„Kein Geschäft der Welt ist es wert, dafür den guten Ruf der Deutschen Bank aufs Spiel zu setzen.“ Das hat Vorstandschef Josef Ackermann 2006 gesagt. Ob diese Aussage der Realität entspricht – daran kommen angesichts der Fülle der Verfahren Zweifel auf, auch wenn diese nicht alle während Ackermanns Amtszeit „entstanden“ sind.
Am Ende des Tages trägt natürlich Josef Ackermann die Verantwortung, aber „krumme Geschäfte“ sind per se die Aufgabe von Hugo Bänziger. Der Risikovorstand muss den Begriff „Compliance“ mit Leben füllen.
Leo Kirch liegt seit Jahren mit der Deutschen Bank im Clinch. Der Medienunternehmer behauptet, dass die Äußerungen des damaligen Chefs Rolf E. Breuer für den Zusammenbruch seines Imperiums verantwortlich waren. Der Bundesgerichtshof (BGH) hatte ihm in einer Vorfrage einst Recht gegeben. Doch unterm Strich ist der Ergebnis der Prozesse noch offen.
Die Deutsche Bank hatte mit Kommunen und mittelständischen Unternehmen komplexe Geschäfte abgeschlossen. Im März fällte der BGH ein wichtiges Urteil: Das Geldhaus durfte diese so genannten CMS-Geschäfte nicht tätigen.
Wegen eines ähnlichen Falles muss sich die Deutsche Bank gemeinsam mit JP Morgan, der Depfa und der UBS in Mailand verantworten. Auch hier geht es um Zinsgeschäfte und die Frage, ob die Risikogestaltung zu Lasten der Anleger ging.
Richtig teuer könnte es für die Deutsche Bank in den USA werden. Besser gesagt: Noch teurer, als es ohnehin schon geworden ist. Denn die US-Regierung hat das Institut Anfang Mai wegen Geschäfte mit Immobilien verklagt. Sie fordert Schadensersatz in Höhe von einer Milliarde Dollar. Die Deutsche Bank soll an Fördermittel herangekommen sein, in dem sie falsche Angaben machte.
Kurz zuvor, im April, widmete der US-Senat der Deutschen Bank in einem Untersuchungsbericht ein eigenes Kapitel. Das ist kein gutes Zeichen. Der Vorwurf: Das Geldhaus hätte Hypothekenanleihen an Kunden verkauft, obwohl eigene Händler längst auf die Risiken aufmerksam gemacht hätten. Damit steht die Deutsche Bank nicht allein da – ähnliche Vorwürfe gibt es gegen mehrere Banken.
Die Stadt Los Angeles glaubt, dass die Deutsche Bank ihren Bürgern Unrecht angetan hat. Es geht unter anderem um widerrechtliche Zwangsräumungen. Immerhin ist das Institut als Treuhänder für 2000 Wohnungen verantwortlich. Die Stadt verlangt Schadenersatz im dreistelligen Millionenbereich. Die Deutsche Bank entgegnet, dass nicht sie als Treuhänder, sondern der Kreditdienstleister zuständig gewesen sei.
Sorgen machen muss sich die Deutsche Bank unter Umständen auch wegen einer aktuellen Geschichte: Die New Yorker Staatsanwaltschaft ermittelt seit kurzem gegen einige US-Banken. Es geht um das Bündeln von Trash-Immobilienkrediten. Noch geht es also nicht um die Deutsche Bank, aber nach den bisherigen Erfahrungen könnte sich das durchaus ändern.
Von der Summe her war die Zahlung an Behörden in Südkorea eher das, was man gerne auch schon mal als „Peanuts“ bezeichnet hat: Eine Strafe über 640.000 Dollar brummte die dortigen Behörden der Deutschen Bank auf. Sie hat allem Anschein nach gegen Börsenregeln verstoßen.
Auch in Italien waren die Rechtsanwälte der Deutschen Bank lange beschäftigt. Hier gab es aber einen Freispruch. Der Vorwurf lautete, dass sich das Institut wie auch die Citigroup und andere Geldhäuser der Mittäterschaft beim Bilanzbetrug des Molkereikonzerns Parmalat schuldig gemacht haben sollen.
