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CFO des Monats Jochen Schmitz – der Aufsteiger im Siemens-Reich

Healthineers-Finanzvorstand Jochen Schmitz legte einen erfolgreichen Börsengang hin. Jetzt muss noch mehr folgen.
03.06.2018 - 19:59 Uhr Kommentieren
Am 16. März ist das Unternehmen an die Börse gegangen. Quelle: picture alliance / Fabian Sommer
Jochen Schmitz am Zug

Am 16. März ist das Unternehmen an die Börse gegangen.

(Foto: picture alliance / Fabian Sommer)

München/Frankfurt Das große Büro von Jochen Schmitz ist noch kahl. Das hat zwei Gründe: Zum einen hat die Siemens-Tochter Healthineers gerade erst die neue Zentrale in Erlangen bezogen. Außerdem wurde Schmitz erst vor wenigen Monaten – mitten in Vorbereitungen für den mit über vier Milliarden Euro viertgrößten Börsengang Deutschlands – zum Finanzvorstand berufen.

Wie er den Platz in seinem Büro füllt, ist noch unklar. Der 52-Jährige selbst liebäugelte mit dem Modell eines Tomografen, der zum Börsenstart in Frankfurt aufgebaut wurde, doch der Preis von 50.000 Euro schreckte ihn ab. Das war dem kostenbewussten Controller dann doch zu viel.

Der Börsengang von Healthineers verlief hingegen planmäßiger. Der Wechsel des Finanzvorstands im November war eine Nachjustierung. Der Konzern traute Vorgänger Thomas Rathmann das Milliardenprojekt offenbar nicht mehr zu. Schmitz musste sich direkt beweisen.

Binnen zwei Monaten lernte er 500 Investoren kennen und versuchte sie von den Perspektiven des Unternehmens zu überzeugen – vor allem von der vielversprechenden Diagnostikplattform Atellica, die gerade auf den Markt gebracht wird. Sie ist langfristig für die Zukunft des Konzerns entscheidend.

Fürs erste kann Schmitz durchatmen. Der Aktienkurs liegt mit knapp 34 Euro deutlich über dem Ausgabepreis von 28 Euro. Die Entwicklung lief bislang besser als beim zweiten großen Börsengang der Deutsche-Bank-Tochter DWS. „Wir sind sehr zufrieden, wie das gelaufen ist“, urteilt Schmitz. Mit einer Marktkapitalisierung von gut 33 Milliarden Euro ist Healthineers Dax-Kandidat, falls Siemens den Streubesitz von nur 15 Prozent vergrößern sollte.

Immer mal zu einem Scherz aufgelegt

Am Kapitalmarkt kam das Healthineers-Duo gemeinsam mit CEO Bernd Montag bislang gut an. Dabei standen Banker und Investoren Schmitz anfangs durchaus skeptisch gegenüber. Sie befürchteten einen Vorstand, der als Ex-Controller vor allem seine Zahlen im Kopf hat. „Schmitz hat schnell begriffen, dass man bei Investoren Geschäftsmodell und Zahlen vereinfachen muss, um Gegenwart und Zukunft plausibel und überzeugend zu erklären“, urteilen Finanzkreise. Wenn man bei einem Börsengang die Story 150mal präsentieren müsse, sei das auch anstrengend und ermüdend.

Da helfe es, wenn man unterhaltsam präsentieren könne. Schmitz sei immer zu Scherzen aufgelegt und bilde mit Montag ein gutes Team. Die Aufgabe sei fordernd gewesen, da der nächste Wachstumsschub erst in ein paar Jahren zu erwarten sei: „Das muss Investoren erst einmal plausibel und überzeugend erklärt werden.“

Dass die Wahl auf Schmitz als Nachfolger Rathmanns fiel, ist kein Zufall. Zwar war zwischenzeitlich nach Handelsblatt-Informationen der frühere Osram-Finanzchef Klaus Patzak im Rennen, er erhielt aber offenbar keine Freigabe von Bilfinger. Schmitz bringt alle entscheidenden Schlüsselqualifikationen mit. Er kennt das Healthcare-Geschäft, das einen sehr eigenen Charakter hat, auch operativ.

