Benachrichtigung aktivieren Dürfen wir Sie in Ihrem Browser über die wichtigsten Nachrichten des Handelsblatts informieren? Sie erhalten 2-5 Meldungen pro Tag.
Fast geschafft Erlauben Sie handelsblatt.com Ihnen Benachrichtigungen zu schicken. Dies können Sie in der Meldung Ihres Browsers bestätigen.
Benachrichtigungen erfolgreich aktiviert Wir halten Sie ab sofort über die wichtigsten Nachrichten des Handelsblatts auf dem Laufenden. Sie erhalten 2-5 Meldungen pro Tag.
Jetzt Aktivieren
Nein, danke

Telekom Die dunkle Seite des Erfolgs

Erneut profitiert die Telekom vom Erfolg ihrer Tochter T-Mobile US. Doch die steigende Abhängigkeit von Amerika löst Kritik aus. Gewerkschaft und Politik lehnen weitere Investitionen in den USA ab.
09.11.2017 - 17:43 Uhr 1 Kommentar
Der Telekom-Chef präsentierte gute Zahlen. Quelle: Reuters
Tim Höttges

Der Telekom-Chef präsentierte gute Zahlen.

(Foto: Reuters)

Düsseldorf, Berlin So klingt Zufriedenheit: „Es ist ein außergewöhnlich gutes Quartal“, startete Telekom-Chef Timotheus Höttges am Donnerstag seine Präsentation der Bilanz des dritten Quartals. Eine etwas überraschende Ansage, hatte Höttges doch erst am Wochenende Gespräche über eine vielversprechende Fusion der Tochter in den USA mit dem dortigen Telekomunternehmen Sprint absagen müssen. Viele Aktionäre hatten daraufhin enttäuscht ihre Anteile verkauft. Doch an diesem Donnerstag schaute der Chef der Deutschen Telekom nicht auf die Strategie, sondern auf die Zahlen. Sein Fazit: „Wir wachsen in allen unseren Märkten.“

Tatsächlich sieht der Quartalsbericht auf den ersten Blick recht gut aus. In den ersten neun Monaten legte zum Beispiel das um Sondereffekte bereinigte Ergebnis vor Steuern und Abschreibungen (Ebitda) um 6,6 Prozent auf 17,22 Milliarden Euro zu. Der Haken: Das Plus geht vor allem auf T-Mobile US zurück, deren Ebitda im gleichen Zeitraum um 17,3 Prozent auf 7,31 Milliarden Euro stieg. Das Deutschland-Geschäft schaffte gerade einmal einen Zuwachs um 2,2 Prozent auf 6,36 Milliarden Euro. Auch der Blick alleine auf das dritte Quartal bestätigt diese Entwicklung, nur bei der US-Tochter konnte das Ergebnis zulegen.

Einmal mehr zeigt sich: Die Tochter in den USA ist mittlerweile die Erfolgsgeschichte der Deutschen Telekom. Einst zu teuer erworben und lange unprofitabel treibt sie mittlerweile nicht nur Umsatz und bereinigtes Ergebnis des Konzerns, sondern auch dessen Aktienkurs. Der Strategiewechsel der Telekom, T-Mobile US, an der man rund zwei Drittel der Anteile hält, doch mit Geld zu unterstützen, ist aufgegangen. Im zweiten Quartal hatte T-Mobile US mit finanzieller Hilfe der Mutter Frequenzen im Gesamtwert von fast acht Milliarden Dollar bei einer Auktion ersteigert.

 Das sei sein „großer M&A-Deal“ gewesen, schwärmte Höttges am Donnerstag – als sei der Kauf von Lizenzen eine Übernahme oder Fusion wie die nun gescheiterte mit Sprint. Doch die steigende Abhängigkeit des Konzerns vom Geschäftserfolg in den Staaten wird dem einen oder anderen langsam unheimlich. Fast die Hälfte des Umsatzes und 40 Prozent des bereinigten Ergebnisses entfallen mittlerweile auf T-Mobile US.

