Bernhard Osburg Dieser Manager soll das Stahlgeschäft von Thyssen-Krupp umkrempeln

Der bisherige Vertriebschef von Thyssen-Krupp wird Chef der Stahlsparte.
Düsseldorf, Frankfurt Als Bernhard Osburg einmal vor vielen Jahren gefragt wurde, warum er sich als junger Ingenieur ausgerechnet für eine Stelle in der notleidenden Stahlsparte von Thyssen-Krupp entschieden hat, hob er seine Leidenschaft für die Industrie hervor. Wenn man über das weitläufige Werksgelände in Duisburg streife, dann „geht einem immer so ein bisschen das Herz auf“, sagte Osburg. Das sei wohl so, weil er von hier komme. „Ich fand das damals klasse hier, ich finde es nach wie vor klasse.“
Jahre nachdem er diese Sätze formuliert hat, bekommt Osburg nun die Leitung über das weitläufige Gelände mit den Hochöfen übertragen. Zum März soll er Chef der Stahlsparte werden, wie das Handelsblatt aus Aufsichtsratskreisen erfahren hat. Er löst Premal Desai ab, der den Posten nach nur acht Monaten im Amt überraschend räumen muss.
Mit Osburg kommt nun ein erfahrener Vertriebsspezialist an die Spitze. Seit fast 20 Jahren steht der Manager in den Diensten des Ruhrkonzerns, mit einer dreijährigen Unterbrechung, die ihn zwischen 2011 und 2014 zum Autozulieferer Gestamp geführt hatte. Anschließend wechselte Osburg zu Thyssen-Krupp Steel zurück, wo er zunächst das Automobilgeschäft, später die gesamte Vertriebssteuerung verantwortete. Im letzten Sommer wurde er zum Vorstandsmitglied berufen.
Osburg genießt in Kreisen der Gewerkschaft IG Metall breite Sympathien, hätte die ihn doch bereits im vergangenen Jahr anstelle von Desai zum Stahlchef gemacht. Allerdings hat Osburg ein Defizit: Er versteht sich auf den Vertrieb, ist aber kein Mensch der Zahlen. Um diese Lücke zu füllen, wird Carsten Evers Finanzvorstand der Sparte. Bislang agiert der Manager in gleicher Funktion im Bereichsvorstand der Komponentensparte.
Seine neue Stelle tritt Osburg in einer Zeit des Umbruchs an. Konzernchefin Martina Merz will Thyssen-Krupp in eine schlanke Holding verwandeln, bei der die einzelnen Geschäftsbereiche eine stärkere Eigenständigkeit erhalten sollen. Im Zentrum des Umbaus steht die Stahlsparte, die zusammen mit dem Werkstoffhandel das neue Kerngeschäft des Ruhrkonzerns bilden soll. Die Aufzugsparte steht ebenso wie weite Teile des Anlagen- und Komponentenbaus vor dem Verkauf.
Zeit des Umbruchs
Bereits unter Desai hatte der Stahlvorstand ein Zukunftskonzept für die kommenden zehn Jahre ausgearbeitet. Rund 2000 der insgesamt 27.000 Stellen in der Stahlsparte sollen dabei gestrichen werden. Einzelne Anlagen in Bochum und im Duisburger Süden stehen zur Disposition.
Gleichzeitig sollen die übrigen Werke in den nächsten fünf Jahren mit Investitionen in dreistelliger Millionenhöhe technologisch aufgerüstet werden, um qualitativ zu Wettbewerbern wie Arcelor-Mittal oder der Voestalpine aufzuschließen. Doch obwohl die Strategie bereits seit knapp drei Monaten vorliegt, hat der Konzernvorstand um Merz dem Plan immer noch nicht zugestimmt.
Mehrfach hatte die Managerin betont, dass die einzelnen Sparten bei Thyssen-Krupp künftig ihre Kapitalkosten selbst verdienen müssten. In Konzernkreisen hieß es, der Vorstand um Martina Merz strebe einen stärkeren Fokus aufs Sparen an. Der Personalabbau könnte am Ende also größer ausfallen als ursprünglich geplant.
Als neuer Stahlchef ist Osburg für die Umsetzung zuständig. Dabei dürfte ihm sein gutes Verhältnis zur IG Metall helfen, die wegen der Montan-Mitbestimmung weitreichenden Einfluss in den Führungsgremien der Stahl‧sparte hat. So schlägt die Gewerkschaft beispielsweise den Kandidaten für den Posten des Arbeitsdirektors im Vorstand vor.
Ab April übernimmt das Amt Markus Grolms, der bislang als stellvertretender Vorsitzender für die Arbeitnehmer im Aufsichtsrat von Thyssen-Krupp sitzt. Gemeinsam mit Grolms und Evers sowie Technologievorstand Arndt Köfler wird Osburg nun für die Investitionen in seiner Sparte kämpfen müssen – und wird dabei um unliebsame Entscheidungen wohl nicht herumkommen.
Mehr: Der Niedergang von Thyssen-Krupp hat schon vor langer Zeit begonnen – ein Rückblick.
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