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Softwarekonzern Nach Kurssturz: Teamviewer-CEO Steil darf weitermachen, Finanzchef Gaiser wird ausgetauscht

Das Unternehmen hatte zuletzt Prognosen korrigiert und am Kapitalmarkt enttäuscht. CEO Oliver Steil muss sich einer schonungslosen Analyse stellen.
17.10.2021 Update: 18.10.2021 - 13:56 Uhr Kommentieren
Der Aufsichtsrat von Teamviewer hat den Vertrag von Konzernchef Oliver Steil bis Oktober 2024 verlängert. Quelle: dpa
Oliver Steil

Der Aufsichtsrat von Teamviewer hat den Vertrag von Konzernchef Oliver Steil bis Oktober 2024 verlängert.

(Foto: dpa)

Düsseldorf Nach dem Kursabsturz von Teamviewer hat der Software-Dienstleister erste Konsequenzen gezogen: Vorstandschef Oliver Steil soll die Fehler der jüngsten Vergangenheit korrigieren und die Entwicklung des MDax-Unternehmens weiter vorantreiben. Sein im August 2022 auslaufender Vertrag wird um drei Jahre verlängert.

Der Vertrag von Finanzchef Stefan Gaiser hingegen wird im „gegenseitigen Einvernehmen“ nicht verlängert, gab das Unternehmen per Pflichtmitteilung bekannt. Zudem soll der derzeit dreiköpfige Vorstand künftig auf vier Mitglieder erweitert werden.

Es ist der Anfang einer kritischen Analyse, welche Fehler dem Management zuletzt unterlaufen sind, wer dafür Verantwortung trägt und wie das Unternehmen schnell wieder auf Kurs kommen kann. „Es war wichtig, dass der Aufsichtsrat mit Blick auf die Teamkonstellation jetzt eine klare Entscheidung getroffen hat“, sagte Teamviewer-Chef Oliver Steil dem Handelsblatt am Montag.

Die Veröffentlichung der jüngsten Quartalszahlen hatte gezeigt, dass die Erwartungen des Kapitalmarkts an den Spezialisten für Fernwartung und Remote-Bedienung von Maschinen überzogen waren – getrieben allerdings von selbst gesteckten Zielen des Managements. Denn fest steht: Eigentlich ist es um Teamviewer gut bestellt, Umsatz und Gewinn wachsen weiterhin. Es haperte nicht zuletzt an der Kommunikation mit dem Finanzmarkt, für die der Finanzvorstand Verantwortung trägt.

Klar und deutlich äußerte sich dazu etwa Andreas Wolf, Teamviewer-Analyst bei Warburg Research: „Mehrere Guidance-Cuts dieses Jahr gehen klar auf das Konto des Finanzvorstands“, sagte er. Stefan Gaiser sei unter den Investoren zudem mit dem Sponsorenvertrag mit dem Fußballklub Manchester United in Verbindung gebracht worden „hinter dessen Wertbeitrag mehr als ein Fragenzeichen steht“.

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Mit dem Personalwechsel allein sei es laut Wolf jedoch nicht getan: Teamviewer werde künftig regelmäßig liefern müssen, um das Vertrauen wiederaufzubauen. „Angesichts des erwarteten niedrigeren Wachstums bei gleichzeitig höherer Kostenbasis liegt vor dem Management nun viel Arbeit.“

Oliver Steil dankte Stefan Gaiser für die Zusammenarbeit. Insbesondere vor, zum und nach dem Börsengang hätten sie – damals noch als Zweierteam – sehr gut zusammengearbeitet.

Vertriebsvorstand gesucht

Im April war der Vorstand mit Marketingchefin Lisa Agona verstärkt worden. Neben einem neuen CFO sucht Teamviewer nun auch einen Vertriebsvorstand. „Als inzwischen global aufgestelltes Unternehmen mit verschiedensten Produktgruppen, Vertrieb an Großkunden und mehreren Partnerschaften hatten wir im Vorstand zuletzt sicherlich zu viele Aufgaben“, sagt Steil. Das neue Vorstandsmitglied solle sich vorrangig um den Vertrieb und den Aufbau von Partnerschaften kümmern – Aufgaben, die bisher in seiner eigenen Berichtslinie gelegen hätten.

Aufsichtsrat und Management haben neben diesen personellen Änderungen ein Maßnahmenpaket für den Vorstandschef und das Führungsteam beschlossen. Der Plan müsse noch ausgearbeitet werden, sagt Steil. Er nennt aber schon einige Punkte: „Wir haben uns beim Kernprodukt im Großkundenbereich schnell entwickelt und sehr gut zugekauft, aber beim Geschäft für Mittelständler und IT-Servicedienstleister haben wir den Fokus verloren.“ Hier hätte Teamviewer „immer das beste Produkt, das beste Pricing, die beste Kommunikation und den besten Internetauftritt“ gehabt – es gelte, wieder mehr Aufmerksamkeit darauf zu lenken.

Auch die zuletzt starke Expansion soll auf den Prüfstand gestellt werden. Die Asien-Pazifik-Region biete zwar insgesamt sehr viel Potenzial, sagt Steil. „Vor allem in Japan, Indien und Australien sehen wir gutes Wachstum, aber mit China müssen wir uns auseinandersetzen.“ Das Geschäft dort sei auch aufgrund der Regulierung schwieriger geworden.

Kosten sollen beim Personalaufbau gesenkt werden. „Wir werden die Geschwindigkeit bei den Neueinstellungen deutlich reduzieren“, sagt Steil. Und er räumt ein: „Wir hätten in der Coronapandemie die Einstellungsrate verringern und weniger Leute besser onboarden und schulen müssen.“ An manchen Stellen sei es nötig, Personal zu ersetzen.

Auch das Produktportfolio will Steil überprüfen. Als Beispiel nennt er unnötige Dopplungen bei Online-Meeting-Angeboten, die unter anderem durch Zukäufe entstanden seien. Stärker auf die Kernkompetenzen konzentrieren will sich Steil bei IoT-Lösungen, also im Bereich der vernetzten Maschinen und Fabriken. „Unser Alleinstellungsmerkmal ist die Verbindung der Maschinen, bei Zusatzprodukten wie Analysetools und Datenvisualisierung gibt es genügend andere Anbieter am Markt, die auf unserem Angebot aufsetzen können.“

„Rückblickend hat sich durch die Pandemie mehr geändert, als ich im ersten Moment gesehen habe“, sagt Steil selbstkritisch. Es sei schwer einzuschätzen gewesen, was Vorziehkäufe und was Panikkäufe sind. „Wir hätten vorsichtiger agieren und schneller gegensteuern können, dafür bin ich als CEO verantwortlich.“

Mehr: Teamviewer – Wie es nach dem Absturz an der Börse jetzt weitergeht

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