Hubertus Benteler Der Patriarch tritt ab

Der langjährige Unternehmenschef sieht den Konzern zum Abschied gut aufgestellt.
Düsseldorf Die Öffentlichkeitsscheu hat Hubertus Benteler auch nach 43 Jahren im Unternehmen und 26 Jahren an der Spitze nicht abgelegt. Unternehmen vor Familie, lautet seine Devise. Über persönliche Ziele mag er nicht sprechen, wohl aber über die Zukunft des 141 Jahre alten Familienunternehmens. Er sieht den Autozulieferer und Stahlspezialisten gut aufgestellt und sagt: „Ich bin zuversichtlich, dass das Team diese neuen Herausforderungen gut meistern wird.“
Mit dem Team meint der 70-Jährige den neuen Vorstand und allen voran Ralf Göttel, der am 1. April als Familienfremder Vorstandschef wird. Damit tritt die vierte Generation der Gründerfamilie ab. Hubertus Benteler hat seinen Betrieb sicher und ruhig geführt, sagen Unternehmenskenner. Und das in stürmischen Zeiten, die auch für seinen Nachfolger Göttel gelten. Der Umsatzrückgang auf 7,4 Milliarden Euro in Bentelers letzter Bilanz – ein Minus von 2,3 Prozent – zeugt davon. Dafür sei die angespannte Lage in der Sparte Stahl/Rohr und der Verkauf der Trading-Tochter verantwortlich, gab Benteler am Dienstag bekannt.
Der operative Gewinn ist indes um 55 Millionen Euro oder mehr als 40 Prozent gestiegen. Hauptverantwortlich für den hohen Gewinnanstieg sei die Automobilsparte und der Verkauf der Engineering-Tochter. Hubertus Benteler selbst spricht von einem „guten Ergebnis“, die Ebit-Marge liegt bei 2,6 Prozent. In der Automobilsparte, die mit rund 5,9 Milliarden Euro für mehr als drei Viertel des Umsatzes solide dasteht, hat Nachfolger Göttel die Weichen für Elektromobilität und Internationalisierung gestellt.
Hohe Ziele wollen erreicht werden
Deutlich schwächer entwickelt sich die Sparte Stahl/Rohr. Deren Umsatz ging um 6,8 Prozent auf 825 Millionen Euro zurück und steht mittlerweile nur noch für elf Prozent des Umsatzes, ebenso wie die Handelssparte mit 838 Millionen Euro. Erst vor wenigen Wochen ist die Standortsicherung für Benteler Stahl/Rohr vereinbart worden. Danach verzichten die Mitarbeiter bis 2021 auf Gehaltserhöhungen, alle deutschen Werke bleiben erhalten, und Benteler startet ein Investitionsprogramm in Höhe von rund 200 Millionen Euro bis 2021. Das Ergebnis trägt noch die Handschrift des scheidenden Firmenchefs. Hubertus Benteler konnte in seiner Amtszeit als Vorstandschef den Umsatz versechsfachen und die Belegschaft verdreifachen, auf heute mehr als 30.000 Mitarbeiter.
Der Schnitt ist klarer als in so manchem anderen Familienunternehmen. Benteler wird nicht den Vorsitz im Aufsichtsrat übernehmen, sondern als normales Mitglied an den Sitzungen teilnehmen, die Ralf Bethke, auch Aufsichtsratschef von K&S, leiten wird. Allerdings ist seine Macht als Gesellschafter groß: Hubertus Benteler hält 50 Prozent am Konzern, den Rest die Familie seines verstorbenen Onkels Helmut. Die Dividende liegt laut Geschäftsbericht bei insgesamt 25 Millionen Euro. Und: Hubertus Benteler wird aus dem Aufsichtsrat heraus genau verfolgen, ob sein Nachfolger das von ihm gesteckte Ziel, den Umsatz der Gruppe auf rund elf Milliarden Euro bis 2021 zu steigern, erreicht.
Ob und wann möglicherweise Hubertus‘ Sohn Casper eine Führungsposition übernehmen wird, lässt der scheidende Patriarch nach wie vor offen. Der 31-Jährige arbeitete im Gegensatz zu seinen Schwestern Roberta und Maya bereits im Unternehmen. Doch das Tochterunternehmen Benteler Trading International, das Casper führte, wurde 2016 aus dem Konzern herausgelöst.
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