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Frauen in Führungspositionen „Meine Kinder hätten keinen Spaß, wenn ich immer zuhause wäre“

Nathalie Benedikt ist 36 und schon Finanzvorstand bei einer Aktiengesellschaft – dem Maschinenbauer Pfeiffer Vacuum. Was für eine Karriere wichtig ist und warum eine Frauenquote Quatsch wäre, erklärt sie im Interview.
18.02.2013 - 07:14 Uhr 59 Kommentare
Nathalie Benedikt ist Finanzvorstand bei Pfeiffer Vacuum. Quelle: dpa - picture alliance

Nathalie Benedikt ist Finanzvorstand bei Pfeiffer Vacuum.

(Foto: dpa - picture alliance)

Frau Benedikt, Sie sind seit Januar eine der ersten Frauen, die Finanzvorstand bei einer Aktiengesellschaft ist – wie waren die ersten Wochen auf dem neuen Posten?
Es hat sich nicht so viel verändert für mich, alles ist mir sehr vertraut. Als Direktorin für Finanzen war ich seit 2004 schon für die Zahlen verantwortlich. Und bei einem börsennotierten Unternehmen ist das schon eine sehr große Verantwortung.

Ihre Karriere klingt beeindruckend. War das alles eiskalt geplant?
Nein, ganz ehrlich, ich hatte weder das Ziel mit 28 Jahren Finanzdirektorin noch den Plan, mit 36 Jahren Finanzvorstand zu werden. Das hat sich einfach so ergeben. Der Posten ist damals frei geworden und wurde mir angeboten. Da habe ich zugegriffen. 

Woher kommt ihre Begeisterung für Zahlen? Wann hat das angefangen?
Das kam eigentlich relativ spät, erst im Abitur. Ich war auf einem Wirtschaftsgymnasium und hatte da als Leistungsfach Rechnungslegung. Da habe ich meine Leidenschaft für Bilanzierung und Unternehmensbesteuerung entdeckt.  

Sie haben dann in Mannheim ein duales Studium absolviert und zunächst für einen Versicherungskonzern in Frankfurt gearbeitet. Wie hat es sie dann zu einem Vakuumpumpenhersteller verschlagen? Klingt nicht wie eine sexy Branche.
Ich hatte mich in meinem Studium auf die amerikanische Rechnungslegung US-GAAP spezialisiert. Danach habe ich für einen Versicherungskonzern in diesem Bereich gearbeitet. 1999 habe ich dann in der Lokalpresse eine Stellenanzeige von Pfeiffer Vacuum gesehen, die eine Fachkraft für US-amerikanische Rechnungslegung suchten, da sie 1996 an die New Yorker Börse gegangen waren. Das fand ich einfach wahnsinnig spannend, dass ein Mittelständler so einen Schritt wagt. Und deshalb hab ich mir das Unternehmen mal genauer angesehen. 

… und waren offenbar zufrieden mit dem, was sie das entdeckten …
Ja, ich habe die Finanzzahlen des Unternehmens bewundert, schon zur damaligen Zeit. Es war eine tolle Bilanz, die Pfeiffer Vacuum vorgewiesen hat. Und dann habe ich mich aus Neugierde einfach beworben.

Hatten Sie jemals das Gefühl, dass sie als Frau Nachteile im Berufsleben haben?
Nein, ich glaube nicht, dass man als Frau benachteiligt ist und ich habe das Gefühl auch nie gehabt. 

Erst in den Vorstandsetagen wird es wieder dünn
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59 Kommentare zu "Frauen in Führungspositionen: „Meine Kinder hätten keinen Spaß, wenn ich immer zuhause wäre“"

Das Kommentieren dieses Artikels wurde deaktiviert.

  • Frau Benedikt bringt ja nicht Karriere und Kinder unter einen Hut, sondern allein ihre Karriere. Mehr wäre in ihrer Position auch kaum möglich, und hier muss insgesamt etwas mehr Realismus in die Debatte.

    JA, Frauen müssen sich ebenso wie Männer ohne geschlechtsspezifische Hürden für ihre Karriere entscheiden dürfen. PUNKT

    Allerdings sollte auch klar sein, dass das vielfach heißt, entweder keine Kinder zu haben oder jemanden, der sich um die Kinder kümmert (Ehemann, Nanny-Mannschaft etc.). Viele Frauen sagen, dass sie Karriere machen wollen, fordern aber gleichzeitig auch, dass man für eine Vereinbarkeit von Karriere und Familie sorgen müsse. Warum diese Sonderbehandlung? Es gibt sicher auch viele männliche Vorstände, die ihre Kinder gern öfter sähen, was aber faktisch aufgrund ihres (selbst gewählten!) Berufes nicht geht.

