Howard Buffett Farmer und Weltenretter

Einziger Geldgeber seiner Stiftung ist der Vater.
New York Howard Buffett hat gelernt, großspurig zu denken, er ist schließlich der Sohn von Warren Buffett, dem legendären Investor und drittreichsten Mann der Welt. Und doch alles andere als ein verwöhnter Milliardärssohn. Der 61-Jährige ist Farmer, Fotograf, freiwilliger Hilfspolizist, sitzt in den Verwaltungsräten von Coca-Cola und Berkshire Hathaway, dem Konzern seines Vaters. Doch seine Mission ist eine andere: Mit einer nach ihm benannten Stiftung will er den Hunger auf der Welt besiegen – mit der richtigen Landwirtschaft.
„Meistens kämpfe ich gegen Wetterbedingungen, Insekten und Unkraut“, schreibt Howard Buffett in seinem 2014 veröffentlichten Buch „40 Chances – Finding Hope in a Hungry World“. „Aber ich fühle mich verpflichtet, Hunger in seiner ganzen Komplexität zu betrachten.“ Das heißt: Der stämmige Landwirt reist in die ärmsten Gegenden der Welt: im Kongo investiert er in Wasserkraftwerke, um abgelegene Regionen des krisengeschüttelten Landes mit Strom zu versorgen, den örtlichen Bauern zu helfen und die Wirtschaft anzukurbeln. In Ghana arbeitet seine Stiftung mit Landmaschinenherstellern zusammen, um die Bauern in nachhaltiger Landwirtschaft zu schulen. In anderen Teilen des Kontinents vergibt er Kreditgarantien und Kapital für kleine, lokale Saatgutfirmen, die Getreidesorten für bestimmte Regionen entwickeln.
Buffett sucht das Risiko, geht in Gegenden, die andere als hoffnungslos abgestempelt haben. Gemeinsam mit der amerikanischen Behörde für Entwicklungshilfe USAID wollte er 2011 im Süd-Sudan landwirtschaftliche Projekte starten. Nachdem Kämpfe ausbrachen, zog sich die Behörde zurück – Buffett jedoch blieb und führte das zehn Millionen Dollar schwere Projekt allein weiter. „Ich gebe zu: Ich begebe mich gern in anstrengende Situationen, bei denen viel auf dem Spiel steht, so wie im Dschungel im Süd-Sudan“, räumt er ein. 200 Tage im Jahr reist Buffett durch die ärmsten und abgelegensten Gegenden der Welt. Auf seinen Reisen ist er in Gewahrsam genommen und bedroht worden. Eine Begegnung mit einem Gepard hat Narben auf seinem Arm hinterlassen.
700 Millionen Dollar will seine Stiftung in den nächsten zehn Jahren investieren. Der Landwirt ist allerdings in einer luxuriösen Situation: Sein einziger Geldgeber ist sein Vater, der die Stiftung in regelmäßigen Abständen mit Berkshire-Aktien versorgt. Er muss sich also seinen Spendern gegenüber nicht rechtfertigen oder bei seinen Projekten Kompromisse eingehen.
Arbeiten auf dem Feld statt in der Bibliothek
Howards Kindheit und Jugend in Omaha waren dagegen weniger luxuriös. Warren Buffett, der für seine weitsichtigen Entscheidungen oft „das Orakel von Omaha“ genannt wird, war stets darauf bedacht, seine drei Kinder nicht zu sehr zu verwöhnen. Sie sollten genug Geld bekommen, um ihr Studium zu finanzieren, dann aber ihr eigenes Geld verdienen. Als Howard Buffett nach drei abgebrochenen Studiengängen entschied, Landwirt zu werden, kaufte sein Vater ein Stück Land im Norden von Omaha und vermietete es an ihn. Fünf Prozent des Kaufpreises von 280.000 Dollar musste Howard im Jahr dafür bezahlen, plus einen Anteil der Bruttoerträge, der sich nach Howards Körpergewicht richtete: Wog er mehr als 83 Kilogramm, waren es 26 Prozent, sonst waren es nur 22 Prozent.
Alle drei Buffett’schen Kinder haben eine eigene Stiftung. „Sie drei verbringen jeden Tag damit, anderen Leuten zu helfen. Das macht mich sehr froh“, sagte Warren Buffett im vergangenen Jahr dem Fernsehsender Bloomberg TV.
Als ältester Sohn soll Howard eines Tages den Verwaltungsrat leiten, seine Rolle lässt sich mit einem deutschen Aufsichtsratschef vergleichen. Wenn sich Buffett Senior einmal nicht mehr ums Geschäft kümmern kann, soll Howard dafür sorgen, dass die ethischen Standards eingehalten werden und notfalls eingreifen, falls ein neuer Vorstandschef den Konzern in eine falsche Richtung steuert. „Niemand kennt die Unternehmenskultur von Berkshire besser und weiß, welche Qualitäten ein Berkshire-Chef mitbringen muss“, sagt Jura-Professor Lawrence Cunningham von der George Washington University, der seit Jahren Bücher über Buffett schreibt. Howards Arbeit in seiner Stiftung ist dafür eine gute Vorbereitung.