Benachrichtigung aktivieren Dürfen wir Sie in Ihrem Browser über die wichtigsten Nachrichten des Handelsblatts informieren? Sie erhalten 2-5 Meldungen pro Tag.
Fast geschafft Erlauben Sie handelsblatt.com Ihnen Benachrichtigungen zu schicken. Dies können Sie in der Meldung Ihres Browsers bestätigen.
Benachrichtigungen erfolgreich aktiviert Wir halten Sie ab sofort über die wichtigsten Nachrichten des Handelsblatts auf dem Laufenden. Sie erhalten 2-5 Meldungen pro Tag.
Jetzt Aktivieren
Nein, danke

Quantencomputer VW-Quantenchef Florian Neukart wechselt zum Start-up Terra Quantum

Das junge Unternehmen arbeitet an kommerziell nutzbaren Quantencomputer-Lösungen. Neukart soll diesen Prozess beschleunigen – und stärkt die Glaubwürdigkeit seines neuen Arbeitgebers.
12.10.2021 Update: 12.10.2021 - 17:55 Uhr Kommentieren
Der ehemalige Chef von VWs Quantencomputer-Abteilung zählt zu den führenden deutschen Quantencomputer-Experten. Quelle: Terra Quantum
Florian Neukart

Der ehemalige Chef von VWs Quantencomputer-Abteilung zählt zu den führenden deutschen Quantencomputer-Experten.

(Foto: Terra Quantum)

Düsseldorf Vom Großkonzern zum Start-up: Florian Neukart, Chef von Volkswagens Quantencomputer-Abteilung, wechselt zu Terra Quantum von Markus Pflitsch. Neukart wird Produktchef beim jungen österreichisch-schweizerischen Start-up, das kommerziell nutzbare Lösungen der Quantencomputer-Technologie für Großkonzerne anbieten will.

Der Wechsel ist bemerkenswert. Neukart zählt zu den versiertesten Quantencomputer-Experten in Deutschland. Unter seiner Führung hat VW unter anderem mit einer quantenbasierten GPS-gestützten Navigation experimentiert, die Staus noch besser vermeiden kann als konventionelle Navigationssysteme. Neukart war unter anderem auch Mitglied des Expertengremiums der „Roadmap Quantencomputing“, des zwei Milliarden Euro schweren Quantencomputer-Förderprogramms der Bundesregierung.

Mit seinem neuen Posten als CPO bei Terra Quantum gibt Neukart zwar diese Funktion auf. Dafür sieht der ehemalige VW-Quantenchef aber eine Chance, in die Entwicklung der revolutionären Computertechnologie einzugreifen. „Mir war es wichtig, nicht nur die Quantencomputer-Technologie zu nutzen, sondern diese selbst weiterzuentwickeln. Und genau das ermöglicht mir Terra Quantum“, sagt Neukart im Gespräch mit dem Handelsblatt.

Terra Quantum baut sein Geschäftsmodell auf drei Säulen auf: Das Start-up entwickelt Quanten-Algorithmen, spezielle Quantencomputer-Hardware, bei der Quanten-Rechenprozesse auf herkömmlicher Computer-Hardware simuliert werden, sowie Lösungen für Quantenverschlüsselungen.

Bis in das Frühjahr hat Terra Quantum die Technologie für die drei Säulen weiterentwickelt. Seitdem arbeitet Pflitsch zufolge das Start-up an der Kommerzialisierung. „Hier wird Florian Neukart eine entscheidende Rolle spielen. Mit seinem Kundenwissen soll er unsere Quantentechnologie auf die Bedürfnisse potenzieller Unternehmenskunden zuschneiden“, sagt Pflitsch.

Neukart sieht unter anderem in der quantenverschlüsselten Kommunikation ein wichtiges Ziel. „Wenn wir nicht heute damit beginnen, unsere Kommunikation quantensicher zu machen, bekommen wir in den kommenden Jahren ein großes Problem. Genau deswegen ist die quantenverschlüsselte Kommunikation eines der Kernziele der Roadmap“, sagt Neukart.

