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Familie Quandt und der Nachlass Johannas Gespür für das Erbe

Die verstorbene BMW-Erbin sah sich als Hüterin des Vermögens und Treuhänderin ihres Mannes. Den Übergang des BMW-Aktienpaketes an ihre Kinder fädelte sie unbemerkt ein und bewies dabei ein Händchen fürs Timing.
07.08.2015 - 11:00 Uhr 1 Kommentar
Stefan Quandt (links) , Johanna Quandt und Susanne Klatten (rechts). Quelle: dpa
Der Clan

Stefan Quandt (links) , Johanna Quandt und Susanne Klatten (rechts).

(Foto: dpa)

München Eigentlich fällt die zierliche Dame in dem schlichten Kostüm kaum auf. Etwas suchend, leicht verloren steht sie im Foyer der Kongresshalle in München. Mit dem Zug sei sie gekommen, erklärt Johanna Quandt einigen Journalisten, die mit der Milliardärin ins Plaudern kommen. Am Morgen habe sie sich von Bad Homburg aus auf den Weg nach München gemacht, mit dem ICE sei das ja kein Problem. Und ja: „Die Rede meines Sohnes habe ich hören wollen, Stefan hat das gut gemacht“, sagt sie mit Mutterstolz.

Es ist der November 2010. BMW hat in die Münchener Kongresshalle geladen, um  den 50. Jahrestag der Rettung des Unternehmens der Familie Quandt zu feiern. Johannas Sohn Stefan steht auf der Bühne und sagt mitten in der Finanzkrise das, was die BMW-Mitarbeiter an diesem trüben Herbsttag hören wollen. „Der Mut des Vaters, 1960 das Vermögen für den Einstieg bei BMW zu riskieren“, sei ihm Vorbild und Verpflichtung. Das Engagement der Familie solle „nach dem gemeinsamen Willen aller auf lange Sicht“ erhalten bleiben. Schließlich habe seine Mutter Johanna „die Flamme der Begeisterung“ an ihn und seine Schwester Susanne Klatten weitergegeben.

Fast fünf Jahre später, am Montag dieser Woche, ist Johanna Quandt im Alter von 89 Jahren gestorben. Doch „Queen Mum“, wie sie die alte Dame liebevoll nannten, hatte vorgesorgt. Lange vor ihrem Ableben hat das Familienoberhaupt nicht nur ihre Begeisterung, sondern auch ihre Aktien an ihre Kinder Stefan und Susanne weitergereicht. Dank einer geschickten juristischen Konstruktion wechselten zwischen 2003 und 2008 per Schenkung 16,4 Prozent der BMW-Anteile von der dritten in die vierte Generation der Unternehmerfamilie, obwohl Mutter Johanna formal immer noch die Stimmrechte ausübte. Diese Transaktion, von Stefan Quandt bestätigt, hat der Hamburger Autor Rüdiger Jungbluth aufgedeckt, dessen Buch „Die Quandts“ im September erscheint.

Die Wohltäterin

„Heute gehört die Johanna Quandt GmbH & Co. KG für Automobilwerte zu 99 Prozent den beiden Kindern. Damit sind nun auch die BMW-Aktien Johanna Quandts zum allergrößten Teil im Besitz von Susanne Klatten und Stefan Quandt“, sagt Jungbluth.

Und das zu außergewöhnlich guten Bedingungen. Denn zwischen 2003 und 2008 war der Kurswert der BMW-Aktien noch nicht einmal halb so hoch wie heute. Zudem galt zum Zeitpunkt der Transaktion noch das vor 2009 novellierte Erb- und Schenkungsrecht, dass Betriebsvermögen auch bei großen Kapitalgesellschaften großzügig schonte. Unter dem Strich wurden damals 2,8 Milliarden Euro übertragen, die heute um die zehn Milliarden wert sein dürften und das zu einem völlig legalen Steuersatz um die 18 Prozent. „Im Nachhinein erweist sich das als sehr gut getimt“, schließt Jungbluth.

Eine Transaktion, die genau den Wertvorstellungen von Johanna Quandt entspricht. Denn die dritte Ehefrau des legendären Unternehmens Herbert Quandt sah sich nach dessen Tod 1982 als Hüterin des Vermögens ihres Mannes, fast schon als Treuhänderin. Als Krankenschwester im Krieg hatte die Berlinerin gelernt, wie es sich anfühlt, alles verlieren zu können. Und so lebte sie bescheiden, selbst als ihr Mann ihr und ihren Kindern einen Großteil des Vermögens hinterließ. Sie wusste, was das Gemüse im Bad Homburger Supermarkt kostete, als sie den Status der Milliardärin mehrfach genommen hatte. Johanna Quandt war keine Unternehmerin, sie war Preußin auch mit der Verpflichtung zu helfen. Krebsforschung und Krankenhäuser wie die Berliner Charité werden üppig aus Bad Homburg finanziert. Und ihre Vorliebe für liberale und konservative Parteien ließ sie sich regelmäßig größere Beträge kosten.

Der „englische Patient“
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1 Kommentar zu "Familie Quandt und der Nachlass: Johannas Gespür für das Erbe"

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  • Ist es notwendig, eine so gezwungen positive Darstellung zu verfassen darüber, dass eine Familie, deren Reichtum unter Nazi-Herrschaft durch Enteignungen und Zwangsarbeit geschaffen wurde, es auch in der vierten Generation geschafft hat, das Erbe weitgehend steuerfrei zu übertragen? Charity hin oder her, diese Leute tragen, gemessen an ihren Möglichkeiten, deutlich zu wenig zum Gemeinwohl bei.

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