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Tinnitracks – Start-up des Monats Mit einer App gegen das Piepen im Ohr

Dieser grauenvolle Piepton: Rund drei Millionen Deutsche leiden an einem Tinnitus. Das Start-up Tinnitracks will einen Weg zur Linderung gefunden haben. In den USA werden die Gründer schon gefeiert wie Superstars.
30.03.2015 - 13:28 Uhr Kommentieren

Ein digitales Wundermittel gegen Tinnitus?

Düsseldorf In unserer Reihe das „Start-up des Monats“ stellen wir Ihnen regelmäßig ein innovatives Unternehmen vor. In diesem Monat geht es um das Hamburger Start-up Tinnitracks.

Es piept. Nach einem Besuch in einer Diskothek, in der die Boxen laut dröhnten. In einer Stresssituation oder beim Sport. Hin und wieder hat jeder Mensch ein leises Piepen auf den Ohren, das meist nach ein paar Sekunden verschwindet. Falls nicht, kann es sich um einen Tinnitus handeln. Fast drei Millionen Menschen leiden in Deutschland an dieser chronischen Krankheit. Lange galten alle Ansätze, einen Tinnitus zu lindern, als erfolglos. Die Gründer des kleinen Unternehmens Tinnitracks wollen eine Lösung gefunden haben – und das ganz digital, indem die Lieblingsmusik des Betroffenen durch deren sogenanntes Tinnitracks-Programm gefiltert wird. 

Die Idee zur App erregt Aufmerksamkeit: Erst im März belegte Gründer Jörg Land den ersten Preis bei der „South by Southwest“ (SXSW), einer wichtigen Gründer- und Innovationskonferenz in Texas. Kategorie: „Digital Health“ (zu deutsch: „Digitale Gesundheit“). Damit ist Tinnitracks als erstes deutsches Start-up bei der SXSW ausgezeichnet worden. In den USA werden Land und seine Mitgründer Adrian Nötzel und Matthias Lanz schon als Pioniere der Hörakustik gefeiert, obwohl die App sich noch im Endstadium der Entwicklung befindet. „Die Amerikaner mögen Gewinner, die lassen uns jetzt nicht mehr los“, sagte Jörg Land in der vergangenen Woche.

Er selbst war gerade in Texas, um den Preis entgegenzunehmen, als Handelsblatt Online bei Tinnitracks zu Besuch war. Was in Übersee gehyped wird, hat nämlich in Hamburgs Szenevierteln angefangen: St. Pauli Ecke Schanzenviertel Ecke Karolinenviertel. Hier verstecken sich zahlreiche junge Unternehmer, Künstler und Denker.

Entsprechend erweckt Adrian Nötzel einen verlegenen Anschein, als er die Tür aufmacht. Sonst führt Land immer die Pressegespräche. Nötzel sei der Fachmann, was Hörakustik angeht, der „Nerd der Gruppe“. Er ist Toningenieur, hatte die erste Idee für Tinnitracks. Seine Diplomarbeit schrieb er im Bereich Medientechnik. Dabei ist er 2012 auf Studien der Universität Münster gestoßen, auf denen sein heutiges Unternehmen basiert.

Inhalt der Studien war eine Technik, die den Bereich des Hörzentrums mit Musik stimuliert, in dem der Tinnitus nicht zu hören ist. Eine umgekehrte Taktik also: Der Frequenzbereich „ohne“ Tinnitus wird beschallt, dadurch soll der Frequenzbereich „mit“ Tinnitus gelindert werden.

„Das kann man sich wie Vokabeln lernen vorstellen“, erklärt Nötzel. „Indem der Patient die gefilterte Musik hört, trickst er sein Hörzentrum aus.“ Der Fachbegriff dafür heißt „Neuroplastizität“: Die Synapsen, die der Mensch oft benutzt, verstärken sich und andere werden verringert. Mit der Tinnitracks-Technologie sollen also die Synapsen mit hoher Tinnitus-Rate „ausgeblendet“ werden. Es ist vergleichbar mit dem Lernen spanischer Vokabeln, was englische Wörter aus dem Gedächtnis verdrängt.

Seit 2013 wird das Start-up, das zu der GmbH Sonormed gehört, bereits von der Europäischen Union gefördert. So wurden Jörg Land und Co. mehrere Innovationspreise verliehen, unter anderem der des „European Institute of Innovation and Technology in Eindhoven“. In diesem Netzwerk mischen das Fraunhofer Institut, Intel, Siemens und andere große Unternehmen mit. Ob den Gründern der Erfolg zu Kopf steigt? Nein, meinen alle drei. Land sagt aber: „Wenn die App fertig ist, gibt’s erstmal eine große Party.“ 

Tinnitus-Experte: „Die Aufregung für Tinnitracks wird überschätzt“
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