Benachrichtigung aktivieren Dürfen wir Sie in Ihrem Browser über die wichtigsten Nachrichten des Handelsblatts informieren? Sie erhalten 2-5 Meldungen pro Tag.
Fast geschafft Erlauben Sie handelsblatt.com Ihnen Benachrichtigungen zu schicken. Dies können Sie in der Meldung Ihres Browsers bestätigen.
Benachrichtigungen erfolgreich aktiviert Wir halten Sie ab sofort über die wichtigsten Nachrichten des Handelsblatts auf dem Laufenden. Sie erhalten 2-5 Meldungen pro Tag.
Jetzt Aktivieren
Nein, danke

Günstige Kredite Kein Interesse an Zins-Geschenken

Die mittelständischen Unternehmen zögern mit ihren Investitionen - obwohl Kredite derzeit so günstig sind wie selten zuvor. Auch gegenüber Private Equity bestehen oftmals erhebliche Vorbehalte.
12.05.2015 - 10:17 Uhr Kommentieren
Der Mittelstand hält sich nach den schlechten Erfahrungen der Finanzkrise immer noch mit größeren Investitionen zurück. Quelle: obs

Der Mittelstand hält sich nach den schlechten Erfahrungen der Finanzkrise immer noch mit größeren Investitionen zurück.

(Foto: obs)

Aachen Die gute Nachricht: Gewerbliche Kredite sind derzeit äußerst günstig. Unternehmen können sich für ihre Investitionsvorhaben bei der Förderbank KfW Geld ab einem effektiven Jahreszins von 1,26 Prozent leihen. Bei den Hausbanken geht es zum Teil sogar noch günstiger. Dennoch zögern viele Firmen damit, die günstigen Kreditkonditionen zu nutzen.

„Die Mittelständler nehmen das Zinsgeschenk nur teilweise an“, sagt Hendrik Wolff von der Unternehmungsberatung Wolff & Häcker. Unternehmen hielten sich nach den schlechten Erfahrungen der Finanzkrise immer noch mit größeren Investitionen zurück. „Außerdem lassen sich viele Zeit, weil sie davon ausgehen, dass die Zinsen noch länger niedrig bleiben“, ergänzt der Experte.

Den gleichen Eindruck hat auch Mario Ohoven, Präsident des Bundesverbandes mittelständische Wirtschaft (BVMW): „Wir wissen aus einer Studie der Fachhochschule des Mittelstandes, dass 63 Prozent der Mittelständler bei der Anlage ihrer liquiden Mittel nicht auf das niedrige Zinsniveau reagieren.“ Obwohl die Finanzierung für die meisten Mittelständler laut Ohoven derzeit kein Problem ist.

Die Beratungsfirma Wolff & Häcker hat gemeinsam mit dem Wirtschaftsprüfungsunternehmen Ebner Stolz das Finanzierungsverhalten der Mittelständler unter die Lupe genommen und dazu rund 5.000 Unternehmer befragt. Ergebnis: Für zwei Drittel der befragten Firmen haben sich die Finanzierungskonditionen verbessert.

„Aus Sicht der Unternehmen besteht somit wenig Handlungsdruck“, erklärt Wolff. Nur rund 40 Prozent der Unternehmer geben einen erhöhten Kapitalbedarf an. Gewinne blieben im Unternehmen und würden thesauriert. Aus der Untersuchung geht auch hervor, dass für die meisten Firmen die Hausbank nach wie vor Kreditgeber Nummer eins ist. Weitere beliebte Finanzierungsinstrumente sind laut Wolff Leasing und Gesellschafterdarlehen.

Das Interesse von Mittelständlern an anderen, weniger traditionellen Finanzierungsformen ist der Umfrage zufolge dagegen eher gering. „Viele Firmen vergeben die Chance, den Kapitalmarkt als Finanzierungsinstrument zu nutzen“, bemängelt Wolff. Kostengünstige Alternativen werden so mitunter links liegen gelassen.

Auch gegenüber Private Equity bestünden oftmals erhebliche Vorbehalte. So werden Renditedruck, kurzfristige Ergebnisoptimierung und die Gefahr einer Zerschlagung des Unternehmens befürchtet. „Unsere Studie zeigt aber auch, dass dies oft Vorurteile sind. Es ist spannend, dass eine überwiegende Mehrheit Private Equity ablehnt, während diejenigen Unternehmen, die bereits Erfahrung damit gesammelt haben, eine positive Bilanz ziehen“, bemerkt Wolff.

Generell bleibt laut der Untersuchung der Informationsstand der Geschäftsführer über andere Finanzierungsformen niedrig. Wichtige Kriterien seien für den Mittelstand bei der Wahl der Finanzierung Verlässlichkeit, Unabhängigkeit von Kapitalgebern und die Kapitalkosten. Die hohe Gewichtung dieser Kriterien geht im Mittelstand einher mit einer überwiegend skeptischen Einschätzung des Kapitalmarkts als Finanzierungsquelle.

„Der Mittelstand nutzt die derzeit günstigen Finanzierungsbedingungen vorwiegend über bilaterale Kredite und Konsortialkredite, bei denen also mehrere Banken gemeinsam einen Kredit gewähren“, sagt Britta Becker, Expertin für Mittelstandsfinanzierung bei Ernst & Young (EY). Auch ihrer Erfahrung nach sind die Hausbanken in Finanzierungsfragen der wichtigste Ansprechpartner. Aber zugleich sei es so, dass die sogenannten differenzierten Financiers - Unternehmen, die auch moderne Finanzierungsinstrumente nutzen - schneller wachsen als Firmen, die sich rein klassisch finanzieren.

EY-Expertin Becker verweist darauf, dass der Mittelstand in Deutschland den Kapitalmarkt traditionell weit weniger intensiv als Finanzierungsquelle wahrnehme, als dies in anderen Ländern der Fall sei: „In einer verstärkten Nutzung läge für die deutschen Unternehmen erhebliches Potenzial - sowohl um den künftigen Mittelbedarf zu decken als auch die Abhängigkeit von Banken zu reduzieren.“

Startseite
Mehr zu: Günstige Kredite - Kein Interesse an Zins-Geschenken
0 Kommentare zu "Günstige Kredite: Kein Interesse an Zins-Geschenken"

Das Kommentieren dieses Artikels wurde deaktiviert.

Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%