Die Deutsche Börse zählt zu den äußerst sparsamen Dax-Konzernen. Dafür gab es in den vergangenen Jahren zwar nicht nur Lob, sondern vor allem Kritik. Etwa als sich das Management entschloss, den Firmensitz von Frankfurt in das benachbarte Eschborn zu verlegen, allein um Steuern zu sparen.
Unterm Strich bleibt, dass die Deutsche Börse ihre Kosten deutlich besser im Griff hat als viele ihrer Konkurrentinnen. Allein im Zeitraum 2010 bis 2012 hat der Dax-Konzern rund 150 Millionen Euro eingespart. Durch die verschiedensten Sparmaßnahmen sind die Kosten der Deutschen Börse seit 2007 um insgesamt rund 13 Prozent gesunken.
Finanzchef Gregor Pottmeyer hat jüngst angekündigt, die Kosten noch weiter zu senken: "Im Rahmen von Einzelmaßnahmen, nicht unbedingt in Form eines spektakulären Programms", sagte er bei der Vorstellung des Jahresberichts. Die Zahl der Mitarbeiter soll nicht verringert werden.
Die Deutsche Börse ist anders als viele Konkurrenten ein integrierter Handelsbetreiber. Das heißt, sie bietet sämtliche Dienstleistungen rund um den Börsenhandel an, also auch die Abwicklung, das sogenannte Clearing, sowie die Verwahrung der Wertpapiere.
Ihr kommt zugute, dass sie sich frühzeitig als Dienstleister positioniert hat, während viele andere, die Handelsplätze in New York und London beispielsweise, sich zu lange über den althergebrachten Aktienhandel definiert haben, der längst nicht mehr so lukrativ ist wie noch vor einem Jahrzehnt.
Die Deutsche Börse dagegen verfügt dank ihrer vier Geschäftsbereiche - dem Aktienhandel Xetra, ihrer Derivatebörse Eurex, der Abwicklungstochter Clearstream sowie dem Bereich Marktdaten und Analyse - über ein breites und deshalb solides Fundament. Der Plan von Konzernchef Reto Francioni sieht zudem vor, sich künftig noch stärker als IT-Spezialist zu positionieren und vor allem das externe IT-Geschäft auszubauen.
Es gibt Themen, die hören die Vorstände der Deutschen Börse gar nicht gerne: Die von vielen Politikern geforderte Finanztransaktionssteuer ist so eines - oder das generelle Verbot des Hochfrequenzhandels. Beides würde den Dax-Konzern schwer treffen.
Beim Hochfrequenzhandel versuchen die Beteiligten, in Bruchteilen von Sekunden selbst kleinste Kursunterschiede rund um den Globus zu nutzen. Diese Händler zählen zu den besten Kunden des Dax-Konzerns. In den vergangenen fünf Jahren ist ihr Anteil am Aktienhandel bei der Deutschen Börse Schätzungen zufolge von vier auf rund 40 Prozent gestiegen.
Der Dax-Konzern braucht seine Hochgeschwindigkeitskundschaft. Erst kürzlich ist eine Studie von der Universität Frankfurt erschienen, die zu dem Schluss kommt, dass der Hochfrequenzhandel nicht schädlich sei für die Märkte. Gesponsert wurde die Studie allerdings von der Deutschen Börse.
Die neuen Angreifer, sogenannte Multilateral Trading Facilities (MTFs), machen der Deutschen Börse im Aktienhandel schwer zu schaffen. Nach der Liberalisierung des Wertpapierhandels in der EU nehmen diese alternativen Handelsplattformen den etablierten Börsen zunehmend Geschäft ab.
Betrug der Anteil der Deutschen Börse am europäischen Aktienhandel 2008 noch mehr als 17 Prozent, ist er jetzt auf zwölf Prozent geschrumpft. Wo die Umsätze geblieben sind, zeigt ein Blick auf die Statistik der Angreifer Bats Europe und Chi-X, die mittlerweile zu einem Unternehmen zusammengewachsen sind. Ihr Anteil am europäischen Aktienhandel stieg in den vergangenen Jahren von etwa fünf Prozent auf gut 20 Prozent. Ein Trost für die Deutschen: Noch härter trifft der Aufschwung der Alternativplattformen die Konkurrentin in Großbritannien, die London Stock Exchange (LSE).
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