Brexit-Klägerin Gina Miller Die Spielverderberin

Die Fondsmanagerin hat die britische Regierung verklagt.
London Gute Nerven hat sich Gina Miller schon vor einiger Zeit zugelegt: Querulantin, Spielverderberin und Nestbeschmutzerin – das sind noch die glimpflicheren Beschimpfungen, die die Londoner Fondsmanagerin zu hören bekommt, seitdem sie die eigene Branche wegen hoher Gebühren kritisiert. „Schwarze Witwe“, in Anlehnung an die Giftspinne, sei irgendwann dazugekommen, erzählt die 51-Jährige. Und noch einiges mehr, seitdem sie sich weitere und vor allem mächtigere Feinde gemacht hat.
Miller hat die britische Regierung verklagt. Sie will verhindern, dass Premierministerin Theresa May allein den offiziellen Abschied aus der EU nach Artikel 50 des Lissabon-Vertrags in Gang setzt. Miller argumentiert, dafür sei ein Parlamentsbeschluss notwendig.
Am Donnerstag beginnt nun die Anhörung vor dem Londoner High Court. Nach einer Entscheidung voraussichtlich noch im Oktober wird der Fall vor die höchste Instanz gehen, den Supreme Court. Das haben beide Seiten bereits klargemacht. Experten zufolge dürfte der Oberste Gerichtshof sein Urteil noch in diesem Jahr fällen.
Premierministerin May will die Austrittsgespräche bis Ende März 2017 beginnen und hält nichts davon, das vom Parlament absegnen zu lassen: Die, die das fordern, würden die Demokratie untergraben, schließlich hätten 52 Prozent der Briten für einen Brexit gestimmt. Für das Argument hat Gina Miller nur ein müdes Lächeln übrig und einen knappen Kommentar: Das britische Volk sei in der Debatte vor dem Referendum „schlicht belogen“ worden und hätte auf dieser Grundlage votiert. Entscheidungen von einer solchen Tragweite wie ein Brexit dürften nicht ohne Parlamentsbeschluss gefällt werden. „Und im Vorfeld brauchen wir eine Debatte im Parlament, bei der den Menschen die Wahrheit gesagt wird“, sagt die Fondsmanagerin, die gemeinsam mit ihrem Mann vor sieben Jahren die Vermögensverwaltung SCM Private gegründet hat.
Miller ist nicht die einzige Klägerin in dieser Sache, aber sie ist die einzige, die öffentlich in Erscheinung tritt. Das macht sie zur Zielscheibe von Beschimpfungen und Anfeindungen. Ihr Unternehmen habe darunter gelitten, sagt sie, betont aber auch: „Ich lass mich nicht unterkriegen.“
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