Bislang zählt Terra Quantum unter anderem einen großen europäischen Autobauer, ein Energieunternehmen und einen US-Asset-Manager zu seinen Kunden. Derzeit bereitet das Start-up zudem offenbar auch eine weitere Finanzierungsrunde vor.

Eine zentrale Rolle für Neukarts Wechsel spielte sein ehemaliger Vorgesetzter bei Volkswagen, Martin Hoffmann. Der Ex-CIO von Europas größtem Autobauer hat den Kontakt zu Pflitsch und Terra Quantum hergestellt. Ausschlaggebend für Neukart sei unter anderem das Personal gewesen, das für das Start-up arbeitet. „Vor allem die Gespräche mit Valerii Vinokur, CTO bei Terra Quantum, und die Idee, wie man die Quantentechnologie schnellstmöglich kommerzialisieren will, haben mich überzeugt“, sagt Neukart.

Quanten-Angebot noch im Oktober in der Cloud

Für Pflitsch ist die Personalie auch ein Glaubwürdigkeitsgewinn. Terra Quantum hat in den vergangenen Monaten mit spektakulären Technologie-Versprechen für Aufsehen gesorgt. Nachdem das Unternehmen im April dieses Jahres verkündet hatte, eine Lösung für quantenverschlüsselte Datentransfers über lange Distanzen gefunden zu haben, äußerten vereinzelte Forscher Kritik. Terra Quantum hätte zunächst keine wissenschaftlichen Beweise geliefert, die entsprechende Pressemitteilung sei verwirrend gewesen, monierten Wissenschaftler.

Pflischt sagt dazu: „Das zum Teil mangelnde Verständnis für unsere Lösung für eine quantenverschlüsselte Kommunikation kam vereinzelt von Informatikern, die sich auf einem klassischen Forschungsfeld bewegen. Wir verfolgen allerdings einen neuen Ansatz, der nur wenig mit der klassischen Informatik zu tun hat, sondern Konzepte der Quantenthermodynamik mit einem Bündel von Photonen nutzt.“

Noch im Laufe des Oktobers will Terra Quantum seine Quantencomputer-Lösungen über eine Cloud zugänglich machen. Dann können Kunden auf die Angebote gegen einen Stundenpreis zugreifen. Das Start-up konkurriert dann unter anderem mit dem Angebot des Fraunhofer-Instituts.

Das ermöglicht Unternehmen den Zugriff auf einen Quantencomputer von IBM, bei dem es sich im Gegensatz zu Terra Quantum um einen sogenannten Quanten-Gatter handelt. Grob gesagt sind das „echte“ Quantencomputer und keine simulierten wie im Falle von Terra Quantum. Der Vorteil: Quanten-Gatter sind hinsichtlich ihrer Anwendungsmöglichkeiten nicht begrenzt. Nachteil: Die Rechner sind nach wie vor in der Prototypen-Phase, fehlerhaft und deswegen kommerziell noch nicht nutzbar.

„Für Unternehmen ist es wichtig, die Quantentechnologie auch für ihr Geschäft nutzbar zu machen. Das unterscheidet Terra Quantum auch vom Fraunhofer-Institut, die einen IBM-Quantencomputer über die Cloud Unternehmen zur Verfügung stellen“, sagt Neukart.

Mitarbeit: Larissa Holzki

Mehr: Überraschung aus dem Mittelstand: Trumpf entwickelt Quantenchip

Startseite
Mehr zu: Quantencomputer - VW-Quantenchef Florian Neukart wechselt zum Start-up Terra Quantum
0 Kommentare zu "Quantencomputer: VW-Quantenchef Florian Neukart wechselt zum Start-up Terra Quantum"

Das Kommentieren dieses Artikels wurde deaktiviert.

Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%