Üblicherweise werden in den USA Prozesse nicht bis zum bitteren Ende geführt. Oft gibt es einen Vergleich. Das ist in der Regel auch für das betroffene Unternehmen billiger und vor allem schont es die Nerven. So zahlte die Deutsche Bank im vergangenen Jahr 554 Millionen Dollar wegen eines Streits um Produkte zur Steuervermeidung.
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deltaone made my day!
@Realist: Ich sonne mich in meinem Erfolg von gestern und erspare mir vorerst weitere Prognosen. :-) Immerhin bin ich bisher unfehlbar.
... und nun sage einer, beim Dax-Artikel wären die Trolle los. Im HB ist das offenbar normal, denn es gibt praktisch keine Redaktion.
Zur Sache: Achermann hat, was auch immer aus den angelaufenen Prozessen raus kommt, einen tollen Job gemacht. Wenn er nun versucht haben sollte, den unsäglichen Blackout Breuers aus 2002 vor laufender TV-Kamera zu "neurtalisieren", wie gesagt, wenn er das versucht haben sollte, dann ist das eine Elend. Er hätte damit sein Ansehen ruiniert. Nicht sein Werk, nur sein Ansehen.
Am meisten bin ich gespannt, wer für die vielen Kleingeister das neue Feindbild Nr. 1 werden wird, wenn Ackermann weg sein sollte. So einen findet man ja so schnell nicht wieder.....
@ KeepColl: Gilt die tolle DAX-Analyse von gestern auch für heute? ;-)
Nein habe ich nicht begriffen - Schweineecke?? Versuchen Sie es doch mal mit einer Erklaerung. Bestimmt interessant!
Muss Ackermann gehen oder darf er? Die nächsten Jahre werden auf der ursprünglich avisierten Position sicher kein Zuckerschlecken.
P.S.: Die letzten Diskussionsbeiträge lassen gewaltig an Niveau zu wünschen übrig. Auf deltaone lasse ich nichts kommen. Der hat was drauf und redet ziemlich vernünftig.
@neutral
neid wäre in der Tat ein contraincidicuum.
agreed.
Längst geht es nicht mehr um Neid.
Falls Sie das noch nicht begriffen haben sollten würden Sie in die Schweine-ecke zum Schämen gehören.
schwer vorstellbar.
So isses!! Leider - und keine Besserung in Sicht.
Ackermann hat recht - warum sollte er sich das laenger antun und in der "Neid-Republik" verweilen und sich Amateurpolitikern aussetzen. Er hat einen guten Job gemacht - Kollegen unter Staatsaufsicht(Steuerzahler) sind nicht so erfolgreich. Schaeuble freut sich natuerlich, denn Ackermann spielte in der 1. Liga, Schaeuble kickt eher in der Kreisklasse.
In den letzten Jahren sind nicht nur viele Regierungschefs gestürzt worden, es sind auch sehr viele zurückgetreten. Dasselbe gilt für Bankenbosse und andere Wirtschaftsführer. Was glaubt ihr, hat das zu bedeuten? Gut, dass ihr dasselbe denkt! Aber wohin führt das - zur gemeinsamen Bankrotterklärung? Warum stottert die sonst so selbstsichere Kanzlerin zunehmend? Was, das ist euch noch gar nicht aufgefallen?! Dann habt ihr ihr in den letzten Tagen zuwenig zugehört.
Aber: Was soll's! Wir brauchen die gemeinsame Entschuldung, den gemeinsamen Bankrott, wenn wir nicht über Jahrzehnte leiden wollen. - Und es scheint zunehmend so, dass es kommt, wie's kommen muss. Wir können nur auf die Gerechtigkeit hoffen, dass den Kleinsparern die Einlagen gerettet werden, obwohl es das erstemal wäre, dass so etwas geschieht, weshalb die Chancen eher als gering einzuschätzen sind.
ganz_anders_gesagt
fukushima wurde teuer.