Schon seine Diplomarbeit an der Universität Augsburg führte den Diplom-Kaufmann 1992 zur damaligen Siemens-Medizintechnik. Bald wechselte er zu Siemens – und baute sich ein enges Netzwerk auf. Er arbeitete mit und unter seinem Vorvorgänger Michael Sen, der den Börsengang als zuständiger Siemens-Vorstand dirigierte. Auch mit Siemens-Finanzvorstand Ralf Thomas und Konzernchef Joe Kaeser arbeitete er im Rechnungswesen und Controlling zusammen, das er zuletzt selbst verantwortete.

Beobachter sprachen deshalb schon von einem Triumvirat beim Börsengang. Der Draht zu Sen sei kurz. „Es ist gut, wenn man gerade bei so einem Thema wie beim IPO einen aktiven Fürsprecher in München hat, der die gleiche Agenda vertritt“, sagt Schmitz.

Er ist wie Sen ein Mann der Zahlen, arbeitete aber auch in operativen Sparten, etwa als Finanzchef für den Bereich Diagnostik der Medizintechnik in den USA, bevor er nach Deutschland zurückkehrte. Beide haben so ein starkes Geschäftsverständnis, verstehen sich eher als strategische CFOs. „Es ist schwieriger, für das Richtige Geld auszugeben, als zu sparen“, sagt Schmitz zur Herausforderung im Job.

Auch Siemens-Vorstand Sen betont, dass Schmitz beide Welten verbinde. „Er ist ein erfahrener Experte im Finanz- und Rechnungswesen und kennt das Geschäft mit der Medizintechnik seit mehreren Jahren.“ Außerdem stehe der Manager für „Integrität und Transparenz“.

Siemens-Kultur prägt

Investoren weisen darauf hin, dass Schmitz wie CEO Montag von der Siemens-Kultur geprägt ist. Beim Übergang in die Selbstständigkeit und beim Zusammenspiel vor dem Börsengang half das. Doch ein wenig müssten sich die beiden nun auch voneinander lösen und Unabhängigkeit gewinnen. Sen und Schmitz müssten nun die richtige Mitte zwischen Nähe und Distanz finden.

Während Sen, meist mit Einteiler und Einstecktuch, etwas abgehobener wirkt, sieht nicht nur Schmitz selbst sich als „superbodenständig“. Seine Freizeit verbringt er am liebsten mit der Familie oder auf dem Tennisplatz. Auch da ist sein Ehrgeiz groß. Beim Saisonauftakt verlor er den ersten Satz, kämpfte sich aber trotz Knieschmerzen noch zum Sieg.

Die Sportleidenschaft war hilfreich als sich im März die erste Börsennotiz auf dem Parkett in Frankfurt wegen einer technischen Panne verspätete. Der Borussenfan nutzte die Wartezeit, um mit Nationaltorwart Manuel Neuer zu plaudern, der als Werbeträger dabei war.

Auch von seiner Mannschaft wird der gebürtige Mönchengladbacher als kommunikativ beschrieben. „Er ist immer gut gelaunt, und hört auch niederrangigen Mitarbeitern wirklich zu“, heißt es im Umfeld. Schmitz selber betont, dass er Kritik hören will. „Ich sage meinen Leuten: Wenn kein Widerspruch kommt, werden wir auch nicht besser.“

Ohnehin ist der Druck groß, dass Healthineers ein Erfolg wird, da der Medizintechnikkonzern für Siemens-Chef Joe Kaeser die wichtigste Tochter ist. Healthineers muss das Vertrauen der Kapitalmärkte gewinnen. Die Quartalszahlen wurden bereits gut aufgenommen. Zudem muss Atellica ein Erfolg werden.

Wenn alles gut läuft, könnte Schmitz eines Tages in die Riege der Dax-Finanzvorstände aufsteigen. Sen schaffte es bis in den Siemens-Vorstand und gilt als einer der beiden internen Kandidaten für die Kaeser-Nachfolge. Doch von weiteren Karriereschritten will Schmitz nichts wissen. „Ich habe meinen Traumjob eigentlich gefunden.“

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