Job und Wohnen Das Comeback der Werkswohnung

Eine Idee aus dem 19. Jahrhundert feiert Renaissance.
Berlin Die Wirtschaft reagiert auf die Wohnungskrise. „Es ist ein kleiner Trend, aber ein Trend“, beobachtet Arnt von Bodelschwingh, Leiter des Berliner Forschungsinstituts Regiokontext. Das Thema betrieblich vermittelter oder gestellter Wohnungen für die eigenen Mitarbeiter erlebe eine Renaissance ¬– vor allem in Regionen mit deutlich angespannten Wohnungsmärkten.
Das liegt vor allem daran, dass der Wettbewerb um die besten Mitarbeiter für die Unternehmen härter geworden ist. Ob Mitarbeiter eine bezahlbare Wohnung im Umkreis ihres Arbeitsplatzes finden, entscheidet immer mehr auch über die Zukunftsfähigkeit der Betriebe. „Die Wirtschaft setzt auf Unternehmensattraktivität durch Wohnungsbau“, sagte von Bodelschwingh, der am Montag in Berlin eine Studie über das „Comeback der alten Werkswohnung“ vorlegte. Die Studie rechnet vor, dass bei Mitarbeiter-Wohnungen bezahlbare Mieten machbar sind. Vor allem dann, wenn Unternehmen eigenen Baugrund nutzten und der Staat spezifische Rahmenbedingungen für den Mitarbeiter-Wohnungsbau schaffe.
Nur so könne es gelingen, so von Bodelschwingh, private und öffentliche Arbeitgeber zum Mitarbeiter-Wohnungsbau zu motivieren. „Kommt es hier zu einer Wiederbelebung des Engagements, das Unternehmen früher einmal hatten, dann kann dies ein wichtiger Beitrag zur Bekämpfung der Wohnungskrise werden.“
Der Wohnungsbau in Deutschland ist lange vernachlässigt worden, vor allem im bezahlbaren Bereich. Mittlerweile fehlen hierzulande rund eine Million Wohnungen. Jährlich, so die Einschätzung von Bauexperten, müssten 400.000 Wohnungen bundesweit neu gebaut werden, um der Misere langsam den Garaus zu machen. Davon mindestens 60.000 Wohnungen für Haushalte mit mittleren und 80.000 Wohnungen für Haushalte mit unteren Einkommen. Ein Revival des Mitarbeiter-Wohnungsbaus könnte das unterstützen.
Neu ist das Thema allerdings nicht: Was heute als Mitarbeiter-Wohnung bezeichnet wird, hieß früher Werkswohnung. Schon im 19. Jahrhundert setzte in Deutschland der Werkswohnungsbau ein – vor allem in Bergbauregionen für die Arbeiter des damals stark expandierenden Wirtschaftszweigs. Im Ruhrgebiet wurden 1846 die ersten Werkswohnungen von Zechen errichtet. Stahlunternehmen wie Krupp folgten ab 1861.