Markus Semer neuer Kempinsky-Chef Krieg unter fünf Sternen

Kempinski ist die älteste Luxus-Hotelleriekette Europas und steuert Fünf-Sterne-Häuser wie das Berliner Adlon, das Taschenbergpalais in Dresden und das Atlantic in Hamburg.
Düsseldorf Der Schlag unter die Gürtellinie, den Kempinski-Chefaufseher Chumpol Na Lam Lieng seinem ehemaligen Spitzenmanagement verpasste, kam anlässlich der CEO-Neubesetzung unverdeckt. „Markus Semer verkörpert eine neue Generation der Unternehmensführung für die Gruppe“, teilte der Thailänder per Presseerklärung mit. „Er steht für Loyalität, Vertrauen und Respekt.“
Semer, 39 und seit Oktober 2014 Vizechef des Vorstands, fallen gleichzeitig unappetitliche Aufräumarbeiten zu. Dabei erwies sich die Führungsetage der ältesten Luxus-Hotelleriekette Europas, die von Genf aus 73 Fünf-Sterne-Häuser wie das Berliner Adlon, das Taschenbergpalais in Dresden und das Atlantic in Hamburg steuert, zuletzt als Schlangengrube.
Dort war die Lage vor wenigen Wochen eskaliert, als Reto Wittwer, fast zwei Jahrzehnte lang Vorstandschef des Luxuskonzerns, eine Verleumdungsklage gegen seinen ehemaligen Arbeitgeber einreichte. Mit dem Gang zur Staatsanwaltschaft reagierte der 66-Jährige auf schwere Anschuldigungen seines Amtsnachfolger Alejandro Bernabé.
Der verkündete letzten November, Wittwer werde verdächtigt, „in betrügerischer Absicht Gelder aus dem Unternehmen geschleust und dabei alle internen Kontrollmechanismen umgangen zu haben.“ Eine Strafanzeige wegen Untreue sei gestellt. Anschließend bestätigte der Hotelkonzern Schweizer Medienberichte, nach denen Wittwer angeblich sechs Millionen Franken aus dem Unternehmen gezogen habe – und zwar über Provisionen.

Dem neuen Kempinski-Chef fallen unappetitliche Aufräumarbeiten zu.
Das Fachblatt „FVW“ berichtete darüber hinaus: Die Gelder seien für die Vermittlung von Projektpartnern bei neuen Hotels im Nahen Osten und in Afrika gezahlt worden, wobei der damalige Kempinski-CEO an der Empfängergesellschaft Reincke‘s Son mit Sitz auf den British Virgin Islands beteiligt gewesen sein soll.
Doch die Vorwürfe erwiesen sich offensichtlich als unhaltbar. Am 2. März erklärte Kempinski, dass die „bedauerlicherweise“ in der Pressemitteilung vom 2. November 2015 gemachten Vorwürfe „unglücklich waren und nicht hätten veröffentlicht werden sollen“.
Mit dem Ex-Chef habe man sich außergerichtlich auf die Beilegung aller Rechtsstreitigkeiten geeinigt. Wittwer sei „rehabilitiert“, teilte die Firma mit. Über eine Entschädigungszahlung wurde hingegen nichts bekannt. Für Bernabé, 46, hat der Rückzieher dem Anschein nach harte Konsequenzen: Am Donnerstag verließ er das Unternehmen.
Nun ruhen die Hoffnungen auf Nachfolger Semer, der zuletzt Erfolge bei der weltweiten Expansion der Hotelgruppe verbuchte. Zu seinen Haupttalenten zähle, berichten Insider, leistungsfähige Teams zu entwickeln. Immerhin ein Anfang.