Studie zur Griechenland-Berichterstattung: Kritik an ARD und ZDF
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Studie zur Griechenland-BerichterstattungKritik an ARD und ZDF
Haben die öffentlich-rechtlichen Sender in Deutschland neutral und ausgewogen über die Krise in Griechenland berichtet? Nein, urteilt eine neue Studie. ARD und ZDF lassen die Vorwürfe nicht gelten.
08.09.2016 - 15:09 Uhr
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Kritik an Griechenland-Berichten
ARD und ZDF haben einer Studie zufolge nicht ausgewogen über Griechenland berichtet. Die Sender halten die Vorwürfe für nicht gerechtfertigt.
(Foto: AP)
ARD und ZDF haben den Vorwurf zurückgewiesen, sie hätten 2015 unausgewogen über die Staatsschuldenkrise in Griechenland berichtet. Die am Donnerstag vorgelegte Studie der Otto Brenner Stiftung der IG Metall sei in ihrer Methodik und Systematik problematisch, erklärte die ARD. Das ZDF ergänzte, weil der Ansatz nicht stimme, seien auch die Schlussfolgerungen nicht nachvollziehbar. Beide kritisierten, die Studie zeige kein repräsentatives Bild der Berichterstattung, weil wichtige Sendungen gar nicht berücksichtigt worden seien.
Medienwissenschaftler der Universität Würzburg hatten für die Studie die täglichen Hauptausgaben von „Tagesschau“ und „heute“ sowie die Sondersendungen „Brennpunkt“ und „ZDF spezial“ zum Thema Griechenland untersucht. In der Studie heißt es, ARD und ZDF hätten die jeweiligen Seiten nicht in gleichem Maß zu Wort kommen lassen. Außerdem hätten sie Meinung und Nachricht nicht immer konsequent sauber getrennt.
ARD-Chefredakteur Rainald Becker widerspricht den Schlussfolgerungen der Wissenschaftler in einer Mitteilung: „Das Erste hat über die griechische Finanzkrise sehr ausführlich, analytisch und journalistisch ausgewogen berichtet.“ Es sei über alle relevanten Entscheidungsträger und über die Diskussionen im deutschen und griechischen Parlament berichtet worden.
Griechenlands Schuldenkrise in Zahlen
264,8 Milliarden Euro (109,4 Prozent des Bruttoinlandsprodukts)
330,6 Milliarden Euro (146,3 Prozent des Bruttoinlandsprodukts)
305,1 Milliarden Euro (159,6 Prozent des Bruttoinlandsprodukts)
322,0 Milliarden Euro (180,9 Prozent des Bruttoinlandsprodukts)
319,4 Milliarden Euro (181,6 Prozent des Bruttoinlandsprodukts)
347,5 Milliarden Euro (184,5 Prozent des Bruttoinlandsprodukts)
345,3 Milliarden Euro (171,4 Prozent des Bruttoinlandsprodukts)
345,2 Milliarden Euro (161,2 Prozent des Bruttoinlandsprodukts)
Kritik übt die Studie auch an einer Berichterstattung „weitgehend an der Oberfläche“. Außerdem seien die Reformvorhaben der griechischen Regierung unvollständig dargestellt worden. ARD und ZDF kritisierten, in der Studie fehlten weitere Nachrichtenformate, beim ZDF etwa das „heute-journal“ und das „auslandsjournal“.
Ein weiterer Kritikpunkt der Würzburger Autoren lautet: Die griechische Regierung sei viel häufiger negativ bewertet worden, nämlich in 11,9 Prozent der Beiträge. Bei der deutschen Regierung sei das nur in 2,1 Prozent der Beiträge so gewesen. Die Studie erwähnt als Beispiele aus dem Off gesprochene Formulierungen wie „die Griechen provozieren“ oder „politische Kapriolen“.
Aus Sicht der ARD ist die Kritik an mangelnder Neutralität in der Berichterstattung nicht überzeugend. So untersuchten die Wissenschaftler beispielsweise inwieweit in den Berichten Adjektive zur Beschreibung der Akteure verwendet werden. „Das Zählen von Adjektiven ohne Kontext erlaubt aus journalistischer Sicht aber überhaupt keine Aussage über die Qualität eines Berichtes“, so ARD-Chefredakteur Becker.