
Der Präsident des FC Bayern, Uli Hoeneß und Audi-Vorstandschef Rupert Stadler pflegen einen engen Kontakt.
Düsseldorf Wirklich interessant ist meistens das, was in Geschäftsberichten verschwiegen wird. Unter dem Titel „Ein Ball für Zwei“ veröffentlicht der Autobauer Audi am Dienstag auf Seite 28 des Geschäftsberichts ein gemeinsames Interview des Vorstandsvorsitzenden Rupert Stadler und Pep Guardiola, Trainer des FC Bayern. Stadler redet mit allerlei Fußballfloskeln über die Aufstellung seines Unternehmens. Er erklärt, dass es seine größte Leistung als Vorstandschef gewesen sei, „die Richtung vorzugeben“. Man müsse sich durchsetzen, „auch wenn das heißt, gegen den Strom zu schwimmen“. Über die brisanteste Personalie des FC Bayern schweigt der Audi-Chef sich allerdings aus.
Die Anklage wegen Steuerhinterziehung gegen Bayern-Präsident Uli Hoeneß beschäftigt die Republik, wird aber im Geschäftsbericht eines der wichtigsten Anteilseigner und Sponsoren des Vereins unter den Teppich gekehrt. Zwischen 2010 und 2011 hatten sich die Ingolstädter für insgesamt 90 Millionen Euro rund 9,1 Prozent der Anteile an der FC Bayern München AG gesichert. Der Audi-Chef ist der Stellvertreter von Hoeneß als Bayern-Aufsichtsratschef und gilt innerhalb des Gremiums als einer seiner schärfsten Kritiker.
Doch in der Fragerunde nach der Bilanzpressekonferenz duckt Stadler sich weg. Man bitte um Verständnis, dass man sich zu einem laufenden Verfahren nicht äußern wolle, antwortet er knapp. Der Prozess gegen Hoeneß beleuchte einen „komplexen Sachverhalt“ und bedürfe einer „letztinstanzlichen Entscheidung“. Obwohl Hoeneß bereits selbst eingeräumt hat, mindestens 18,5 Millionen Euro Steuern hinterzogen zu haben, will der Konzern keinen Kommentar abgeben.
Als im vergangenen Jahr die ersten Vorwürfe publik wurden, ließ Stadler in der „Bild am Sonntag“ mitteilen: „Audi ist der Überzeugung, dass nachhaltiger wirtschaftlicher Erfolg nur sichergestellt werden kann, wenn Regeln und Normen konsequent befolgt werden.“ Komme es zur Anklage, hieß es hinter vorgehaltener Hand, sei Hoeneß ohnehin nicht zu halten.
Trotz Anklage sitzt Hoeneß allerdings weiter fest im Sattel. Ein Rücktrittsangebot hat der Aufsichtsrat – auch mit der Stimme von Stadler – einstimmig abgelehnt. Neben Stadler ist dort auch der VW-Chef und Audi-Aufsichtsratsvorsitzender Martin Winterkorn vertreten – ein erklärter Bayern-Fan, der auch nach dem Steuerskandal den Besuch in der Ehrenloge des Vereins nicht scheut. Die Glaubwürdigkeit der Top-Manager der Autobauer steht mit dem Hoeneß-Prozess auf dem Spiel.
Die maximale Verjährungsfrist von zehn Jahren gilt für die Fälle, in denen vorsätzlich Steuern hinterzogen wurden. Dazu gehören beispielsweise die klassischen Konten im Ausland.
Leichtfertige Steuerhinterziehungen verjähren nach fünf Jahren. Dazu zählt etwa, wenn ein Unternehmer seine Buchführung vernachlässigt.
Die Normalverjährung von vier Jahren ist in der Praxis beispielsweise dann relevant, wenn einer Person bloß versehentlich bei der Steuererklärung ein Fehler unterlaufen ist, etwa ein Zahlendreher. Hier müsste das Finanzamt den Beweis erbringen, dass dies vorsätzlich geschehen ist, wenn es die verlängerte Frist geltend machen will.
Die Frist beginnt stets zum 31. Dezember des Jahres, in dem die Steuererklärung abgegeben wurde. Wurde also eine Steuererklärung für 2003 im Jahr 2004 abgegeben, beginnt die Verjährung am 31. Dezember 2004. Bei einer Frist von zehn Jahren könnte sich ein Steuerhinterzieher also erst nach dem 31. Dezember 2014 in Sicherheit wiegen.
Bei einer vorsätzlichen Steuerhinterziehung kann das Finanzamt verlangen, dass die Steuererklärungen für die letzten zehn Jahre nachgearbeitet werden. Bei einer leichtfertigen Steuerhinterziehung könnten die Steuererklärungen für die vergangenen fünf Jahre verlangt werden.