„Bei uns stößt es auf Vorbehalte, wenn sich der Einfluss von T-Mobile US auf die Deutsche Telekom weiter erhöht“, sagte Lothar Schröder, Mitglied des Bundesvorstands der Gewerkschaft Verdi, dem Handelsblatt. „Es stellt sich doch die Frage, ob der Hund noch mit dem Schwanz wackelt oder ob es nicht irgendwann umgekehrt ist“, so Schröder weiter, der auch stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzender des Konzerns ist.

Fokus auf die Heimat gefordert

Mit seiner Aussage zielt Schröder zwar zunächst auf ein Thema, das ihm als Gewerkschaftler am Herzen liegt: „Wie T-Mobile US mit seinen Arbeitnehmern umgeht, ist unanständig.“ Sie würden mit Druck daran gehindert, sich gewerkschaftlich zu organisieren. „Einen derartigen Einfluss auf den Konzern halten wir für falsch.“ Diesen Vorwurf hat die Gewerkschaft wiederholt vorgebracht. Die Deutsche Telekom weist ihn vehement zurück.

Doch die Kritik könnte ernste Folgen für die künftige Strategie von Höttges haben. Nach dem Scheitern der Gespräche mit Sprint bleibt T-Mobile US vorerst auf sich alleine gestellt, der Konzern muss also auch künftige Investitionen in den USA alleine stemmen. Doch genau das lehnt Schröder ab. „Es sollten keine Investitionen in die USA fließen, die dann hier nicht mehr für wichtige Projekte zur Verfügung stünden“, fordert er.

 „Die Strategie der Deutschen Telekom ist es, führender Telekommunikationsanbieter in Europa zu sein. Darauf sollte sie sich konzentrieren“, so Schröder weiter. Unterstützung bekommt der Gewerkschaftler aus der Politik. In Regierungskreisen hieß es auf Nachfrage des Handelsblatts: „Natürlich ist es bei uns ein Thema, wo die Telekom ihren Umsatz generiert – angesichts der dringend anstehenden Investitionen in den Glasfaserausbau umso mehr.“ Derzeit wird in Deutschland heftig diskutiert, wie das Land mit superschnellem Internet versorgt und wie das finanziert werden kann. Als größter Anbieter des Landes steht die Telekom dabei besonders im Fokus.

Die Telekom-Spitze sieht die Kritik bislang gelassen. Finanzchef Thomas Dannenfeldt machte deutlich, dass Investitionen in den USA ohnehin kein Thema seien. Die Tochter verdiene durch ihr Wachstum genug Geld, um Ausgaben selbst „problemlos alleine stemmen“ zu können, erklärte er am Donnerstag auf Nachfrage. Das gelte sowohl für den Ausbau des Netzes als auch für den eventuellen Zukauf von weiteren Frequenzen.

Experten sind allerdings skeptisch. T-Mobile US müsse schon sehr kräftig wachsen, um die notwendigen Investitionen finanzieren zu können, heißt es. Roger Entner, Gründer der Branchenberatung Recon Analytics, rechnet damit, dass die US-Tochter bei der nächsten Auktion von Frequenzen für den neuen Mobilfunkstandard 5G, die wahrscheinlich 2019 stattfinden soll, „eine Summe im Bereich von zehn Milliarden Dollar“ investieren muss.

Aktuell wirft das Geschäft von T-Mobile US nicht ansatzweise so viel Geld ab. Im dritten Quartal dieses Jahres betrug der Mittelzufluss aus dem operativen Geschäft – dem sogenannten Free Cashflow, aus dem Investitionen üblicherweise finanziert werden – 921 Millionen Dollar. Das waren zwar 340 Millionen Dollar mehr als im Vorjahreszeitraum, aber längst nicht genug. Im gesamten vergangenen Jahr betrug der Free Cashflow 1,42 Milliarden Dollar.

Bescheidener Erfolg

Hinzu kommt: Die Möglichkeiten der Mutter, unterstützend einzugreifen, sind begrenzt. Denn da ist noch das wichtige Thema Schuldenabbau. „Insbesondere durch den Free Cashflow im dritten Quartal von 1,9 Milliarden Euro konnten wir die Netto-Finanzverbindlichkeiten auf 52,6 Milliarden Euro senken“, freute sich Finanzvorstand Dannenfeldt am Donnerstag. Damit sei die Relation der Verschuldung zum bereinigten Ebitda nun mit einem Wert von 2,3 wieder innerhalb des kommunizierten Korridors von zwei bis 2,5. „Und dies trotz der extrem hohen Belastung durch den Spektrumserwerb im Laufe des Jahres in den USA.“ Ein Quartal zuvor war die Verschuldung noch von 50 auf mehr als 55 Milliarden Euro gestiegen.

