Toshiba-Bilanzskandal Das Management rückt ins Visier

Der Vorstand des Industriekonzerns Toshiba rückt ins Visier der Ermittlungen.
Tokio In der Bilanz-Affäre bei Toshiba steht Insidern zufolge inzwischen auch die Rolle des Managements auf dem Prüfstand. Dies könne zu Veränderungen in der Führung des japanischen Industriekonzerns führen, sagten mehrere mit der Angelegenheit vertraute Personen der Nachrichtenagentur Reuters am Donnerstag. Die Nachforschungen beträfen nicht mehr nur Bilanzierungsfehler in der Infrastruktur-Sparte, sondern nun auch mögliche Fehler bei anderen Geschäften. Um den Ursachen auf den Grund zu gehen, seien Mitarbeiter aus dem oberen Management befragt und interne E-Mails kontrolliert worden.
Anfang Juni hatte Toshiba wegen der Untersuchungen die Dividende gestrichen und die Prognose für das abgelaufene Geschäftsjahr 2014/2015 kassiert. Insidern zufolge könnte der Konzern, der etwa Konsumgüter wie Fernseher und Laptops herstellt, aber auch Atomkraftwerke baut, bis zu 1,2 Milliarden Dollar abschreiben. Dies wäre drei Mal so viel wie ursprünglich veranschlagt. Seit Beginn der Untersuchungen im April ist Toshibas Börsenwert um ein Viertel beziehungsweise vier Milliarden Dollar geschrumpft.
Es ist bereits das zweite Mal in weniger als zwei Jahren, dass das Unternehmen seine Bilanzierungsmethoden überprüft. Toshiba räumte bereits ein, dass Kosten für einige Projekte zu niedrig angesetzt wurden. Deswegen erwägt das Unternehmen laut Insidern, seinen Anteil von 87 Prozent an dem US-Atomunternehmen Westinghouse Electric zu verringern. Ein Firmensprecher sagte, der Konzern habe schon vor der Bilanzaffäre darüber nachgedacht.
Der Fall weckt auch Erinnerungen an den Bilanzskandal beim japanischen Kamerahersteller Olympus im Jahr 2011, der den Konzernchef den Job kostete.
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