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Hohe Gewinne im Dax Konzerne erhöhen Prognosen so oft wie nie – Euphorie im Aufschwungsjahr

Mehr als jedes zweite Unternehmen hat in diesem Jahr seine Umsatz- oder Gewinnerwartung angehoben. Daraus erwächst für Aktionäre eine Gefahr.
22.09.2021 - 09:11 Uhr Kommentieren
Viele deutsche Unternehmen haben die Prognose angehoben. Quelle: obs
BASF mit besseren Aussichten

Viele deutsche Unternehmen haben die Prognose angehoben.

(Foto: obs)

Düsseldorf Schon viermal hat die Deutsche Post in diesem Jahr ihre Gewinnprognose angehoben. Der Onlinehandel boomt und beschert der Post seit Ausbruch der Pandemie im vorletzten Frühjahr ein dauerhaftes Weihnachtsgeschäft.

Nicht nur die Post, auch die Autobauer Daimler und Volkswagen, die Chemiehersteller BASF und Covestro, der Halbleiterspezialist Infineon, der Sportartikelkonzern Adidas, das IT- und Industrie-Unternehmen Siemens und viele andere haben ihre Prognose in den vergangenen Monaten erhöht, zum Teil mehrfach.

All diese Unternehmen stehen für einen Trend: Der Tristesse des Pandemiejahrs 2020 folgt die Euphorie im Aufschwungsjahr 2021. Die insgesamt 309 im deutschen Prime Standard gelisteten börsennotierten Unternehmen haben 243-mal ihre Gewinn- oder Umsatzerwartungen in diesem Jahr erhöht, davon viele mehrfach, wie die Post.

So viele Korrekturen nach oben gab es nach Berechnungen der Beratungsgesellschaft EY noch nie. Mehr als die Hälfte (53 Prozent) der Unternehmen hat mindestens einmal ihre eigene Jahresprognose heraufgesetzt – nur neun Prozent korrigierten sie nach unten. Der Grund für so viele „Upgrades“ ist, dass sich die Konjunktur erholt. Die Weltwirtschaft wächst so stark wie seit fast 50 Jahren nicht mehr. Davon profitieren die vielen auslandsstarken deutschen Konzerne außerordentlich.

Das zeigt sich nicht nur in den Prognosen. Nach Handelsblatt-Berechnungen kamen allein die 30 Konzerne im bisherigen Dax, wie es ihn bis zum vergangenen Wochenende gab, in den ersten sechs Monaten auf einen Nettogewinn von 62,3 Milliarden Euro. Im gesamten Vorjahr waren es nur 41 Milliarden Euro.

Dax-Konzerne erwarten Rekordgewinne

Die Autohersteller BMW, Daimler und Volkswagen erwirtschafteten einen Rekordnettogewinn von 23,8 Milliarden Euro. Auch die Chemiekonzerne BASF und Covestro, der Halbleiterspezialist Infineon und die Deutsche Post steigerten ihre Gewinne deutlich.

Für das Gesamtjahr prognostizieren Analysten im Schnitt einen Gesamtnettogewinn von rund 105 Milliarden Euro für die 30 Dax-Konzerne; hinzu kommen weitere rund zehn Milliarden Euro bei den zehn neuen Dax-Mitgliedern. Der bisherige Rekord aus dem Jahr 2017 von 94 Milliarden Euro würde damit übertroffen.

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Dabei sind die Risiken 2021 keineswegs verschwunden. Viele Vorprodukte und Rohstoffe fehlen, sodass sich die Produktion in immer mehr Branchen verzögert. Die Preise schwanken stark ,und Lieferketten sind unterbrochen, sodass der Boom ins Stocken gerät.

Vier von fünf Unternehmen – exakt 83 Prozent – meldeten zuletzt Preisanstiege oder Lieferprobleme bei Vorprodukten oder fertigen Waren. Das ermittelte jüngst der Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK) in einer Umfrage unter 3000 Unternehmen im In- und Ausland. 88 Prozent beklagten höhere Einkaufspreise. Zwei von drei Firmen sehen sich nach eigener Aussage gezwungen, diese an ihre Kunden weiterzureichen. „Belastbare Prognosen aufzustellen ist angesichts der äußerst volatilen Rahmenbedingungen derzeit enorm schwierig“, warnt EY-Partner Martin Steinbach.

Am stärksten profitieren Chemieunternehmen vom Boom: 85 Prozent der Unternehmen in dieser konjunktursensiblen Branche haben ihre Prognosen angehoben, also fast alle. Bei Industrieunternehmen liegt die Quote bei 69 Prozent, im Automobilsektor bei 56 Prozent. Die wenigsten Aufwärtskorrekturen gab es bei Immobilienunternehmen sowie Finanzdienstleistern (25 bzw. 36 Prozent).

Wenn höhere Prognosen zur Gewohnheit werden

Wenn Unternehmen ihre Prognosen heraufsetzen, erfreut dies gewöhnlich die Aktionäre. Schließlich wurden sie ursprünglich auf geringere Umsätze oder Gewinne vorbereitet.

Im ersten Halbjahr haben Anleger sowohl auf positive als auch auf negative Unternehmensnachrichten reagiert: Am Tag der Positivkorrektur kletterte nach EY-Berechnungen der Aktienkurs des jeweiligen Unternehmens um durchschnittlich drei Prozent, eine Woche später lag er sogar im Mittel 4,3 Prozent höher als vor der Ad-hoc-Meldung.

Bei einer Gewinn- oder Umsatzwarnung sank der Aktienkurs am Tag der Meldung hingegen um 3,3 Prozent und im Lauf der ersten Woche um 4,3 Prozent.

Allerdings laufen die Unternehmen Gefahr, diesen Trend zu überdrehen. Dann nämlich, wenn so gut wie alle Unternehmen ihre Prognosen erhöhen, sodass Anleger dies bereits im Vorfeld erwarten und in ihren Kaufentscheidungen mit einkalkulieren.
„Wenn immer mehr Unternehmen ihre eigenen Prognosen schon in den beiden ersten Quartalen kassieren, stellt sich die Frage, wie verlässlich Unternehmensprognosen überhaupt noch sind“, argumentiert Steinbach.

Anleger dürften nicht das Gefühl bekommen, dass Unternehmen bei ihren Prognosen zu Jahresanfang absichtlich tiefstapeln, um dann im Jahresverlauf mit positiven Nachrichten überraschen zu können und so dem Aktienkurs auf die Sprünge zu helfen. In dem Fall könnte es bei höheren Prognosen künftig heißen: Business as usual – alles geht seinen Gang.

Mehr: Diese Risiken bedrohen den Boom

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