    Und: Das mit der "Qualitäts-/Intensivzeit" ist doch Unsinn. Da wird dann die knappe Zeit mit "sinnvoller" Aktivität vollgepackt, nur damit Mama / Papa ein gutes Gewissen haben, doch irgendwie an der Erziehung der Kleinen beteiligt gewesen zu sein. Für die Kinder ist das nur anstrengend.

  • @Crabman

    "Allerdings setze ich gerne aus diesem Grund Frauen für Entlassungsgespräche ein."

    Was für ein Armutszeugnis, dass Sie sich da selber ausstellen. Männer sind eben zu feige, Konflikte auszufechten. Sie scheuen die Reaktion von dem, den sie entlassen wollen. Angst, dass er/sie Ihnen auf den Schreibtisch springt während eines solchen Gesprächs?

  • Frauen sind nur als Einzelbesetzung in führenden Positionen von Interesse. Leider zerfleischen sich Frauen nur allzu gern
    gegenseitig und verlieren dabei das eigentliche Ziel aus den Augen.Oft ist auch die Härte die von Frauen ausgeht gegen Kollegen/innen einfach unerträglich. Allerdings setze ich gerne aus diesem Grund Frauen für Entlassungsgespräche ein.

  • Sabine B.
    Die Bemerkungen einiger Kommentatoren, machen mir deutlich, dass wir Frauen noch ein wenig mehr Geduld haben müssen.

    Bis dahin – so schlage ich vor, liebe Geschlechtsgenossinnen – machen wir weiter wie bisher: wir erkennen unsere Stärken, unsere Talente und unsere Leidenschaften. Wir entschieden selbst, ob und welchen beruflichen Weg wir einschlagen wollen oder ob wir unsere Erfüllung in Familie, Kindern und der Unterstützung der Karriere unserer Männer finden. Oder – und das ist euch jungen Frauen heute eher möglich als den Frauen meiner Generation (Fünfziger Jahre) – ob wir beides irgendwie vereinbart bekommen.

    Ich bin zuversichtlich, dass auch in Deutschland bald verstanden wird, dass die Selbstverwirklichung der Frauen nicht mit Egoismus gleichzusetzen ist. Dass die Fähigkeiten und Potenziale der Frauen für eine gesunde Entwicklung dieses Landes, ebenso wie für die Zukunft dieser Welt, gebraucht werden und wir froh sein können, dass Frauen unter den gegebenen Voraussetungen diesen Weg gehen. Dass dies nur mit Unterstützung möglich ist. Nicht Frauenquote sondern neue Männer.

    Erfreulich: Es wächst eine neue Männergeneration heran. Die jüngeren Frauen finden heute Söhne weiser Mütter – manchmal auch schon weiser Väter - die die gesamte Bandbreite ihrer wundervollen Männlichkeit entwickeln durften: Beschützerinstinkt, Kämpfer aber auch empathischer Unterstützer und verständnisvoller Partner auf Augenhöhe. Und in ihrer Doppelrolle werden die jüngeren Frauen mit einem solchen Partner an ihrer Seite ihren Kindern auf liebevolle Weise vorleben, wie es möglich ist, dass Männer und Frauen mit ihren ganz spezifisch unterschiedlichen Eigenschaften und Talenten selbstbestimmt, verantwortungs- und liebevoll Berufs- und Familienleben miteinander vereinbaren können. Ich halte es sogar für möglich, dass Frauen eines Tages dafür anerkannt werden, dass sie unbeirrbar diesen Weg gegangen sind.

    Frau Benedikt: großartig!

  • Es ist auffallend, dass Frauen, die Karriere machen wollen und dabei gut vorankommen, alle GEGEN die Quote sind. - Nach recht durchwachsenen Erfahrungen mit offensichtlichen Quotenfrauen als Vorgesetzten (dort zählten Intrigen, Gejammere und Schleimereien mehr als vernünftige Argumente) fände ich es absolut wünschenswert, dass Frauen wie Nathalie Benedikt mehr Gehör in der Gesellschaft finden und auch von Politikern wahrgenommen werden.

  • Mediale Selbstvermarktung unseriös
    Vollkommen unverantwortlich ist, was Frauen in Deutschland hinsichtlich Karriere vorgegaukelt wird. Selbst als weiblicher CFO für Dow Jones notierte Unternehmen über viele Jahre tätig, gestaltete sich der "normale" Arbeitsalltag wie folgt: Montag Aufstehen 3.00h, Flughafen...tägl. Arbeitsstd. min. 12, oft aber 14 bis 16 (gelegentlich auch mal die Nacht durcharbeiten) Rückkehr nachhause Freitag 24.00h. Permanente Dreisprachigkeit in interkulturellem Arbeitsumfeld. Wochenende Nacharbeiten und Vorbereiten für die kommende Arbeitswoche. Elektronische Erreichbarkeit 24.00h.

