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Hempel-Chef Henrik Andersen Die Betrüger in den eigenen Reihen

Kaum im Amt, erreicht den Chef der dänischen Hempel-Gruppe eine Hiobsbotschaft aus Deutschland. Mitarbeiter des Anbieters von Schiffsfarbe haben bei einigen Aufträgen offenbar geschmiert. Andersen will hart durchgreifen.
07.10.2016 - 06:39 Uhr Kommentieren
Brisante SMS erhalten. Quelle: PR
Henrik Andersen

Brisante SMS erhalten.

(Foto: PR)

Düsseldorf Die schlimmste Erschütterung erlebte Henrik Andersen, als sein Flugzeug in Kopenhagen schon längst ausgerollt war. Der neue Firmenchef der traditionsreichen Firmengruppe Hempel befand sich eigentlich noch in der Eingewöhnungszeit. Seit mehr als 100 Jahren ist das dänische Unternehmen als Anbieter von Schiffsfarbe bekannt. 6.000 Mitarbeiter beschäftigt der Konzern. Kunden in 80 Ländern machen den Vorstandschef zu einem Dauerreisenden. Flughäfen sind sozusagen Andersens zweite Heimat.

Am Mittwoch, dem 17. August, war die Landung härter als üblich. Wie immer, wenn die Anschnallzeichen erloschen sind, zückte der 49-Jährige sein Telefon. Normalerweise brauchte er eine gute halbe Stunde, um sich auf den neuesten Stand zu bringen. Diesmal stockte Andersen nach zwei Minuten. Der Grund war eine SMS. Sie kam aus Hamburg, von der Deutschland-Tochter in Pinneberg, der Hempel Germany GmbH: Die Polizei ist im Haus.

In den Büros herrschte Hektik. Die Fahnder wedelten mit einem Durchsuchungsbeschluss. Die Überschrift ließ nichts Gutes ahnen: Bestechung im geschäftlichen Verkehr. Sieben Wochen sind seitdem vergangen. Besser ist die Sache nicht geworden. „Was hier geschehen ist, macht uns sehr betroffen“, sagt Andersen im Gespräch mit dem Handelsblatt. „Die Hempel-Gruppe ist ein Unternehmen, das sehr stolz ist auf seine Tradition. Und auch darauf, dass hier Geschäfte immer absolut regelkonform abgewickelt werden. Deshalb werden wir diese Sache auch nicht dulden.“

Gesagt, getan. Kurz nach der Durchsuchung engagierte Andersen die Wirtschaftsprüfer Pricewaterhousecoopers und Deloitte sowie die Hamburger Kanzlei Esche Schümann Commichau. Die hochdotierten Experten sollten dem Verdacht in einer internen Untersuchung nachgehen. Inzwischen hat Hempel auch den Hamburger Strafrechtler Oliver Pragal angeheuert. Das Ausmaß der Schmiergeldaffäre ist größer als befürchtet.

Konkret geht es um Geschäfte mit „Schiffsmanagern“. Dies sind Dienstleister, die von Schiffseigentümern mit der sogenannten Bereederung beauftragt werden, der technischen und kaufmännischen Betriebsführung von Seeschiffen. Um sich Aufträge zu sichern, zahlten die nun aufgeflogenen Hempel-Mitarbeiter „Boni“ an Schiffsmanager, wenn sie viele Aufträge an Hempel gaben. Diese Gelder waren als Rabatte getarnt und hätten den Schiffseignern zugute kommen müssen. Stattdessen wurden sie jedoch von den Dienstleistern vereinnahmt.

Nach Informationen des Handelsblatts hat eine ganze Reihe von Schiffsmanagern Schmiergeld kassiert. Das Vorgehen sei systematisch, in den vergangenen zehn Jahren seien über diesen Weg Millionensummen an Bestechungsgeldern geflossen, heißt es aus dem Unternehmen. Da jeder Schiffsmanager für mehrere Schiffsbesitzer arbeitet, könnten Dutzende von Reedereien geschädigt worden sein. Über die Namen der beschuldigten Schiffsmanager und geschädigten Reedereien machten weder Hempel noch die Staatsanwaltschaft Angaben.

Wahrscheinlich ist allerdings, dass indirekt auch Tausende Anleger geschädigt worden sind. Gerade deutsche Sparer investierten jahrelang in sogenannte Schiffsfonds, mit denen sie Anteile von Schiffen erwarben. Wenn Zahlungen, die für die Reedereien bestimmt waren, dort nicht ankamen, sind auch die Zeichner der Schiffe betroffen.

Hempel-Chef Andersen ist nun bemüht, klar Schiff zu machen, bevor sein ganzes Unternehmen in Verruf gerät. Schon am Mittwoch entließ er vier Mitarbeiter in Deutschland. Offenbar hat sein Unternehmen mit der internen Untersuchung die Staatsanwaltschaft Verden überholt. Dort ermittelt man noch gegen nur einen Hempel-Vertriebsmanager.

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