Die Chef-Beraterin Klugscheißer gehen gar nicht

Sabina Wachtel schreibt jeden Mittwoch ihre Berater-Kolumne auf Handelsblatt Online. Sie ist Inhaberin von ExpertExecutive.
Wir alle mögen intelligente, kluge Kollegen um uns herum. Wir können auch einigermaßen mit Kritik umgehen und daraus manchmal lernen. Das ist eine Fähigkeit, die man erwiesenermaßen braucht, um nicht stehenzubleiben, um sich weiterzuentwickeln.
Was gar nicht geht: Klugscheißer. Und ich habe das Gefühl, dass die sich überproportional vermehren.
Sie schreiben ein Konzept, sitzen mehrere Tage daran, das Ganze wird auch noch ein Erfolg? Der Klugscheißer: „Ja, DAS hätte ich auch schreiben können“. Sie haben schon wieder eine Terminabsage bei einem potenziellen Kunden bekommen und das, obwohl Sie eine gefühlte Ewigkeit über diese Akquise- Mail nachgedacht hatten und sich ganz sicher waren, dass es diesmal klappt? Sie sind deprimiert. Der Klugscheißer weiß natürlich längst, was Sie falsch gemacht haben und wie Sie, seiner Meinung nach, die Mail besser formuliert hätten.
Vielleicht haben Sie auch eine Geschäftsidee, gehen ein nicht unerhebliches Risiko ein und stampfen eine Firma aus dem Boden? Der Klugscheißer: „Ja, so eine Firma hätte ich auch gründen können.“ Danach folgt eine Endlostirade, wie der Klugscheißer das Ding zum Laufen gebracht hätte – natürlich schneller als Sie!
Sie treten unter Todesangst im Fernsehen auf und versuchen Ihr Unternehmen bestens zu repräsentieren? Klugscheißer: „Ja, ich habe es gesehen. Denen hätte ich aber noch mehr Paroli geboten.“ Wochenlang organisierten Sie einen Firmen-Event, standen kurz vor einem Nervenzusammenbruch? Klugscheißer: „Die Location war ja schon ziemlich außerhalb, das war nicht so günstig, darum sind bestimmt einige nicht gekommen.“ Sie haben ein Jahresgespräch mit Ihrem Chef, sind bestens vorbereitet, boxen dann die Etaterhöhung durch, na? Was sagt der Klugscheißer: „Ja, so hätte ich auch argumentiert, wobei ich das und das noch gesagt hätte.“ Die Liste ist unendlich.
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