DIHK-Umfrage Je kleiner das Unternehmen, desto größer die finanziellen Probleme wegen Corona

Naturgemäß ist die Finanzlage vor allem in den Wirtschaftszeigen angespannt, die lange unter Einschränkungen gelitten haben.
Berlin Die deutschen Unternehmen erholen sich nur langsam von den Folgen der Corona-Pandemie. Viele kommen mit der Krise zurecht, doch noch immer beurteilen 43 Prozent der Firmen ihre eigene Finanzierungssituation als problematisch. Im Herbst vergangenen Jahres waren es noch 49 Prozent.
Das zeigt eine Sonderauswertung der aktuellen Konjunkturumfrage des Deutschen Industrie- und Handelskammertags (DIHK), die dem Handelsblatt vorliegt. An der Umfrage haben sich im April mehr als 27.000 Firmen aller Branchen und Größenklassen beteiligt.
Knapp jedes vierte Unternehmen (24 Prozent) beklagt einen Eigenkapitalrückgang, etwa jedes fünfte (19 Prozent) berichtet über Liquiditätsengpässe. Von der Insolvenz bedroht sehen sich fünf Prozent der Befragten – ebenso viele wie zum Beginn dieses Jahres.
„Viele Unternehmen, besonders in den stark von der Pandemie betroffenen Branchen wie dem Tourismus oder dem Bekleidungseinzelhandel, sind nach der langen Phase der wirtschaftlichen Beschränkungen geschwächt und teilweise ausgezehrt“, sagt Andreas Bley, Chefvolkswirt des Bundesverbands der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken. „Andere Unternehmen, viele davon in der Industrie oder im Baugewerbe, produzieren mit stark ausgelasteter Kapazität und sind finanziell robust aufgestellt.“
Naturgemäß ist die Finanzlage vor allem in den Wirtschaftszeigen angespannt, die lange unter Corona-Einschränkungen gelitten haben oder weiter leiden. Gut einem Viertel der Reisevermittler droht nach eigenen Angaben in der DIHK-Umfrage die Insolvenz.
Erholung vor allem im Bereich Leasing und Vermietung
In der Gastronomie, im Beherbergungsgewerbe und in der Freizeitwirtschaft steht demnach beinahe jedes fünfte Unternehmen vor dem Aus. Im Gastgewerbe klagen zwei von drei Unternehmen über sinkendes Eigenkapital, in der Freizeitwirtschaft ist es jedes zweite.
Besser als noch zu Beginn des Jahres beurteilen viele unternehmensnahe Dienstleister etwa aus den Bereichen Leasing und Vermietung, Messe- und Kongresswirtschaft oder Unternehmensberatung ihre finanzielle Situation. Hier macht sich die Erholung der Industrie bemerkbar. Von den Einzelhändlern klagt noch gut ein Viertel über Liquiditätsengpässe und ein Drittel über einen Eigenkapitalrückgang.
Je größer das Unternehmen, desto geringer die finanziellen Probleme
Die finanziellen Sorgen nehmen dabei gesamtwirtschaftlich betrachtet mit steigender Unternehmensgröße ab. Während von den Firmen mit weniger als 20 Beschäftigten nur jede zweite (48 Prozent) die eigene Finanzlage als unproblematisch bezeichnet, sind es bei den Unternehmen mit 200 bis 1000 Mitarbeitern drei von vier (76 Prozent). Kleinere Unternehmen haben schwerer Zugang zu Fremdkapital und erleben häufiger Forderungsausfälle als größere.
Von den Befragten, die Hürden bei der Finanzierung ihrer Geschäfte sehen, hat jeweils mehr als ein Drittel Probleme, Sicherheiten für die Beschaffung von Fremdkapital zu stellen oder den eigenen Finanzierungsanteil zu stemmen. Von den Unternehmen mit Eigenkapitalrückgang haben sogar 61 Prozent Schwierigkeiten mit dem eigenen Finanzierungsanteil und 51 Prozent mit den erforderlichen Sicherheiten.
In der Industrie ist ein Viertel der Unternehmen, die ihre Investitionspläne angehoben haben, trotzdem mit einer problematischen Finanzlage konfrontiert. Die hohe Fremdkapitalbelastung und der erschwerte Zugang zu Fremdkapital an sich sind hierbei besonders belastend.
Dies könne sich neben den steil ansteigenden Energie- und Rohstoffpreisen „zu einem zusätzlichen Hemmschuh für einen nachhaltigen wirtschaftlichen Aufschwung entwickeln“, heißt es in der Auswertung der Umfrage.
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