Zudem muss aus diesen Mitteln die Dividende bezahlt werden. Dannenfeldt bekräftigte das Versprechen, mindestens fünfzig Cent je Aktie plus Zulage im Einklang mit dem Wachstum des Free Cashflow ausschütten zu wollen. 2016 hatte die Telekom 60 Cent pro Anteilschein gezahlt.

Umso wichtiger ist es für Höttges, dass er seinen Kritikern zumindest mit einer guten Nachricht begegnen kann. Im Heimatgeschäft läuft es offensichtlich nicht gar so schlecht. Der Konzern habe vor allem dank „des beeindruckenden heimischen Geschäfts sehr stark abgeschnitten“, lobte Akhil Dattani, Analyst von JP Morgan Chase & Co., die vorgestellten Quartalszahlen in einer Studie. Auch Kepler-Cheuvreux-Analyst Matthijs Van Leijenhorst betonte, das Unternehmen habe im deutschen Markt überraschend gut abgeschnitten.

Es ist allerdings die Freude über einen eher bescheidenen Erfolg. Lange war es für den Ex-Staatskonzern schwer, überhaupt steigende Umsätze in seinem Kernland zu erzielen. Angesichts dessen gilt bei Investoren ein Anstieg von 0,3 Prozent in den ersten neun Monaten dieses Jahres schon als Erfolg – auch weil die Telekom es dabei geschafft hat, ihre ohnehin schon hohe Marge bezogen auf das bereinigten Ebitda von 38,4 auf 39,1 Prozent zu steigern.

Da stört es auch nicht, dass der Konzernüberschuss im dritten Quartal um mehr als die Hälfte auf 507 Millionen Euro gefallen ist. Denn das lag auch daran, dass die Telekom 1,2 Milliarden Euro auf den geschätzten Firmenwert der IT-Tochter T-Systems abschreiben musste.

Startseite
1 Kommentar zu "Telekom: Die dunkle Seite des Erfolgs"

Das Kommentieren dieses Artikels wurde deaktiviert.

  • Sehr geehrte Frau Karabasz,

    In ihrem Artikel vertreten Sie die These, dass das operative Geschäft der T-Mobile US nicht ausreichend finanzielle Mittel generiere, um die Investitionen zu tragen.

    Sie schreiben: „Im dritten Quartal dieses Jahres betrug der Mittelzufluss aus dem operativen Geschäft - dem sogenannten Free Cashflow, aus dem Investitionen üblicherweise finanziert werden - 921 Millionen Dollar. Das waren zwar 340 Millionen Dollar mehr als im Vorjahreszeitraum, aber längst nicht genug. Im gesamten vergangenen Jahr betrug der Free Cashflow 1,42 Milliarden Dollar.“
    Das stellt den Sachverhalt nicht richtig dar. Der Free Cashflow ist die resultierende Größe, nachdem die Investitionen in das (Sach-) Anlagevermögen bereits finanziert worden sind.
    Darüber hinausgehende Auszahlungen in Mobilfunk-Lizenzen, werden – wie von der Deutschen Telekom klar kommunziert - gesondert betrachtet, da nicht absehbar ist, wann und in welcher Höhe sie anfallen.
    Bei dem Bezug auf den Free Cashflow des Jahres 2016 von 1,42 Milliarden Dollar lassen Sie zudem die Prognose der T-Mobile US für die Periode 2016 bis 2019 für den Free Cashflow außer acht. Diese geht von einem durchschnittlichen jährlichen Wachstum von zwischen 45 und 48 Prozent aus. Unterstellt man den unteren Wert dieser Wachstumsrate, würde das für den genannten Zeitraum eine Gesamtsumme für den Free Cashflow von mehr als 10 Milliarden Dollar bedeuten.

    Mit freundlichen Grüßen
    Andreas Leigers, Pressesprecher Deutsche Telekom

Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%