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Hauptversammlung Nur sieben Dax-Konzerne richten ihre Aktionärstreffen 2023 sicher wieder in Präsenz aus

Die Mehrheit der größten deutschen Börsenkonzerne bleibt bei virtuellen Hauptversammlungen, zeigt eine Handelsblatt-Umfrage. Aktionärsschützer sehen das trotz großen Sparpotenzials kritisch.
01.01.2023 - 13:09 Uhr Kommentieren
Die meisten Dax-Konzerne richten auch künftig ein virtuelles Aktionärstreffen aus, zeigt eine Handelsblatt-Umfrage. Quelle: dpa
Virtuelle Hauptversammlung von Siemens im Jahr 2020

Die meisten Dax-Konzerne richten auch künftig ein virtuelles Aktionärstreffen aus, zeigt eine Handelsblatt-Umfrage.

(Foto: dpa)

Düsseldorf Bislang planen nur sieben Dax-Konzerne, ihre Hauptversammlung in diesem Jahr in Präsenz auszurichten. Entsprechende Angaben machten Airbus, BASF, die Deutsche Telekom, Henkel, Porsche, Qiagen und Symrise in einer Umfrage des Handelsblatts.

17 Firmen, darunter die Allianz, Merck, Mercedes, Sartorius und Vonovia, wollen wieder ein virtuelles Aktionärstreffen ausrichten. Zehn Unternehmen haben noch keine Entscheidung getroffen, sechs haben sich nicht auf die Anfrage zurückgemeldet.

Hauptversammlungen fanden bis zum Ausbruch der Pandemie immer in Präsenz statt. Die Bundesregierung hat erst 2020 die Möglichkeit geschaffen, rein digitale Treffen durchzuführen. So konnten die 14.000 Aktiengesellschaften in Deutschland trotz Kontaktbeschränkungen ihre Jahrestreffen rechtssicher durchführen.

Im vergangenen Sommer bekräftigte der Bundestag zwar, dass die Präsenzversammlung die Grundform bleibt. Er änderte das Aktiengesetz aber so, dass Aktionärstreffen auch digital abgehalten werden können.

Die schätzungsweise mehr als fünf Millionen Aktionäre in Deutschland müssen sich nun daran gewöhnen, dass virtuelle Treffen in vielen Dax-Konzernen zum Normalfall werden. Für den Autobauer BMW hat dieses Format etwa den Vorteil „einer höheren Reichweite“. Auch der Triebwerkshersteller MTU argumentiert, so die internationalen Aktionäre besser erreichen zu können.

Nivea-Hersteller Beiersdorf und Autozulieferer Conti halten eine virtuelle HV vor dem Hintergrund der fortschreitenden Digitalisierung für zeitgemäßer. Das Medizinunternehmen Fresenius bezeichnet diese Form als „ökologisch nachhaltiger“.

Der Energieriese Eon gibt an, dass man „in den vergangenen Jahren durchweg positive Erfahrungen“ mit virtuellen HVs gemacht habe. Und für Siemens Energy bietet dieses Format auch wegen weiterhin dynamischer Coronazahlen „größere Planungssicherheit“.

Kritik von Aktionärsschützern

Die Verlegung der Treffen ins Internet ist bei Anlegern umstritten, weil viele von ihnen eine Beschneidung ihres Rede- und Fragerechts befürchten. Während der Pandemie mussten Aktionäre bei virtuellen HVs ihre Fragen vorab einreichen und bekamen nicht immer die Möglichkeit, Nachfragen zu stellen.

Marc Tüngler, Hauptgeschäftsführer der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW), sagte dem Handelsblatt: „Es ist kritisch zu werten, dass sich viele Unternehmen gegen den in Umfragen klar zum Ausdruck gebrachten Willen ihrer Aktionäre stellen, die sich hybride Formate wünschen.“ Das beschreibt eine Mischung aus Präsenztreffen und digitaler Übertragung. Auch diesen Weg ermöglicht das Gesetz.

Der Anlegerschützer kritisiert das Vorhaben vieler Dax-Konzerne. Quelle: DSW
Marc Tüngler

Der Anlegerschützer kritisiert das Vorhaben vieler Dax-Konzerne.

(Foto: DSW)

Aktionärsvertreter bewerten das Verhalten vieler Konzerne auch als taktisch. Wechselten Unternehmen mit Ende der Pandemie sofort zurück in die Präsenzform, sei es künftig wohl schwerer, zur virtuellen Alternative zurückzukehren.

>> Lesen Sie mehr: Gastkommentar von Marc Tüngler – Anteilseignern droht massiver Machtverlust

Die meisten Unternehmen können die Kritik nicht nachvollziehen. So heißt es vom Chemiekonzern Covestro: „Wir sehen keinen wesentlichen Unterschied in der rechtlichen Ausgestaltung des Rede- und Fragerechts bei Präsenzhauptversammlungen und virtuellen Hauptversammlungen.“

Das neue Gesetz räumt Unternehmen aber die Möglichkeit ein, dass sie auf vorab eingereichten Fragen bestehen können. Aktionäre müssen diese dann drei Tage vor der Versammlung einreichen. Das soll die Qualität der Antworten erhöhen.

