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Unister-Gesellschafter Kirchhof „Das passt nicht zu Thomas“

Daniel Kirchhof war einer der engsten Vertrauten des verunglückten Unister-Chefs Thomas Wagner. Im Interview spricht der Gesellschafter über dessen abenteuerliche Reise nach Venedig – und kritisiert den Insolvenzverwalter.
21.07.2016 - 18:39 Uhr Kommentieren
Anzeige gegen unbekannt. Quelle: PR
Unister-Gesellschafter Kirchhof

Anzeige gegen unbekannt.

(Foto: PR)

Lange Zeit war Daniel Kirchhof einer der engsten Vertrauten des verunglückten Unister-Chefs Thomas Wagner. Zuletzt jedoch lieferten sich die beiden eine Schlammschlacht. Nach der Insolvenz kritisiert Kirchhof, der noch immer 15 Prozent der Firmenanteile hält, den Verwalter, befeuert Spekulationen – und erstattet Anzeige gegen unbekannt.

Am vergangenen Donnerstag ist Ihr einstiger Kompagnon, Thomas Wagner, bei einem Flugzeugabsturz ums Leben gekommen. Sie kennen sich seit dem Studium, haben Unister zu einer großen Nummer im Online-Reisegeschäft gemacht. Wie haben Sie von dem Unglück erfahren?
Mein Anwalt rief mich am Nachmittag während eines Geschäftstermins in München an, sagte, es gebe Gerüchte über einen Flugzeugabsturz. Thomas Wagner sei angeblich verunglückt, auf einem Flug von Venedig nach Leipzig.

Was ging Ihnen durch den Kopf?
Das ist doch alles nicht wahr. Wir haben jahrelang in einem Büro gesessen. Tag und Nacht haben wir miteinander verbracht, an Projekten gearbeitet. Gute und schlechte Zeiten erlebt.

Wagner, das bestätigten Unternehmenskreise, ist mit dem Jet nach Venedig gereist, um dort für Unister ein Darlehen abzuschließen. Hierzu soll er auch eine große Summe Bargeld mitgeführt haben.
Das ist alles völlig untypisch. Solange ich im Unternehmen war, sind wir nie mit dem Privatjet geflogen, immer nur Linienflüge. Und auch das Mitführen von Bargeldsummen in den kolportierten Größenordnungen war vollkommen unüblich. Das passt nicht zu Thomas.

Der Deal ist offenbar schief gelaufen. In Italien hat Wagner dann, auch das bestätigen Unternehmenskreise, bei den Behörden eine Anzeige wegen Betrugs erstattet. Er ist womöglich in eine Falle getappt.
Das ist eine abenteuerliche Geschichte. Sollte er tatsächlich wegen eines Darlehens vor Ort gewesen sein, müssten auch andere im Unternehmen mehr davon wissen. Ich habe höchste Zweifel, dass Thomas alles vollständig allein entschieden hat. Bei solchen Geschäften war immer der Justiziar eingeweiht. Ich selbst habe vom Unternehmen bislang keine Informationen erhalten. Die Sache muss aber aufgeklärt werden. Deshalb habe ich Strafanzeige erstattet. Das ist ein Fall für die Strafermittler. Es wäre auch im Sinne von Herrn Wagner und sicher auch der Hinterbliebenen, dass es eine vollständige Aufklärung gibt.

Wen haben Sie angezeigt?
Die Strafanzeige richtet sich gegen unbekannt. Sie bezieht sich auf den Verdacht der Geldwäsche und Veruntreuungen. Als Gesellschafter ist es meine Pflicht, für Aufklärung zu sorgen.

Ihrem Unternehmen leisten Sie einen Bärendienst. Seit Montag ist die Unister Holding GmbH insolvent. Der Verwalter sucht gerade nach einem Käufer.
Die Insolvenz war vermeidbar. Da durch den Absturz der Geschäftsführer verstorben ist, sind wir Gesellschafter in persönlicher Haftung. Ich habe angeboten, gemeinsam mit den anderen Gesellschaftern die Geschäfte zu übernehmen. Das wäre nach außen hin ein Zeichen der Stärke gewesen. Investoren waren bereit, die notwendige Finanzierung bereitzustellen.

Wer hat dann den Schritt in die Insolvenz beschlossen?
Dem Vernehmen nach wurden die antragstellenden Gesellschafter durch das Management und externe Berater zu diesem Schritt gedrängt. Dies war zu diesem Zeitpunkt mit mir nicht abgestimmt und nicht notwendig.

Wie beurteilen Sie die Arbeit des Insolvenzverwalters?
Der Insolvenzverwalter hat seine Arbeit erst aufgenommen, und die ersten Gespräche befinden sich in einer frühen Phase. Hier wird man abwarten müssen. Den Schritt der Insolvenzbeantragung bei der Urlaubstours GmbH kann ich vor dem Hintergrund der komplexen internen und externen Leistungsbeziehungen jedoch nicht nachvollziehen. Zudem glaube ich, war es in Richtung der Kunden das falsche Signal.

Mit dem Unister-Reich zerfällt gerade auch ein Stück Ihres Lebenswerkes.
Unister ist seit meinem Ausscheiden durch unsinnige und unqualifizierte Entscheidungen in diese Lage geraten. Dem Unternehmen droht die Zerschlagung. Mich macht das sehr, sehr traurig.

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