Karl Ulrich Garnadt Mit Eurowings in die Champions League

BVB-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke (2.v.l.) und Lufthansa-Konzernvorstand Karl Ulrich Garnadt im Signal Iduna Park in Dortmund.
Frankfurt Die Stimmung bei den anwesenden Gästen im Dortmunder Stadion schwankt zwischen Begeisterung und Zurückhaltung, als Karl Ulrich Garnadt, Vorstandsmitglied von Lufthansa, am Mittwochmittag den neusten Coup von Eurowings offiziell bekanntgibt: Die Billigtochter wird Sponsor und sogenannter „Champion-Partner“ des Fußball-Bundesligisten Borussia Dortmund (BVB).
Dem 59-jährigen Garnadt fällt es nicht schwer, das Engagement zu begründen: „Wir wollen mit Eurowings in die Champions League, dahin, wo der BVB schon ist“, sagt er. Und weiter: „Borussia Dortmund polarisiert nicht so sehr wie andere Klubs. Er ist bodenständig und ehrgeizig wie Eurowings auch.“ Entsprechend sieht auch das Sponsoring-Paket aus, das der Airline-Manager und sein Team mit dem Traditionsverein geschnürt haben: Bandenwerbung, verschiedene Werbeaktionen und – natürlich – der komplett in den Vereinsfarben schwarz-gelb lackierte BVB-Airbus, alles das passt.
Was in den Augen von Garnadt nicht passt und deshalb auch nicht gleich mit „eingekauft“ wurde, ist eine VIP-Lounge im Dortmunder Stadion. Im Gegensatz zum Lufthansa-Rivalen Turkish Airlines, der bis jetzt der exklusive Flug-Partner der Dortmunder war. „Champagner trinken beim Fußball, das ist nicht das, wofür Eurowings steht. Wir stellen uns da eher die Bratwurst vor“, sagt Garnadt. Schon in den Fernseh-Werbespots macht sich Eurowings über den Luxus der Konkurrenz lustig.
Es sind die gut 20 Millionen Fans, die der deutsche Top-Klub in den sozialen Netzen hat. Und die für Garnadt den Reiz der Partnerschaft ausmachen. Denn die noch junge Fluggesellschaft darf hier künftig werben, nett und witzig verpackt. Genau so, wie es schon Opel, ein weiterer „Champion-Partner“ der Dortmunder, vorgemacht hat. Billigreisen auf der einen Seite, junge Menschen auf der anderen – das Potenzial ist da.
Was das Garnadt wert ist, dazu schweigt er. Bei Turkish Airlines sollen es 3,3 Millionen Euro pro Jahr gewesen sein. „Marketing ist wichtig für uns, aber wir haben nicht so viel Geld wie etwa Emirates“, sagt Garnadt mit Blick auf den Hauptsponsor des Hamburger SV. „Deshalb müssen wir die Mittel sehr gezielt einsetzen. Fliegen und Fußball, das hat beides mit Emotionen zu tun.“
Doch es sind genau diese Emotionen, die dem Manager zusetzen. Denn er ist seit langem selbst Fan der Borussia. Gerade deshalb hat er mit dem neuen Abkommen auch manchmal Bauchschmerzen. „Ich will um Himmels willen nicht in den Verdacht kommen, hier meinen Privathobbys zu frönen“, sagt er. Deshalb stellt er fest: Die Partnerschaft sei nicht seine Idee gewesen.
Tatsächlich wird in Unternehmenskreisen berichtet, dass andere die Kooperation angestoßen und vorangetrieben haben, etwa der Eurowings-Geschäftsführer Oliver Wagner. Garnadt ist zwar seit Herbst 2015 im Lufthansa-Vorstand für Eurowings zuständig. Doch eigentlich war diese Rolle als eine Art „Aufsicht“ gedacht, hat Eurowings doch eine Geschäftsführung. Garnadt war nicht in jede Entscheidung eingebunden.
Doch nach dem Fehlstart der Billigtochter auf der Langstrecke mit massiven Verspätungen rund um den Jahreswechsel war Garnadt, der erfahrene Lufthanseat, gefragt. „Wenn einer Kerosin im Blut hat, dann ist es Garnadt“, sagt ein langjähriger Wegbegleiter. Bereits seit 1979 ist er für Lufthansa tätig. Intern wird er der „treue Karl“ genannt, weil er stets dem jetzigen Lufthansa-Chef Carsten Spohr folgte, wenn der mal wieder die Karriereleiter hinaufgeklettert war.
Und Garnadt nahm seine Rolle als Eurowings-Retter an: Mehrfach in der Woche ist er seitdem in der Zentrale in Köln, um den Betrieb der Lufthansa-Tochter zu stabilisieren. Und als der „Verantwortliche“ für Eurowings war er irgendwann natürlich auch in die „Causa“ BVB eingebunden. Doch Garnadt, bekannt für eine klare Linie, zog die Notbremse, um von vornherein jegliche Vermutungen zu zerstreuen, das Engagement bei dem Bundesligisten könnte private und keine sachlichen Gründe haben.
Seitdem sich der Deal abgezeichnet habe, sei er bei keinem BVB-Spiel mehr gewesen, erzählt der Manager: „Sogar den Aufkleber von meinem Auto habe ich entfernt.“