Heute ist die Sache klar: Die Porsche AG ist eine VW-Tochter und zugleich ein Gewinnbringer für den Wolfsburger Konzern. Fast zwei Milliarden Euro überweist der Stuttgarter Bolidenbauer beispielsweise dieses Jahr an Volkswagen. Ende des vergangenen Jahrzehnts fehlte hingegen nicht viel und es wäre anders rum gewesen: Porsche hätte als VW-Großaktionär den Konzern nach seinem Gusto steuern können. 2008 erreichte die Übernahmeschlacht ihren Höhepunkt – der Prozess gegen Ex-Firmenchef Wendelin Wiedeking und dessen Vize Holger Härter ist letztlich eine späte Folge.
Seit 2005 baute Porsche – der lukrativste Autobauer der Welt – seine Beteiligung an VW schrittweise auf. Zunächst ging es um Produktions-Kooperationen und eine gute Anlage hoher Porsche-Gewinne. Später wurde klar: Es ging um die Mehrheit. Aber um welche Mehrheit? Wichtig ist hierbei ein Anteil von 75 Prozent – bei diesem Wert wäre ein sogenannter Beherrschungs- und Gewinnabführungsvertrag im Bereich des Möglichen gewesen. VW sperrte sich heftig, vor allem Volkswagen-Patriarch Ferdinand Piëch war lange Zeit dagegen.
Bis Anfang Oktober 2008 beteuerte die Porsche-Spitze, keine Beherrschung anstreben zu wollen. Am 26. Oktober 2008 dann die Kehrtwende: Porsche bestätigte, 75 Prozent an VW anzustreben, sofern die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen stimmen. Der VW-Kurs schnellte in zwei Tagen um das Fünffache nach oben. Das kam Porsche insofern gelegen, als der Wert seiner VW-Anteile deutlich stieg.
Die als größter Wurf der deutschen Industriegeschichte bejubelte Übernahmeabsicht scheiterte dennoch. Zwar hält die Porsche SE heute etwa 51 Prozent an VW, sie ist aber nur noch eine Beteiligungsgesellschaft – die Sportwagen-Produktion Porsche AG musste an die Wolfsburger verkauft werden, um die bei den Übernahmeschritten entstandenen Schulden decken zu können. Wiedeking und Härter mussten 2009 gehen.