Investitionen Autos, Halbleiter, Öl – in diesen Branchen wird besonders viel investiert

Volkswagen will das Elektro-SUV künftig auch in den USA bauen.
Düsseldorf Klimawende mit der Dekarbonisierung und Elektromobilität, dazu die Digitalisierung: Immer mehr Unternehmen erfinden sich neu. Dabei geht es um viele Milliarden und um Investitionen über einen weit längeren Zeitraum als nur im aktuellen Aufschwungsjahr 2021. Das zeigen Unternehmensbeispiele aus wichtigen Branchen.
Onlinehandel
Niemand investiert so viel wie Amazon. In diesem Jahr fließen rund 37 Milliarden Euro in neue Logistikzentren und andere Geschäftsbereiche, wie etwa in den Ausbau der Cloud-Technologie. Amazon bestimmt wie kein anderer die Regeln im Einzelhandel.
Die fortschreitende Digitalisierung und der Trend zum E-Commerce sind der Hauptgrund dafür, dass die Unternehmen in der gesamten Einzelhandelsbranche ihre Investitionen in diesem Jahr weltweit voraussichtlich um mehr als ein Viertel (27 Prozent) steigern werden. Das errechnete der Finanzdatenspezialist S&P Capital IQ auf Basis von Ankündigungen in den Firmenzentralen und Analystenschätzungen.
In Deutschland hat Amazon die Eröffnung von acht neuen Logistikstandorten bis Mitte kommenden Jahres angekündigt. Dadurch sollen mehr als 3000 unbefristete Arbeitsplätze neu entstehen. Bis Ende 2021 steigt die Zahl der Festangestellten Amazon-Mitarbeiter in Deutschland voraussichtlich auf 28.000.
Halbleiter
Seit Monaten registriert Infineon eine große Chip-Nachfrage. In vielen Branchen sind die kleinen Bauteile knapp. Investitionen, um den weltweit steigenden Chipbedarf zu decken, brauchen ihre Zeit. Im österreichischen Villach eröffnete der bayerische Halbleiterhersteller Infineon Ende vergangener Woche seine neue Fabrik für Leistungshalbleiter. Vor drei Jahren war dafür der Grundstein gelegt worden. Damals war die Sorge groß, bei Fertigstellung möglicherweise mehr Chips zu produzieren, als sich zu guten Preisen verkaufen lassen. Doch nun hat sich der Mut bezahlt gemacht.
Der größere Wettbewerber Intel will bis 2025 umgerechnet 80 Milliarden Euro in mehrere neue Fabriken in Europa investieren. Das soll den Chipmangel lindern und die Abhängigkeit von Asien senken. Die Standorte der Fabriken sind noch offen. Intel fordert für die Ansiedlungen allerdings auch üppige staatliche Subventionen von 24 Milliarden Euro.
Energie
Wie keine andere Branche hat die Ölindustrie in den vergangenen Jahren ihre Investitionen zurückgefahren. Anstatt sich auf das Zeitalter mit Wind, Solar und anderen alternativen Energien vorzubereiten, setzten Exxon und Co. unbeirrt auf die Einnahmen aus Öl und kauften mit den Gewinnen daraus eigene Aktien zurück.
Das Umdenken hat begonnen. Wie fast alle Ölkonzerne versucht auch der amerikanische Chevron-Konzern, sich neu zu erfinden. In den nächsten sieben Jahren sollen gut acht Milliarden Euro für alternative Energien wie Biokraftstoffe und die Produktion von Wasserstoff sowie das Abscheiden von Kohlendioxid ausgegeben werden.

