Daniel Flohr Machtkampf bei Ufo: Chef der Flugbegleiter-Gewerkschaft wirft hin

„Der Lufthansa-Konzern will zusätzlich Zigtausende Arbeitsplätze abbauen, darum muss Ufo sich kümmern – nicht um interne Grabenkämpfe.“
Frankfurt Die Flugbegleiter-Gewerkschaft Ufo kommt nicht zur Ruhe. Nachdem bereits vor rund zwei Jahren ein heftiger Machtkampf an der Spitze die Arbeitnehmervertretung fast die Existenz gekostet hatte, ist nun erneut ein Führungsstreit entbrannt.
Deshalb hat der Ufo-Vorsitzende Daniel Flohr am Dienstag „einen geordneten Rückzug von der Gewerkschaftsspitze“ angekündigt. Er will Ufo bis zum 30. Juni 2021 verlassen. „Ich will den Weg frei machen. Angesichts der aktuellen Krise und des Stellenabbaus bei Lufthansa muss sich die Ufo auf die Sachthemen konzentrieren“, sagte Flohr dem Handelsblatt.
Hintergrund der Entscheidung ist nach Aussage von Flohr ein interner Streit über die Arbeitsweise im Vorstand. „Unsere Satzung ist nicht mehr zeitgemäß“, so Flohr. Es sei zum Beispiel schwer, die vielen ehrenamtlichen Mitarbeiter kurzfristig an einen Tisch zu bekommen, um wichtige Entscheidungen zu treffen.
Lange Entscheidungswege über die Einbindung aller Gremien könne sich Ufo seiner Meinung nach aber nicht mehr leisten, weder in Zeiten der Coronakrise noch danach. „Ich stehe für eine wendige, entscheidungsfreudige, stark politische und mitgestaltende Ufo, die sich zuerst fragt, wie etwas bewegt und verändert werden kann, und dann erst, ob jemand überhaupt eine dazugehörige formale Rolle hat“, schreibt Flohr in einer internen Mitteilung an die Mitglieder.
Kritiker werfen dem Vorstand dagegen vor, zu eigenmächtig zu handeln. Der Streit hatte sich unter anderem an geplanten Satzungsänderungen entzündet. In dem Vorschlag steht unter anderem, dass der Vorstand eigenständig Satzungsänderungen vollziehen kann. In den Augen der Kritiker wäre das eine zu große Macht des Vorstands.
Der Streit darüber hatte sich zuletzt immer stärker auf die Person von Flohr konzentriert. Dieser verweist wiederum darauf, dass dieser Passus vom Amtsgericht empfohlen worden sei, auch um in Zeiten der Pandemie handlungsfähig zu bleiben.
Alte Wunden brechen wieder auf
Der Vorfall zeigt, dass die Wunden aus dem Machtstreit vor rund zwei Jahren längst noch nicht verheilt sind. Damals hatten Mitglieder dem Vorstand um den langjährigen Ufo-Chef Nicoley Baublies Amtsmissbrauch vorgeworfen. Man habe sich gegenseitig Aufträge zugeschustert und sich Vorteile verschafft. Tatsächlich zeigte sich dann, dass die Finanzen der Ufo in Schieflage geraten waren. Auch wurden staatsanwaltschaftliche Ermittlungen aufgenommen.
In dieser Gemengelage nahm dann auch noch das Lufthansa-Management die Gewerkschaftsspitze unter Beschuss. Man sprach der Ufo aufgrund des Führungsstreits zwischenzeitlich die Vertretungsberechtigung ab. Flohr rückte daraufhin für Baublies an die Spitze und konzentrierte die Gewerkschaftsarbeit wieder stärker auf die Sachthemen.
Allerdings gilt Flohr als enger Vertrauter von Baublies – eine Erklärung dafür, warum der aktuelle Führungsstreit sich nun stark auf seine Person bezieht. Vor einigen Wochen hatte auch Baublies seinen Rückzug erklärt, der zuletzt die Funktion des Geschäftsführers innehatte. Er war viele Jahre das Gesicht der Gewerkschaft, will sich nun aber als Konfliktberater und Coach selbstständig machen.
Nun sollen die Mitglieder der Ufo über eine Wahl den geordneten Übergang zu einer neuen Führung regeln. Da er seinen Rückzug erst im Sommer kommenden Jahres plane, sei dafür auch ausreichend Zeit, sagte Flohr. „Die Ankündigung des Lufthansa-Konzerns, im nächsten Jahr zusätzlich Tausende Arbeitsplätze abzubauen, wird auch Auswirkungen auf uns haben. Das sind die wichtigen Themen, darum muss Ufo sich in den kommenden Monaten kümmern; nicht um Abwahlanträge, gegenseitiges Misstrauen oder darum, wer nun wie schwierig im Umgang ist“, so Flohr.
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