Im Strafrecht beträgt die normale Verjährungsfrist fünf Jahre. Für die besonders schweren Fälle kann eine verlängerte Frist von zehn Jahren greifen.
Die Verjährungsfrist beginnt im Strafrecht taggenau. Das heißt: Wird der Steuerbescheid am 10. März 2009 bekannt gegeben, endet die Verjährung am 10. März 2014.
Ende 2008 wurde die geltende Regelung für die sogenannten „besonders schweren Fälle“ modifiziert. Seither gilt: Wurden Einnahmen verschwiegen, die zu einer Nachzahlung von 100.000 Euro pro Jahr führen oder wurde eine ungerechtfertigte Steuervergütung von mindestens 50.000 Euro erschlichen, so soll keine Geldstrafe mehr möglich sein. Die Verjährung in diesen Fällen beträgt strafrechtlich dann 10 Jahre.
Denn als börsennotierte Unternehmen haben sich die Automanager strenge Compliance-Regeln aufgelegt, die in Paragraf 93 des Aktiengesetzes geregelt sind. Bei der Durchsetzung eben jener Regeln scheinen Stadler und Winterkorn es aber zu vermeiden „auch gegen den Strom zu schwimmen“. Auf Seite 209 des Audi-Geschäftsberichts heißt es: „Für die Geschäftsleitung der Audi AG ist es eine elementare Grundlage, dass unternehmerische Entscheidungen im Einklang mit Gesetzen, internen Regeln und Werten stehen.“ Doch offenbar nicht überall.

9 Kommentare zu "Hoeneß-Prozess: Das seltsame Schweigen des Audi-Chefs"
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Woran erkennt man als erstes einen neuen Audi?
Am neugestalteten Audi-Logo.
Sehe ich so ähnlich, wie der Autor.
Ob es sich nun um Stadler bei Audi, Hainer bei Adidas, Winterkorn bei VW oder einen beliebigen anderen Manager handelt, dem Hoeneß nache steht: Hier wird dem Image der Marke geschadet, nur um die eigene Freundschaft nicht zu gefährden.
Ich fürchte da kann man sich nur noch in Sarkasmus flüchten:
http://www.finance-magazin.de/meinungen/borkowski-exclusiv/borkowski-exclusiv-adidas-stellt-neue-compliance-richtlinien-vor/
Ich würde gerne irgendwo hin kotzen, wenn ich diese unsäglichen Stadler-Statements lese, am besten in einen der AUDI, die ich mal hatte...
seit wann ist ein dominastudio delikat? ;-)
vor allem wenn man bedenkt das die kisten im ausland um einiges günstiger vertickt werden. Und die gewinne bleiben wohl auch im ausland wies aussieht.
Wundere mich sowieso warum deutscheautobauer nicht schon lang überwiegend den USA+angeln gehören wie z.b. DAX30 firmen.
Da kann man aus trotz nur noch einen russen oder chinesen kaufen :-) Auch nicht so pralle
Stadler hat weder Audi noch sonstwas im Griff. Sein Rettungsanker ist sein alter Job als Bürochef von Piech von vor knapp 20 Jahren. Sowas schweißt zusammen, trotz seiner lausiger Performance. Wahrscheinlich auch wegen des gemeinsamen Wissens über einige sehr delikate Angelegenheiten.
na wer wird denn hier schlechtes denken. Als audichef wird der bestimmt gut von seiner sparkasse beraten und hat mit sicherheit ein ordentlich versteuertes sparbuch.
Liebe Autofahrer,
Audi sponsort gerne. Jede Menge Sportler und Politiker fahren gesponserte, oft kostenlose Audi-Fahrzeuge.
Die Endverbraucher kriegen auf die heftigen Preise in der Preisliste noch die happigen Extras berechnet und maximal einen kleinen Rabatt gewährt. Wir Endverbraucher bezahlen dieses Sponsoring alle mit. Fragt sich nur, wie lange noch! Die hier zur Schau gestellte Doppelmoral entlarvt diese Leute eindeutig. Kaufen wir doch was anderes!
reinen Tisch kann man auch machen wenn man die Anteile einfach verkauft. Gute Technik, saubere Autos und schönes Design sind wichtig aber welcher Chinese kennt Bayern München oder lässt sich gar bei seiner Kaufentscheidung dadurch beeinflussen. In Deutschland könnte sich ein Ausstieg bei Bayern sogar positiv bei den Kunden auswirken, Fortschritt durch Konsequenz.