Benachrichtigung aktivieren Dürfen wir Sie in Ihrem Browser über die wichtigsten Nachrichten des Handelsblatts informieren? Sie erhalten 2-5 Meldungen pro Tag.
Fast geschafft Erlauben Sie handelsblatt.com Ihnen Benachrichtigungen zu schicken. Dies können Sie in der Meldung Ihres Browsers bestätigen.
Benachrichtigungen erfolgreich aktiviert Wir halten Sie ab sofort über die wichtigsten Nachrichten des Handelsblatts auf dem Laufenden. Sie erhalten 2-5 Meldungen pro Tag.
Jetzt Aktivieren
Nein, danke
SXSW 2019

South by Southwest Deutsche Start-ups wollen in Austin durchstarten

Die Digitalmesse South by Southwest ist häufig Geburtshelfer für junge Unternehmen. Viele deutsche Gründer zieht es daher nach Austin.
12.03.2018 - 19:25 Uhr Kommentieren
Zwischen Konferenzhallen und Bars, in Hotellobbys und auf Dachterrassen in der texanischen Hauptstadt Austin pulsiert die Digital-, Film- und Musikmesse. Quelle: Britta Weddeling
Google-Haus in Austin

Zwischen Konferenzhallen und Bars, in Hotellobbys und auf Dachterrassen in der texanischen Hauptstadt Austin pulsiert die Digital-, Film- und Musikmesse.

(Foto: Britta Weddeling)

Austin Die South by Southwest ist anders als andere Konferenzen: Hier trägt keiner Anzug, es sei denn, es ist eine ironische Anspielung. Statt mit Banketten werden die Besucher mit Foodtrucks auf der Straße verköstigt. Alles ist mehr Festival als Geschäftsreise – nur dass es nicht auf einem matschigen Platz stattfindet, sondern in einer ganzen Stadt.

Zwischen Konferenzhallen und Bars, in Hotellobbys und auf Dachterrassen in der texanischen Hauptstadt Austin pulsiert die Digital-, Film- und Musikmesse. Trotzdem geht es hier auch ums Geschäft, manchmal aber ganz anders, als man es sich anfangs gedacht hat.

Für den Ostwestfalen Stefan Trockel ist die South by Southwest (SXSW) längst zum festen Eintrag im Kalender geworden. Der Bielefelder kommt seit vier Jahren in die texanische Hauptstadt Austin.

So wie er nehmen zahlreiche Gründer aus Deutschland inzwischen den langen Weg nach Austin auf sich. Sie nutzen die SXSW zum Austausch und zur Inspiration: Zahlreiche Vorträge und Workshops sind auf Gründer ausgerichtet – vom perfekten Pitch vor Kapitalgebern bis zur richtigen Produktstrategie.

Aber die Konferenz ist auch eine wichtige Plattform für frisches Kapital: Denn unter den mehr als 400.000 Besuchern tummeln sich nicht nur Tech-Begeisterte und Kreativfreaks, sondern auch Investoren und Unternehmer. Nicht umsonst ist mit Capital One ein großer US-amerikanischer Finanzdienstleister offizieller Sponsor der Konferenz. Das wissen auch junge Unternehmer aus Deutschland, die hier interessante Kooperationen anleiern oder vielleicht sogar die entscheidende Idee finden, die später zum Erfolg führt.

Bots liegen im Trend

Einer der Trends der SXSW sind die sogenannten Bots, also Maschinen, die beispielsweise in der Kommunikation im Kundenservice eingesetzt werden und einfache Anfragen beantworten können. Die Visionäre der Konferenz diskutieren ihren Einsatz aber zum Beispiel auch im Gesundheitswesen, etwa als Psychologenersatz.

Auch wenn Ostwestfale Trockel mit seinem Unternehmen Mercury.ai keinen automatisierten Kummerkasten baut, setzt er doch auf die Zukunft der Chatbots. Die SXSW war dabei viel mehr als nur eine Inspiration, sie war der Moment, in dem ostwestfälische Wertarbeit auf amerikanischen Gründergeist und das richtige Netzwerk traf.

Zusammen mit ehemaligen Kollegen baute er 2015 einen einfachen Chatbot-Prototyp und stellte ihn 2016 in Austin vor. „Damit sind wir dann herumgerannt und haben ihn allen möglichen Leuten unter die Nase gehalten. Das Feedback, unter anderem von Guy Kawasaki, war so gut, dass wir uns entschlossen haben weiterzumachen.“

Kawasaki ist eine Größe im Valley. Er vermarktete einst den ersten Macintosh-Computer von Apple, schrieb diverse Bücher und leitet heute einen Wagniskapitalfonds. Durch seine Bestätigung motiviert, gründete das Team Mercury.ai. Der erste Kunde war bereits drei Monate später Nestlé, erzählt Trockel: „Für Mercury.ai hat das Festival also sogar eine gewisse Geburtshilfe geleistet.“

Und auch wenn die Zukunft, in der Bots Seelsorge übernehmen, noch weit weg erscheint, so ist das Thema Technologie und Gesundheit sehr nah. In zahlreichen Panels geht es auf der SXSW um die digitale Gesundheit, den Patienten der Zukunft und Geräte, die das menschliche Wohlbefinden verbessern können.