  • 2011 hat Pfeiffer Vacuum das größere Unternehmen Adixen geschluckt. Sie waren damals Projektleiterin. Ist diese Übernahme ein bisschen wie ihr drittes Baby?
    Es war natürlich eine Leistung des ganzen Teams. Aber die Integration eines Unternehmens und die ganzen Aufgaben, die damit verbunden sind, das macht schon Spaß.

    ---------------

    Jetzt ist mir endlich klar warum Pfeiffer damals die überschüssigen Barmittel nicht wie von einigen Anteilsinhabern beantragt an die Aktionäre ausgeschüttet, sondern einen margenschwachen Wettbewerber gekauft hat. Frau Benedikt und ihre Kollegen hätten dann nicht so viel Spaß mit einem tollen Projekt gehabt. Finanziell hat sich der Kauf nicht wirklich gelohnt. Der Umsatz wurde zwar aufgebläht, der Gewinn aber kommt nicht von der Stelle. Warum sie diese Geldverbrennung jetzt als Erfolg verkaufen will bleibt ihr Geheimnis. Bestimmt hat sie dafür aber ne ganz tolle Ausre... Erklärung. Zumal sich solche Übernahmen ja auch oft erst langfristig rechnen: Allianz=>Dresdner, Daimler=>Chrysler, Adidas=>Salomon.... Ja, von solchen Frauen brauchen wir dringend mehr in Führungspositionen. Zum Glück hab ich damals meine Aktien rechtzeitig verkauft.

  • Absurde Statistiken
    Ich habe selbst in Führungspositionen im In- u. Ausland als Frau gearbeitet. Erkenntnis: es gibt im Job keinen Unterschied zwischen Mann und Frau, außer dem Geschlecht. Frauen sind in Norwegen statistisch häufiger vertreten, da es sich zum einen um einen nicht repräsentativen Zwergenstaat handelt und zum andern eine komplett andere Arbeitsphilosophie vorherrscht (Arbeiten von zuhause, bei Kindergeschrei in Telefonkonferenzen und sehr humanen Arbeitszeiten). Ein Land das hauptsächlich vom Öl lebt, kann sich das auch leisten. Berufstätige Frauen in D waren von der Adenauer-Regierung ausdrücklich nicht vorgesehen. Das heutige Dilemma in D ist somit ein rein politisch historisch geprägtes und keineswegs ein gesellschaftliches Problem. Aus welchem Grund sollten sich Männer freiwillig aus Führungspositionen, die nur ihnen - politisch gewollt ! - die letzten 60 Jahren vorbehalten waren, nun von Frauen verdrängen lassen ? Letztlich geht es hier um Geld (Aufbau u. Mehrung von persönlichem Vermögen) und dieses bestimmt in einer kapitalistischen Gesellschaft den gesellschaftlichen Status wie auch die persönliche Lebensqualitität. Die Überlegungen der Bundesregierung zum angesagten Thema gehen somit allesamt am Thema vorbei. Fakt ist, daß durch die kurzsichtige Adenauerpolitik die Weichen in D falsch gestellt wurden und Frauen in D seit nunmehr mehr als 60 Jahren der Weg in Beruf und Karriere versperrt wurde. Eine Frauenquote wäre ein Abstrafen der Männer, für die Fehler einer kurzsichtigen, aber dafür um so dauerhaft wirkenden Nachkriegspolitik. Die Abschaffung des Ehegattensplitting wäre ein Abstrafen aller nicht berufstätigen Frauen, die jahrzehntelang politisch gesteuert, im Berufsleben nicht erwünscht waren. Selbstdarstellungsberichte von "Karrierefrauen" finde ich vor diesem Hintergrund wenig hilfreich.

  • @IRR

    Sie haben das Problem seht gur erkannt.

    Vor gut einem Jahr gab es im HB Online einen Artikel über ein großes Unternehmen, welches sich ernsthaft Gedanken machte um seine Karierefrauen nach der Geburt weiterhin voll zu halten. Ergebnis war ein Kindergarten im Hause. Dieser wurde aber nur teilweise, also halbtags gut angenommen. Das Unternehmen machte den Frauen deutlich daß bei einer Halbtagsbeschäftigung ihre Kariere beendet sei. Ohne großen Erfolg.

    Ganz deutlich wurden die Bewegründe in den vielen Kommentaren. Durch eine Geburt ändern sich die Werte der meisten Karierefrauen sehr heftig. Der Stellenwert einer Familie mit Kind-ern gilt meist höher wie Kariere und Geld.

    Eine solche Entscheidung muß jeder selbst abwägen und sich über alle Auswirkungen im Klaren sein.

    Schönen Abend noch.

  • Zu dieser Selbst-Charakter-Analyse ist nichts mehr hinzuzufügen!

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