Nachfrage per Videoschalte

Macht der Vorstand davon Gebrauch, muss er den Aktionären allerdings ein Nachfragerecht per Videoschalte ermöglichen. Aktionäre sollen auf diese Weise auch die Gelegenheit bekommen, eine Rede zu halten. Die Anleger müssen eine Woche vor der Versammlung über wesentliche Teile des Vorstandsberichts informiert werden.

Der Gesetzgeber hofft so, dass Unternehmen die HVs straffer durchorganisieren können, weil der Versammlungsleiter die Fragen bündeln kann. Damit dürften endlos lange Reden von teils überkritischen Aktionären der Vergangenheit angehören. Mitunter dauerten Versammlungen früher zehn Stunden.

Aktionäre können Fragen per Video stellen. Quelle: Munich Re, Oliver Soulas
Virtuelle HV bei Munich Re

Aktionäre können Fragen per Video stellen.

(Foto: Munich Re, Oliver Soulas)

Von den gesetzlichen Anpassungen ist Aktionärsschützer Tüngler, der zudem Aufsichtsratsvorsitzender von Freenet und Mitglied der Corporate-Governance-Kommission ist, nicht überzeugt. Virtuelle HVs würden „das Verhältnis von Aktionären zu ihren Unternehmen nachhaltig und leider auch nachteilig verändern“.

Das virtuelle Format sei für die Firmen angenehmer, da die unmittelbare Konfrontation mit den Eigentümern ausbleibe. Er selbst freue sich auf eine Hauptversammlung von Freenet in Präsenz.

Millioneneinsparungen durch virtuelle HVs

Ein Punkt sind aber die Kosten. Durch die digitale Hauptversammlung können Unternehmen Geld sparen, weil sie keine großen Hallen mehr anmieten müssen und kein umfangreiches Catering anbieten müssen. Allerdings fallen Kosten für Technik und Übertragung an.

Diese Beträge werden in der Bilanz aber kaum sichtbar sein, Beiersdorf sieht daher Einsparungen im „sechsstelligen Bereich“, Infineon spricht von „einigen Hunderttausend Euro“. Covestro, Eon und Siemens Energy geben an, dass die virtuelle Alternative nur halb so viel kostet wie die Präsenzveranstaltung, Fresenius beziffert die Ersparnis auf ein Viertel.

Der Gesetzgeber spricht davon, dass Präsenzversammlungen bei großen börsennotierten Gesellschaften bis zu 2,5 Millionen Euro kosten. Die Wirtschaft könne durch die Neuerung jährlich 35 Millionen Euro einsparen. Auch Aktieninhaber können sparen, weil sie nicht mehr anreisen und etwaige Übernachtungskosten nicht mehr zahlen müssen.

Dass sieben Dax-Konzerne dennoch auf ein Präsenztreffen setzen, begründen die Firmen damit, dass man nur so in einen „sehr unmittelbaren Austausch mit Aktionären eintreten kann“, wie es etwa vom Chemiekonzern BASF heißt. Die Telekom teilt mit: „Die Hauptversammlung ist ein wichtiger Bestandteil der Aktienkultur in Deutschland.“

Für den Duft- und Aromahersteller ist die virtuelle Veranstaltung „zu komplex in der Umsetzung“.
Zentrale von Symrise in Holzminden

Für den Duft- und Aromahersteller ist die virtuelle Veranstaltung „zu komplex in der Umsetzung“.

Für den Duft- und Aromahersteller Symrise ist die virtuelle Veranstaltung „zu komplex in der Umsetzung“, weswegen man sich für den klassischen Weg entschieden habe. Man komme damit auch dem Wunsch der Aktionäre nach.

Dax-Neuling Porsche will das Unternehmen mit einer Präsenzveranstaltung „greifbar machen“. Und die Biotechfirma Qiagen hatte schon 2022 eine Präsenzveranstaltung durchgeführt und diese zusätzlich im Internet übertragen.

Volkswagen wollte sich offiziell nicht äußern, hatte seine außerordentliche Hauptversammlung zur Dividendenausschüttung nach dem Porsche-Börsengang Anfang Dezember wieder in Präsenz durchgeführt. Das lässt Rückschlüsse auf das neue Jahr zu. Auch die Deutsche Bank gab keinen Kommentar ab, nach Handelsblatt-Informationen aus Finanzkreisen erwägt das Geldhaus allerdings eine virtuelle Veranstaltung.

Siemens will seine Aktionäre auf seiner virtuellen HV Anfang Februar darüber abstimmen lassen, ob das Treffen auch in den zwei Jahren darauf virtuell stattfinden kann. Solche Regelungen dürfen auf maximal fünf Jahre befristet sein, damit Aktionäre die Chance haben, das regelmäßig neu zu legitimieren.

Mehr: Siemens-Vorstand will Genehmigung für virtuelle Hauptversammlungen

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