stellen, sehen auch andere Scouts unsere Spieler“, erklärt er. Junge Eishockey-Nationalspieler gewinnen dadurch an Reichweite.

In Zukunft will Staige wachsen, seinen Funktionsumfang ausweiten und seine KI weiterentwickeln. Analysieren und übertragen kann das Staige-Kamerasystem derzeit alles, was sich auf einer begrenzten Fläche abspielt. Nur Sportarten, die nicht auf einer überschaubaren Fläche stattfinden, sind bislang eine Herausforderung. Dazu gehören etwa Pferderennen oder Triathlon.

Die Streamingplattform eigne sich jedoch, um alles zu übertragen, was vor der Kamera passiert. Staige will sich deshalb nicht länger auf Sportveranstaltungen begrenzen, sondern bald jedem lokalen Event eine digitale Bühne bieten. „Auch für Konzerte oder Theateraufführungen gibt es bisher keine digitale Lösung. Das wollen wir ändern“, kündigt der zweite Geschäftsführer Marvin Baudewig an. Zumindest der neue Name setzt dem Unternehmen keine Grenzen mehr.

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