Die Chef-Beraterin Verschenken Sie Pralinenkästen!

Sabina Wachtel schreibt jeden Mittwoch ihre Berater-Kolumne auf Handelsblatt Online. Sie ist Inhaberin von ExpertExecutive.
Wann haben Sie das letzte Mal einen Pralinenkasten bekommen oder einen verschenkt? Sie wissen es nicht? Dann sind wir schon mitten im Thema: Pralinenkästen sind wie Komplimente. Jeder mag sie, aber keiner verschenkt sie mehr. Sie sind out! Ja out!
Ich liebe Komplimente, verteile gern welche und bekomme gern welche. Ich finde, dass man mit Komplimenten nicht geizen sollte, man wird dadurch nicht ärmer – im Gegenteil.
Ein „stilvolles Kompliment“ erkennt man daran, dass es Freude und ein positives Gefühl auslöst. Sehr einfach eigentlich. Es gibt sogar Ratgeber zum Thema ‚Komplimente annehmen‘. Meiner Meinung nach sollten die gar nicht nötig sein – Übung macht den Meister und deshalb schreibe ich lieber darüber, wie man welche verteilt.
So und jetzt kriegen heute mal die Frauen ihr Fett ab! Ich glaube nämlich, dass Männer sich nicht mehr trauen ein Kompliment zu machen, weil sie Angst haben, dass Frauen das missverstehen könnten. Das geht gar nicht! Und mit Missverstehen meine ich ganz platt „Anmache“.
Zumindest reagieren wir, seien wir ehrlich, auch teilweise uncool, wenn wir Komplimente bekommen. So ein bisschen pikiert und auch humorlos. Um es anders auszudrücken: Macht uns ein Mann ein Kompliment, ein harmloses, nett gemeintes, gucken wir quasi wie Autos, nur nicht so schnell. Als Mann würde ich mir jedenfalls auch sehr gut überlegen, ob ich dann nochmal eins mache.
Toll! Da haben wir uns was Schönes eingebrockt. Jetzt kriegen wir nämlich gar keine mehr! Weder Pralinen noch Komplimente. Schade. Dabei kann einem so etwas schon mal den Tag retten, gerade im Büro. Deshalb plädiere ich für die Wiedereinführung von Komplimenten und Pralinenkästen im professionellen Büroalltag!
Mit Kompliment meine ich aber nicht nur, dass man zur Kollegin sagt, wie toll sie in ihrem Kostüm aussieht, sondern, noch besser, auch mal so was wie „da haben Sie aber gleich mitgedacht“, „da haben Sie richtig professionell reagiert“ etc.. Also ein Kompliment, das mehr mit den persönlichen Eigenschaften, Gefühlen und Verhaltensweisen zu tun hat. Das wirkt nämlich noch stärker! Ich nenne es das getunte Kompliment! Und da kann dann selbst die hartgesottenste Komplimente-Missversteherin nicht mäkeln, sondern sich eigentlich nur freuen. Ein gut sitzendes Kostüm ist zwar lobenswert, hat aber weniger mit der Person zu tun als beispielsweise mit deren Professionalität oder Schlagfertigkeit.
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