Da setzt auch das Berliner Start-up Mimi Hearing Technologies an. Die App „Mimi Music“ passt Klänge an das Hörvermögen an. Der „Mimi Hörtest“ sorgt für den Einblick in das eigene Hörvermögen. Man sei halt nicht die x-te Sound-Engineering-Bude, die Klang verändere, sondern besitze eine zutiefst wissenschaftliche Vorgehensweise, sagt Mitgründer Henrik Matthies: „Unsere Hörtest-Technologie haben wir zusammen mit der Charité Universitätsklinik entwickelt; und unsere Technologie ist mittlerweile sogar als Medizinprodukt in Europa CE-zertifiziert.“

Die Mimi-Technologien sind nicht nur Basis für ein gemeinsames Präventionsprogramm mit der Barmer-Krankenkasse, sondern sie werden mittlerweile auch in einen kabellosen Kopfhörer von Beyerdynamic integriert, dafür gab es bereits mehrere Preise.

Start-ups gehen auf Partnersuche

Auf der SXSW geht das Start-up nun auf die Suche nach weiteren Partnern – man sei bereits vorab in Gespräche getreten, sagt Matthies: „Dieses Jahr sind wir vor allem an Smartphone-, Auto- und TV-Herstellern interessiert, die unsere Sound-Personalisierungstechnologie in ihre Produkte integrieren wollen, um so auch den Sound auf den individuellen Nutzer anzupassen.“

Dabei ist Mimi Hearing Technologies einer von 170 Akteuren, die Berlin in Austin präsentiert. Denn in Texas buhlen nicht nur Gründer um die Aufmerksamkeit der Besucher, sondern auch Standorte. Über das Start-up-Programm Start Alliance von Berlin Partner, dem Hauptstadt-Förderprogramm, sollen Gründer vor internationalen Investoren pitchen.

„Das Zeitalter des Smartphones geht langsam zu Ende“

Und dabei natürlich auch die Werbetrommel für den Standort Berlin rühren. Die Präsenz wirkt: Dass Berlin inzwischen eine feste Größe sei, mit der internationale Investoren rechnen, sei auch solchen Auftritten zu verdanken, mit denen die Hauptstadt Eindruck hinterlasse, sagt der Geschäftsführer von Berlin Partner, Stefan Franzke.

Nordrhein-Westfalen schickt ebenfalls eine Start-up-Delegation nach Austin. Teilnehmer ist unter anderem das Bonner Start-up Skymatic, das sich auf die Entwicklung von Verschlüsselungs- und IT-Sicherheitslösungen spezialisiert hat. In Zeiten der allumfassenden Vernetzung ist Datensicherheit das Thema der Stunde, weiß Gründer Christian Schmickler.

Auf Basis der quelloffenen Verschlüsselungssoftware Cryptomator entwickelt Skymatic sogenannte Cloud-Tresore, zuletzt für 1&1, GMX und Web.de, erklärt Schmickler: „Unternehmen sehen sich täglich mit Angriffen auf Daten konfrontiert, so dass es generell einen sehr hohen Bedarf an Sicherheits- und Verschlüsselungslösungen gibt.“

Datensicherheit gefragt

Die Sicherheit von Daten ist auch in Austin in zahlreichen Panels Thema, entsprechend sieht Schmickler Potenzial für seine Lösung: „Konkret bieten die großen Cloud-Anbieter in den USA ihren Nutzern bislang keine Ende-zu-Ende-Verschlüsselung an. Gerade diese Art der Verschlüsselung eignet sich allerdings besonders, um Daten mit hohem Schutzbedarf gegen ungewollte Zugriffe abzusichern.“ Die Tech-Konferenz scheint da die richtige Plattform, um Schmicklers Software an den Kunden zu bringen.

Dabei hat ein anderes Start-up aus NRW hier schon Erfolgsgeschichte geschrieben: Dear Reality, ein Softwareentwickler für die Audioproduktion von Inhalten zum Beispiel in Virtual und Augmented Reality. 2016 wurde das Unternehmen vom Bundeswirtschaftsministerium ausgezeichnet und fuhr zur SXSW.

Vor Ort fanden dann zwar einige Gespräche mit Investoren statt, aus denen dann jedoch nichts wurde, erzählt Mitgründer Christian Sander: „Aber wir haben dort ein Unternehmen kennen gelernt, das zu dem Zeitpunkt auch eine kleine Audio-Start-up-Bude war und einen Prototyp für eine Upload-VR-Party in einer alten Lagerhalle zusammengebaut hatte.“

Ungefähr vier Monate später hätte die kleine Bude mehrere Millionen Dollar an Venture-Capital eingesammelt. „Das hat uns motiviert, dass wir auf dem richtigen Weg sind“, sagt Sander. Manchmal hilft die SXSW auch einfach beim Mutmachen. Und der Mut hat sich gelohnt. Das deutsche Unternehmen Sennheiser hat gerade in das Düsseldorfer Start-up investiert. Auf dessen Stand präsentiert Dear Reality nun seine Software. Das passt zur SXSW: Die hat schließlich mal als Film- und Musikfestival angefangen.

Startseite
Mehr zu: South by Southwest - Deutsche Start-ups wollen in Austin durchstarten
0 Kommentare zu "South by Southwest: Deutsche Start-ups wollen in Austin durchstarten"

Das Kommentieren dieses Artikels wurde deaktiviert.

Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%