Chevron will weg vom Erdöl - und neue, klimafreundlichere Alternativen anbieten.
In seiner neu gegründeten Sparte Erneuerbare Energien will Chevron bis 2030 einen operativen Cashflow von mindestens einer Milliarde Dollar erwirtschaften. Der Weg ist noch lang. Selbst wenn Chevron seine Ziele erreicht, macht das Ölgeschäft immer noch mehr als 90 Prozent des Geschäfts aus.
Automobil
Etwas weiter vorangekommen sind die Autobauer. Bis 2025 will Volkswagen 73 Milliarden Euro für klimaschonende Antriebe und die Digitalisierung ausgeben und damit fast jeden zweiten Euro seines Investitionsbudgets dafür verwenden.
Allein 35 Milliarden Euro fließen in die Elektromobilität. Elf Milliarden gehen in die Hybridisierung des Modellportfolios. Das nötige Geld kommt aus dem laufenden Geschäft mit dem Verkauf von Benzin- und Dieselautos. Im ersten Halbjahr hat VW netto 8,4 Milliarden Euro verdient.
Schärfere Klimavorgaben mit niedrigeren CO2-Grenzwerten sind die Ursache für die rekordhohen Investitionen. Vorstandschef Herbert Diess macht kein Geheimnis daraus, dass Tesla ein großer Treiber dieser Entwicklung ist. Ziel ist es nach eigener Aussage, wettbewerbsfähig mit dem amerikanischen Hersteller zu werden. Tesla ist in der E-Mobilität, der Batterietechnik und digitalen Vernetzung der Autos führend.
Toyota hat mit umgerechnet 15,5 Milliarden Euro im ersten Halbjahr so viel in neue Techniken und Produktionsanlagen investiert wie kein anderer in der Branche. Im Gesamtjahr dürften sich die Investitionen auf mindestens 30 Milliarden Euro summieren.
Ein Ende der Ausgabenfreude ist nicht in Sicht. Allein für die Entwicklung und Produktion von Batterien will der weltweit größte Autohersteller in diesem Jahrzehnt weitere 11,5 Milliarden Euro ausgeben. Bis 2030 will Toyota Batterien mit einer Gesamtkapazität von 200 Gigawattstunden oder mehr produzieren, vor allem für neue, rein batteriebetriebene Fahrzeuge. 70 neue Produktionsstraßen für Batterien sollen errichtet werden.
IT und Telekommunikation
Am rasantesten ist die Entwicklung in der IT und Telekommunikation. Samsung investiert in diesem Jahr voraussichtlich umgerechnet 31 Milliarden Euro in neue Produktionsstätten und den Ausbau seiner bestehenden Fertigungsanlagen für Smartphones, Laptops, TV-Geräte, Computermonitore, Halbleiter und Speicherkapazitäten.
Bis 2023 will der südkoreanische Technologiekonzern seine Investitionen um ein Drittel steigern. Schwerpunkte sind die Bereiche Biopharma, Künstliche Intelligenz, Halbleiter und Robotiks. Bargeldbestände von gegenwärtig rund 70 Milliarden Euro erleichtern die Ausgaben.

Der koreanische Technologieriese will in den kommenden Jahren Milliarden in Zukunftstechnologien investieren.
Mit 17 Milliarden Euro hat die Deutsche Telekom im abgelaufenen Geschäftsjahr so viel wie noch nie für die Modernisierung und den Ausbau ihrer Infrastruktur ausgegeben. Konzernchef Timotheus Höttges will das Volumen noch steigern. Analysten veranschlagen die Investitionsausgaben für das laufende Geschäftsjahr im Durchschnitt auf 21,8 Milliarden Euro. Niemand investiert in Europa mehr.
Allein 5,5 Milliarden Euro sind nach Konzernangaben in Deutschland vorgesehen. Bis 2024 sollen es jährlich sechs Milliarden Euro werden. Die Gelder sollen unter anderem in bessere Glasfasernetze fließen. Ab 2024 sollen jährlich mehr als 2,5 Millionen dieser Anschlüsse hinzukommen. Bis 2030 sollen dann 60 Prozent aller Haushalte Zugang zum modernen FTTH-Glasfasernetz haben, verglichen mit aktuell fünf Prozent. Darüber hinaus baut die Telekom ihr Mobilfunknetz 5G aus. In drei Jahren sollen 97 Prozent der Bevölkerung diesen schnellen Mobilfunkstandard nutzen können.
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