Valley Voice Internet der dummen Dinge

Britta Weddeling, Korrespondentin des Handelsblatts im Silicon Valley, berichtet über neue Trends und den digitalen Zeitgeist im Tal der Nerds.
San Francisco Neulich gab mir Google einen neuen Namen. Nur einen Augenblick zögerte der vasenförmige Lautsprecher, dann wiederholte „Google Home“ artig das Wort, das ich ihm zuvor angeblich genannt hatte: „Beretta“. Aus meinem Vornamen wurde eine Handfeuerwaffe italienischen Fabrikats. Es hätte schlimmer kommen können.
Dieser Tage beginnt die Consumer Electronic Show (kurz: CES) in Las Vegas. Die Messe, eine der größten der Unterhaltungselektronik, gilt traditionell als Vorschau auf das, was uns 2017 an technologischer Raffinesse erwartet. Dieses Mal sollen vor allem vernetzte Geräte gefeiert werden, die allerorts in unser Leben einziehen – heißen sie nun „Google Home“ oder „Amazon Echo“, bewohnen sie Wohnzimmer, Autos oder unseren Arm.
Glaubt man den Ausstellern, wird es dieses Jahr auch darum gehen, alle erdenklichen Dinge an das Internet anzuschließen. Vom Analysegerät „für natürliche und sichtbar bessere Haut“, über Weinkühler, Schuhsohle, den Hund und ja, das Baby. Die Frage ist nur: Ergibt das Sinn?
Sicherlich wird das Internet der Dinge innovative Technologien ermöglichen. Eine intelligente Steuerung der Heizung kann Stromkosten senken und schont die Umwelt. Doch tatsächlich smart ist das nicht, wenn Wärme und Licht nur noch per App gesteuert werden, der Inhaber des Programms aber gerade nicht verfügbar ist. Da fühlt sich das Leben ferngesteuert an.
Das Internet der Dinge oder „Internet of Things“ (kurz: IoT) ist bislang leider auch ein Internet der dummen Dinge. Nicht überall macht Vernetzung Sinn. Produkte sind nur dann erfolgreich, wenn das Design vom Menschen aus gedacht wird. Und dem Nutzer ist im smarten Wohnzimmer derzeit noch etwas kalt.
Zumal er gar nicht immer weiß, was er sich da ins Haus holt. Laut einer Umfrage des US-Telekommunikationsriesen AT&T unter 5.000 Unternehmen weltweit entwickeln zwar 85 Prozent IoT-Geräte. Doch nur 10 Prozent glauben, dass sie diese auch gegen Hackerangriffe sichern können. Klar, jedes System besitzt eine Schwachstelle, doch mehr als 90 Prozent aller Angriffe sind keine komplizierten „Zero-Day“-Attacken.
Es bleibt zu hoffen, dass Hersteller mehr über Sicherheit und Sinnhaftigkeit nachdenken – auch auf der CES. Das Problem wird größer: Masayhoshi Son, Chef des japanischen Telekommunikations- und Medienkonzerns Softbank, schätzt, dass im kommenden Jahr die Menge der Apparate im Internet der Dinge die Zahl der mobilen Geräte übertreffen wird – und 2021 sogar 15,7 Milliarden von ihnen online sein werden.
Immer dienstags schreibt Britta Weddeling, Korrespondentin des Handelsblatts im Silicon Valley, über neue Trends und den digitalen Zeitgeist im Tal der Nerds.
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