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Albert Wenger Ein Investor auf der Suche nach dem Sinn des Lebens

Investor Albert Wenger interessiert sich nicht nur für die Entwicklung von Kursen, sondern auch die des Menschen. Seine Gedanken dazu erscheinen live im Netz.
04.06.2018 - 18:09 Uhr Kommentieren
Der Risikokapitalinvestor schreibt ein Buch – mit dem Titel: „World after Capital“. Quelle: picture alliance
Albert Wenger

Der Risikokapitalinvestor schreibt ein Buch – mit dem Titel: „World after Capital“.

(Foto: picture alliance)

Düsseldorf Albert Wenger, Risikokapitalinvestor bei Union Square Ventures in New York, arbeitet, wann immer er Zeit zwischen Unternehmenspräsentationen und Aufsichtsratssitzungen findet, an einem Buch mit dem Titel „World after Capital“. Das Fortschreiben des Werks können interessierte Leser quasi live im Internet verfolgen. Kapitel für Kapitel fügt er Woche für Woche unter der Internetadresse worldaftercapital.org hinzu. Ende (noch) offen.

Doch wer glaubt, dort womöglich Anlageempfehlungen oder Firmenanalysen eines Investorenprofis zu finden, der täuscht sich. Denn Wenger ist weit mehr als ein bloßer Frühphaseninvestor auf der steten Jagd nach Rendite.

Tatsächlich erwarten seine Geldgeber, darunter Universitätsstiftungen und Pensionsfonds, genau das von dem 51-Jährigen. Doch der gebürtige Franke, der seit mehr als 20 Jahren mit Frau und drei Kindern in Manhattan lebt und arbeitet, der Informatik und Volkswirtschaftslehre in Harvard und am MIT in Boston mit Promotion studiert hat, beschäftigt sich beinahe leidenschaftlich gern auch und vor allem mit der Entwicklungsgeschichte der Menschen.

Er sucht und analysiert Wendepunkte in der Evolutionshistorie, die durch technischen Fortschritt ausgelöst, mindestens aber beschleunigt wurden. Das alles beschäftigt ihn natürlich nicht nur aus humanitärer Sicht, sondern er sagt: „Wir müssen verstehen, wie sich die Menschen entwickeln, um zu verstehen, wie sich die Märkte entwickeln.“

Und da nimmt die Erkenntnis, dass jeder Mensch im Leben einen Sinn braucht, einen weithin breiten Raum ein. Insbesondere die These, wonach es seit Beginn des Manchester-Kapitalismus zum zentralen Lebensentwurf jedes Menschen gehört, einen guten Job zu machen.

Interessen befeuern den Fortschritt

Nun ist es aber so, dass nicht wenige Experten im Zuge der Digitalisierung und der Entwicklung von künstlicher Intelligenz ganze Berufsfelder verschwinden sehen. Und was wird dann aus den Menschen? Sie müssen womöglich nach einem neuen Sinn suchen. Diese grundsätzliche Sinnsuche sei keine gänzlich neue Entwicklung. Früher etwa hätte die Religion für Menschen eine deutlich sinnhaftere Verankerung im Leben gehabt, ehe die Hinwendung zur täglichen Arbeit wichtiger wurde.

Wenger glaubt fest an den Gedanken, dass jeder Mensch Interessen hat. Und dass wir ihn – zeitlich und wirtschaftlich – befähigen müssen, diese Interessen über einen längeren Zeitraum zu vertiefen. Daraus entsteht Sinn, der auch dem Gemeinwohl dienen kann. Beispiel Klimawandel: Es müssten sich seiner Meinung nach einfach viel mehr Menschen der Lösung dieses Problems hingeben.

Und dann erzählt er die Geschichte einer Schulkameradin aus seiner fränkischen Heimat. Die Schülerin sagte schon mit 16 Jahren: „Ich will Försterin werden.“ Damals wurde sie belächelt, heute lebt sie in einem weithin naturbelassenen Wald.

Ein zweites Beispiel sei die Hingabe an die Mathematik: „Mit der klassischen Mathematik kann man zumeist nicht genug Geld für den Lebensunterhalt verdienen.“ Trotzdem hat es dort unglaubliche Fortschritte gegeben. Warum? Weil es einfach viele Leute gibt, die sich aufgrund ihres tiefen Interesses dafür begeistern. Und sich manchmal ein Leben lang immer und immer wieder mit der Lösung von Matheaufgaben beschäftigen.

Seine drei Kinder, 18-jährige Zwillinge und ein 15-jähriger Sohn, haben Mathe nur bis zum Alter von zwölf Jahren in der Schule gelernt. Danach wurden die Kinder zu Hause unterrichtet, was in den USA erlaubt ist.

„Wir haben darauf geachtet, dass sie Dinge finden, die sie begeistern. Gelingt das, verbringen sie automatisch weniger Zeit mit dem Smartphone“, sagt Wenger und erzählt von einem Trend, wonach immer mehr junge Leute in Restaurants ihre Handys auf den Tisch legen: Wer zuerst danach greift, muss für alle bezahlen. 

Anhand der Entwicklung seiner Kinder glaubt er, dass seine Erziehungsmethoden funktioniert haben könnten. „Unser jüngster Sohn interessiert sich sehr für Mode und kocht gern. Unsere Tochter hat einen Film gedreht und studiert Psychologie. Und ihr Zwillingsbruder hat ein Start-up.“

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