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Familie Mast im Clinch Ärger in Jägermeisters Revier

Vor drei Jahren starb Jägermeister-Chef Günter Mast, seitdem streiten die Erben um Geld und Grundstück. Dabei hatte der Platzhirsch im Testament für diesen Fall vorgesorgt. Aber das letzte Wort ist nicht gesprochen.
10.02.2015 - 13:38 Uhr Kommentieren
Platzhirsch, Patriarch, Publicitygenie. Quelle: picture-alliance / Sven Simon
Günter Mast in seinem Büro in Wolfenbüttel

Platzhirsch, Patriarch, Publicitygenie.

(Foto: picture-alliance / Sven Simon)

Düsseldorf Das 500 Hektar große Forstgut Lutterloh in der Lüneburger Heide war der private Rückzugsraum des genialen Marketingmanns Günter Mast. In Wolfenbüttel machte er in jahrzehntelanger Arbeit als Jägermeister-Chef aus dem Altherren-Kräuterlikör eine Kultmarke. Auf seinem Land in der Nähe des Städtchens Celle fand er Erholung. 2011 suchte er diesen Ort im Alter von 84 Jahren zum Sterben auf.

Ausgerechnet dieser Ort der Stille steht nun im Mittelpunkt eines heftigen Familienstreits um ein Erbe, das knapp 20 Millionen Euro betragen dürfte. Denn Günter Mast war sein Lebtag nur angestellter Manager seines Onkels, des Firmeneigners. Es geht also nicht um die Firmenanteile, sondern um ein stattliches Privatvermögen. Masts Erben kämpfen um den letzten Willen – und ignorieren ihn offenbar dann, wenn sie sich Vorteile davon versprechen. Ein halbes Dutzend Prozesse läuft. Das letzte Wort zum letzten Willen ist längst nicht gesprochen.

Witwe Irma Schütt-Mast sucht jetzt in dem Streit mit den drei Söhnen aus der ersten Ehe ihres verstorbenen Mannes  die Öffentlichkeit. Sie kämpft um das Forstgut. „Hier war ich mit Günter 23 Jahre glücklich, hier ist er in meinem Beisein gestorben. Er wollte immer, dass ich alleinige Erbin bin“, sagte die 70-Jährige der Zeitschrift „Bunte“.

Ausschluss aus der Erbengemeinschaft

Doch ihr 16 Jahre jüngerer Stiefsohn Thilo Mast widerspricht im Gespräch mit dem Handelsblatt: Seine Stiefmutter wolle das Grundstück gegen den eigentlichen Willen des Verstorbenen verkaufen, behauptet erausgerechnet an seinen begüterten Cousin Florian Rehm. Der habe bereits die Firma geerbt, nun solle er nicht auch noch das Jagdrevier bekommen. „Hier war schließlich der einzige Ort, wo mein Vater wirklich Vater war“, sagte Mast, der Wald sei außerdem eine gute Kapitalanlage. „Auch mein Cousin muss erkennen, dass Gerichte nicht mit Geld zu verbiegen sind“, sagte der Erbe. Rehm wiederum ließ einen Sprecher mitteilen, er habe „keinerlei Interesse am Erwerb dieses Landgutes“. Schütt-Mast war am Montag nicht erreichbar.

Bislang könnte die Witwe nicht verkaufen, selbst wenn sie das tatsächlich wollte. Denn eine Entscheidung vor Gericht steht aus. Testamentsvollstreckerin Jeanette Bazan-Schmidt will ihr das Gut nicht allein überlassen: „Wir haben Testamente, die eine Erbengemeinschaft vorsehen“, sagte sie dem Handelsblatt. Nicht nur darüber streitet sie mit der Witwe. In einem weiteren Prozess geht es darum, wer das Forstgut bis zur gerichtlichen Klärung verwaltet. Bislang gibt Schütt-Mast einem Jäger die Anweisungen für das Revier, die Testamentsvollstreckerin bleibt außen vor. Die Juristin steht so zwischen allen Stühlen, streitet auch mit Thilo Mast, der ihr vorwirft, fachlich nicht geeignet zu sein.

Selbst die drei Geschwister untereinander sind sich nicht einig. Dabei hatte Günter Mast in seinem Testament für den Streitfall vorgesorgt. Wer vom letzten Willen abweichende Forderungen stellen würde, sollte vom Erbe ausgeschlossen werden. Genau das ist im Falle des ältesten Sohns Wolf-Peter Mast geschehen: Er stellte Nachforderungen – und ist daher laut Gerichtsbeschluss nicht mehr Teil der Erbengemeinschaft.

Das Unternehmen ist nicht betroffen

Ein cleverer Schachzug: Er könnte so über einen Pflichtteil womöglich mehr bekommen als  im Testament vorgesehen – zulasten seiner Brüder. Am Montag wollte sich Wolf-Peter Mast, Chef der Göttinger Biotechfirma Seratec, dazu auf Anfrage nicht äußern. Er verfolge die Berichterstattung zu dem Fall nicht, behauptete er.  

Günter Mast hat den Kräuterlikör zur Kultmarke gemacht, auch außerhalb von Deutschland. Quelle: Pressefoto
Jägermeister-Werbung in China

Günter Mast hat den Kräuterlikör zur Kultmarke gemacht, auch außerhalb von Deutschland.

(Foto: Pressefoto)

Der jahrelange Familienstreit war früh absehbar. Der vom Verstorbenen vorgesehene Vollstrecker, ein Jägermeister-Wirtschaftsprüfer, trat sein Mandat gar nicht erst an, als die Streitigkeiten zutage traten. Anschließend verzögerten immer neue Verfahren die Vollstreckung. Durch die Forderungen von Wolf-Peter Mast wurde etwa der erste Erbschein ungültig, ein neuer ist noch nicht vom Gericht ausgestellt. „Das ist ein Familienstreit der Extraklasse“, sagte Thilo Mast.

Das Unternehmen Jägermeister selbst ist von dem Streit nicht betroffen. „Die handelnden Personen haben mit dem Unternehmen nichts zu tun“, sagte ein Sprecher. Der verstorbene Günter Mast war zwar über Jahrzehnte operativer Chef, dichtete  den  Werbeslogan „Ich trinke Jägermeister, weil ...“ und internationalisierte. Die Anteile am Unternehmen aber hielt Jägermeister-Mitgründer Curt Mast, Günters Onkel – und heute dessen Enkel Rehm.

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