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Ethische Normen Wenn Unternehmen ihre Werte nicht leben

Chefs, die ethische Werte verkünden, müssen auch dafür sorgen, dass sie eingehalten werden – sonst riskieren sie die Motivation ihrer Mitarbeiter. Es droht der Verlust kluger Führungskräfte – und der Glaubwürdigkeit.
30.08.2015 - 12:10 Uhr Kommentieren
Jörg Franzen, Chef der kommunalen Berliner Wohnungsbaugesellschaft Gesobau. Quelle: Gesobau AG
„Geschäfte nicht um jeden Preis.“

Jörg Franzen, Chef der kommunalen Berliner Wohnungsbaugesellschaft Gesobau.

(Foto: Gesobau AG)

Düsseldorf Die junge Vertriebsmanagerin wollte es nicht glauben: Ihr Vorgesetzter forderte ihre Unterschrift unter lukrative Verträge mit seinem Bekannten. Das Vier-Augen-Prinzip des Konzerns erforderte die zweite Signatur. „Doch mir erschien das dubios“, erzählt die Mittdreißigerin, die vermutete, dass ihr Chef einen Anteil der überhöhten Summe einstecken wollte. Sie verweigerte die Unterschrift und arbeitete fortan in der Gewissheit: Dafür wirst du büßen müssen.

Und tatsächlich, das Klima wurde schlagartig rauer – ihr Budget gekürzt, ihre Ideen boykottiert. Und als sie etwas später nach dem Mutterschutz zwar auf ihre Leitungsposition, jedoch nur in Teilzeit zurückkehren wollte, wurde sie von ihrem Vorgesetzten und vom Personalchef ausgelacht. Vom vertrauensvollen, verantwortungsbewussten und wertschätzenden Umgang miteinander, dem sich das Management offiziell verschrieben hatte, keine Spur. „Die Unternehmens-Leitlinien waren nur Lippenbekenntnisse“, stellt die Managerin im Rückblick fest. Die Betriebswirtin, die ihren Namen verständlicherweise nicht gedruckt sehen möchte, zog die Konsequenzen und verließ ernüchtert den Arbeitgeber, der ihr anfangs so vielversprechend erschienen war.

Die Erlebnisse der Vertriebschefin in Sachen Wertekultur – und wie weit Theorie und Praxis auseinanderklaffen – sind kein Einzelfall. Die Realität in deutschen Unternehmen lässt vielfach zu wünschen übrig. Da werden Regeln zum eigenen Vorteil gebeugt, Mitarbeiter belogen, manipuliert und gegeneinander ausgespielt, kritische Stimmen rausgemobbt, Schwangere oder kranke Kollegen entlassen. Das zu erleben hat gravierende Folgen für die Motivation der Belegschaft, wie gerade eine aktuelle Befragung der Wertekommission zeigt, an der rund 240 Führungskräfte aus Deutschland teilgenommen haben. Die Ergebnisse liegen dem Handelsblatt exklusiv vor.

Von der Wertekrise zur Unternehmenskrise

„Vertrauen“ und „Verantwortung“ sind demzufolge die beiden ethischen Werte, auf die es in der Wirtschaftswelt besonders ankommt, gefolgt von Integrität auf Platz drei. Ist davon am Arbeitsplatz jedoch nichts zu spüren, schwinden nicht nur Interesse und Freude an der Tätigkeit selbst, sondern dann haben die befragten Manager meist kaum noch Lust auf Kooperation und ihr Engagement lässt insgesamt nach.

Schlimmstenfalls wirken nur noch äußere Anreize wie Boni oder Beförderungen motivierend. Dienst nach Vorschrift, Statusdenken oder sogar die Abwanderung enttäuschter Leistungsträger – das alles kann deutliche Wettbewerbsnachteile für einen Arbeitgeber nach sich ziehen, der in Sachen Wertekultur nur blufft.

Sven Korndörffer geht noch weiter. Der Vorstandsvorsitzende der Wertekommission sagt: „Wertekrisen können zu Unternehmenskrisen führen.“ In seiner privaten Initiative haben sich rund 1500 Manager zusammengeschlossen, die sich gemeinsam für die sechs Kernwerte Verantwortung, Integrität, Vertrauen, Respekt, Mut und Nachhaltigkeit im Wirtschaftsleben stark machen. Zu den Mitgliedern zählen Bankier Friedrich von Metzler, Audi-Chef Rupert Stadler oder Familienunternehmerin Daniela Bechtold-Schwabe von der Big-Gruppe in Karlsruhe. Deren rund 2700 Mitarbeiter bieten Dienstleistungen rund ums Gebäude an.

Beispiele für Bluffs im großen Stil
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