Die Chef-Beraterin Die Metapher jeder Professionalität

Sabina Wachtel schreibt jeden Mittwoch ihre Berater-Kolumne auf Handelsblatt Online. Sie ist Inhaberin von ExpertExecutive.
Viele Unternehmen in der Dienstleistungsbranche haben Dresscodes. Banken beispielsweise: Anzug, Hemd, Krawatte. Manche Dienstleister tragen sogar Uniformen oder, wie man es freundlicher ausdrückt, Corporate Fashion: Airlines, Reisebüros, Hotels, Supermärkte, Restaurants, Autovermieter etc.
Ich las kürzlich, dass ich als Kunde, wenig oder gar nicht von solchen Dresscodes profitiere. Denn wenn sich beispielsweise der Bankmitarbeiter so kleiden dürfte, wie es seiner Meinung nach richtig ist, dann würde er uns authentische Facetten seiner Persönlichkeit zeigen und somit fiele es uns leichter ihn zu durchschauen. Das geht gar nicht!
Ich sehe das anders. Die Uniform ist der Prototyp, die Metapher jeder Professionalität der Dienstleistung. Ich liebe quasi Corporate Fashion! Haben Sie sich schon einmal Gedanken darüber gemacht, warum in einer Fußballmannschaft alle das gleiche Trikot tragen, nur der Torhüter nicht? Nun, der Torhüter soll jederzeit als solcher zu erkennen sein, denn er sollte der einzige sein, der den Ball im Strafraum in die Hand nimmt.
Und genau so definiert die Uniform Rechte und Pflichten. Die Uniform ist die strengste Form des Dresscodes, und sie gibt der geschäftsmäßigen Interaktion einen Rahmen. In diesem Rahmen bewegen wir uns. In diesem Rahmen wird guter oder schlechter oder auch einfach mittelmäßiger Service geleistet. Der Rahmen definiert (hoffentlich nicht allein, aber doch maßgeblich) meine Erwartungshaltung. Die Uniform weist den Menschen als Repräsentanten des Unternehmens aus. Wir haben eine durch und durch zweckmäßige Beziehung. So soll es sein.
Den Bankangestellten durchschauen? Die Stewardess, den Autovermieter, den Briefträger in allen Facetten ihrer Persönlichkeit kennen? Um Gottes Willen! Will ich gar nicht. Interessiert mich nicht. Die Uniform schützt. Und zwar beide. Den Kunden vor Dingen, die er gar nicht sehen will, und den Uniformträger vor den gröbsten No-Go‘s, die es nun einmal gibt im Business.
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