Valley Voice 2018 – Der Exodus beginnt

Axel Postinett, Korrespondent des Handelsblatts im Silicon Valley, berichtet über neue Trends und den digitalen Zeitgeist im Tal der Nerds.
San Francisco Trent Deike war ohnehin auf einen Wechsel aus, und da hat er gleich Nägel mit Köpfen gemacht. Der junge Software-Ingenieur tauschte seine beengte, 90 Quadratmeter große Dreizimmerwohnung in San Francisco Ende 2017 gegen ein Sechs-Zimmer-Haus mit Garage und 360 Quadratmetern Wohnfläche in Bellevue, einem Nobelvorort des Technologie-Hubs Seattle, ein. „Es ist einfacher“, sagt der verheiratete Software-Ingenieur, „hier ein Haus in einem guten Vorort mit guten Schulen zu finden als in San Francisco“. Und Technologiejobs gibt es für Menschen wie ihn hier mittlerweile genug. Das Silicon Valley ist längst nicht mehr alternativlos. Die Miete für das große Haus im Grünen liege nur 25 Prozent über dem, was er für seine Wohnung in San Francisco bezahlt habe.
Es war ein Jahr mit ein paar Highlights und viel Schatten für das Silicon Valley, und das neue Jahr geht auch nicht gerade prima los. Es ist ein Liebesgruß von Präsident Donald Trump, der auf den Neujahrspartys heiß und kontrovers diskutiert wurde und 2018 mit einem schalen Geschmack beginnen lässt. Jedenfalls dann, wenn man in einem der reichen Staaten mit viel demokratischer Wählerschaft wie New York, New Jersey, Connecticut oder speziell in Kalifornien wohnt und da im Silicon Valley. Die Steuerreform hält dann ein paar ganz üble Nackenschläge bereit.
Es wird ein „Massenexodus“, ist sich Glenn Kelman, Vorstandschef des Broker-Start-ups Redfin sicher, und er habe schon begonnen. Das „Silicon Valley verlässt das Silicon Valley“, sagt er. Ein Trend der sich schon länger zaghaft anbahnt. Aber noch war der Leidensdruck nicht groß genug und es fehlten die Alternativen. Das ist dank Trump jetzt vorbei.
Nach dramatischen Steigerungen der Lebenshaltungskosten, speziell der Mieten und Immobilienpreise, verzeichnet Kalifornien generell bereits einen Netto-Bevölkerungsabfluss. Das hochprivilegierte Silicon Valley zwischen San Francisco und San Jose hat jedoch lange dagegengehalten. Jeder Glücksritter der Tech-Gemeinde wollte hierher. Trump hat dem jetzt wohl das Genick gebrochen.
Es war ein einfacher Trick: Im neuen Steuergesetz wird die Absetzbarkeit vom Hypothekenzinsen auf die ersten 750.000 Dollar Hypothekensumme beschränkt. In Gegenden wie San Francisco, wo Zwei-Zimmerwohnungen in guten Lagen schon für über eine Million Dollar gehandelt werden, oder in Elite-Siedlungen wie Menlo Park kann das für Immobilienkäufer eine massive Mehrbelastung bedeuten.
Gleichzeitig wird die Absetzbarkeit der Grundsteuer auf 10.000 Dollar im Jahr begrenzt. Das ist bei Neukäufen schnell erreicht. Der alte Wert des Hauses wird beim Verkauf an den neuen Kaufpreis angepasst. Zahlte der Alteigentümer nach 30 Jahren in seinem Haus vielleicht 40 Dollar im Monat, kommt der Neukäufer schnell auf 2000 oder mehr. Als Doppel-Whopper kommt dann noch die limitierte Abzugsfähigkeit der bundesstaatlichen Einkommenssteuer dazu. Wenn der Abzug der Grundsteuer den Freibetrag nicht aufgefressen hat, ist der auch auf 10.000 Dollar limitiert.
Das wird jetzt Folgen haben. Google ist für Immobilienprofi Kelman das Paradebeispiel für die Endzeitstimmung im Valley: „Google beschäftigt schon mehr Mitarbeiter außerhalb des Valleys als innerhalb. Und wenn Google sich das hier nicht mehr leisten kann, wer denn dann? Das ist das am irrsinigsten profitable Tech-Unternehmen der Geschichte!“
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Kalifornien steht in den USA politisch sehr weit links. Die Ökoreligion ist sehr populär. Die Ökoreligion und die linke Ideologie wirken auch in den USA sehr destruktiv.
So ....
-liegen die Strompreise in Kalifornien mit an der Spitze. Das Stromnetz ist mittlerweile ziemlich instabil.
-liegen die Mindestlöhne in Kalifornien mit an der Spitze.
-Gibt es zahlreiche kostspielige Regulierungen die andere Bundesstaaten nicht kennen.
- Mit der Trump Steuerreform reduziert sich die Möglichkeit lokale Steuern von der Bundessteuer abzuziehen. Dies ist ein weiterer Punkt gegen den Standort.
Meines Erachtens ist es auch abseits der destruktiven Politik wünschenswert wenn sich Menschen und Betriebe aus dem wasserarmen, erdbebengefährdeten Bundesstaat in Gebiete der USA, die besser für die menschliche Besiedlung geeignet sind, verlagern.