Kimbal Musk Der Großstadt-Bauer

Der Bruder von Elon Musk will nicht weniger als die Landwirtschaft revolutionieren.
Düsseldorf Fast schon könnte er selbst als Farmer durchgehen. Den beigen Cowboyhut hat er tief ins Gesicht gezogen, die linke Hand in der Hosentasche vergraben. Vom Gürtel prangt eine große, silberne Schnalle, als er im Sommer auf dem Food Forum in Stockholm über die Zukunft der Landwirtschaft spricht.
Doch Kimbal Musk ist kein Farmer. Er ist Gründer – und will nicht weniger als die Landwirtschaft revolutionieren. Und die Nahrungsmittelindustrie gleich mit. Mit seinem Geschäftspartner Tobias Peggs hat Musk die Organisation Square Roots gegründet, die in zehn umgerüsteten Schiffscontainern in Brooklyns Hipster-Stadtteil Bushwick Gemüse und Kräuter anbauen will. Square Roots arbeitet als ein sogenannter Accelerator, der Start-ups die vertikale Landwirtschaft erklärt, sie mit Mentoren versorgt und Zugang zu Investoren verschafft. „Vertikale Landwirtschaft ist eine der aufregendsten Entwicklungen in der Nahrungsmittelindustrie“, schwärmt Musk. Im November soll das Projekt in New York starten – andere Metropolen folgen.
Kimbal Musk ist groß geworden mit radikalen Ideen. Er ist der jüngere Bruder von Elon Musk, der den Elektroautobauer Tesla und das Raumfahrtunternehmen SpaceX leitet und den Bezahldienst Paypal mitgegründet hat. Gemeinsam haben die Musk-Brüder in den 1990er-Jahren ihre Internetkarriere begonnen. Ihr Start-up Zip2, ein Onlineverzeichnis für Unternehmen, verkauften sie 1999 für 307 Millionen Dollar an den Computerhersteller Compaq. Es war damals die höchste Summe, die je für ein Internet-Start-up gezahlt wurde.
Doch nach dem Verkauf gingen die Brüder getrennte Wege. Elon, 45, investierte das Geld in SpaceX. Kimbal lernte Kochen. Heute betreibt der 44-Jährige die Restaurantkette „The Kitchen“, die sich als eine der Ersten auf das sogenannte „Farm-to-Table“-Prinzip spezialisiert hat. Das Essen kommt vom Bauern direkt auf den Tisch. Doch das allein reicht ihm nicht. Wer im Hause Musk groß geworden ist, muss groß denken.
Musk will in Brooklyn moderne Großstadt-Bauern ausbilden. Die Gründer lernen, wie man auf kleinstem Raum vertikale Farmen betreibt. Ein Container ist 30 Quadratmeter groß und produziert so viel Salat und Kräuter wie ein 8.000 Quadratmeter großes Feld im Jahr. Das geht nur durch neue Technologien, mit denen sich das Klima und die Lichtverhältnisse akribisch genau anpassen lassen. Die Methode ist umstritten. Zwar braucht vertikal gewachsenes Gemüse 80 Prozent weniger Wasser als Gemüse auf einem konventionellen Feld, doch dafür deutlich mehr Energie. Doch Musk glaubt an die Technologie, die es vor allem jungen Leuten ermöglichen soll, in der Großstadt zu wohnen und trotzdem so zu essen, als lebten sie auf dem Land.
Wenn es ums Essen geht, wittert Musk eine „Revolution“, weg von Mikrowellengerichten und Fast Food, hin zu frischer, gesunder Nahrung. Die Chancen seien riesig. „Der globale Nahrungsmittelmarkt ist fast fünf Billionen Dollar schwer“, stellt er klar. „Vergleichen Sie das mal mit dem weltweiten Markt für Software. Der umfasst 400 Milliarden Dollar und ist damit etwa so groß wie der für Meeresfrüchte.“
Das Kommentieren dieses Artikels wurde deaktiviert.