Pimcos Gegenschlag Ein Abschiedsbrief von Bill Gross

Bill Gross hat die Pacific Investment Management Company (Pimco) mitbegründet. Nun stehen sich Unternehmen und Manager vor Gericht gegenüber.
New York Pimco holt zum Gegenschlag aus. Die Tochter des Münchener Allianz-Konzerns hat sich in einem Gerichtsdokument gegen die Klage von Bill Gross gewehrt. Der Star-Investor, der den kalifornischen Anleihe-Spezialisten 1971 mit gegründet hatte, war Ende September 2014 im Streit zum deutlich kleineren Vermögensverwalter Janus Capital gewechselt und hatte anschließend eine 200 Millionen Dollar schwere Klage gegen Pimco eingereicht. Darin wirft er seinem früheren Arbeitgeber unter anderem vor, er sei aus dem Unternehmen gedrängt worden, weil andere Top-Manager es auf seinen Bonus abgesehen hätten.
Pimco weist die Vorwürfe zurück und geht nun in die Offensive. Das Unternehmen, das seit dem Weggang von Gross große Abflüsse von Investorengeldern verkraften musste, veröffentlichte am Montagabend in einem Gerichtsdokument den Abschiedsbrief des einstigen Star-Investors.

Zu den Gerichtsunterlagen gehört dieser Abschiedsbrief von Bill Gross.
Aus dem handgeschriebenen Brief, den Gross an „CEO, Pimco“ adressierte, geht klar hervor, dass er aus eigenen Stücken das Unternehmen verlässt und zwar zum „26. September 2014, 6.29 Uhr“ Pazifische Zeit – eine Minute später beginnt an der Börse in New York der Handel an den Märkten.
Auch sei Gross am 25. September während eines Treffens mit Pimco-Chef Douglas Hodge und dem Chefjuristen David Flattum rüber die finanziellen Folgen eines spontanen Ausscheidens informiert worden. „Er hatte keinen Arbeitsvertrag und erkannte, dass er keinen Anspruch auf die Gewinnbeteiligung haben würde, wenn er das Unternehmen vor dem Ende des dritten Quartals verlässt“, heißt es in dem Gerichtsdokument – genau jenen Bonus fordert Gross mit der Klage aber nun ein.
Gross wolle mit der Klage seinen Ruf retten, argumentiert Pimco und teilt gegen den Unternehmensgründer aus. Den Ruf habe er „mit seinem eigenen selbstzerstörerischen Verhalten in seinem letzten Jahr bei Pimco selbst untergraben.“
Gross hatte sich zunächst einen Machtkampf mit Mohamed El-Erian geliefert, der Pimco bis Anfang 2014 geführt und sich den Posten des Investment-Chefs mit Gross geteilt hatte. Danach sei Gross „davon vereinnahmt“ gewesen, „sein öffentliches Image zu schützen“, heißt es in dem Dokument. Er habe sich „inakzeptabel“ verhalten, sich nicht an Zusagen gehalten, „versucht, die Karriere des früheren Chefs und anderer Manager zu sabotieren, wenn er glaubte, sie seien ihm gegenüber nicht loyal“ und er habe „seine Kollegen auf beleidigende Weise bedroht.“
Lange war über das Gehalt des 71-Jährigen spekuliert worden, der wegen seines Gespürs für Anlagen lange Zeit den Spitznamen Bond-König trug. Pimco offenbarte am Montagabend nun auch, dass Gross 300 Millionen Dollar im Jahr 2013 verdient hatte. Damals hatte der von ihm gemanagte Total-Return-Fonds ein Rekordvolumen von 293 Milliarden Dollar.
Wie Gross auf die nun geforderten 200 Millionen Dollar komme, sei Pimco jedoch nicht klar. Das Vermögen des Star-Investors wird auf zwei Milliarden Dollar geschätzt. Gross hatte angekündigt, mögliche Entschädigungszahlungen aus der Klage gegen seinen ehemaligen Arbeitgeber zu spenden.
Gross Anwältin Patricia Glaser reagierte gelassen auf die neue Sachlage. „Sehr defensiv, noch nicht einmal ansatzweise etwas Neues“, kommentierte sie gegenüber der Nachrichtenagentur Bloomberg. „Wir wollen, dass der Fall schnell vorangetrieben wird.“