Steven Althaus geht Hildegard Wortmann übernimmt BMW-Marketing

Betriebswirtin unter Ingenieuren.
München Wenn Hildegard Wortmann erklärt, was sie beruflich macht, hat sie eine zweigeteilte Antwort parat: „Ich habe einen der coolsten Jobs der Welt“, sagt sie und schiebt gleich hinterher, „aber in einer der konservativsten Branchen, die es gibt.“
Senior Vice President Product Management BMW steht bislang auf ihrer Visitenkarte, was so viel heißt wie: oberste Produktplanerin des Autobauers. Eine Schlüsselposition, die bislang Männern vorbehalten war. Und nun steigt die 49-Jährige weiter auf. Auf eine Position, auf der vor ihr ebenfalls noch keine Frau gewirkt hat. Wortmann wird Marketingchefin bei BMW und löst Steven Althaus ab, der das Unternehmen verlässt.
Die in München noch nicht offiziell verkündete Personalie hat Signalcharakter. Für Konzernchef Harald Krüger hat die Markenpflege oberste Priorität. Je nach Schätzung ist die bayerische Automarke zwischen 20 und 30 Milliarden Dollar wert – ein Schatz, den künftig Wortmann hüten muss.
Sie weiß: In Zeiten vernetzter Mobilität stehen nicht mehr Temporekorde im Mittelpunkt der Entwicklung, sondern clevere und umweltschonende Innovationen in Sachen Design, Funktionalität und Antrieb. Die Ingenieure in diese Richtung zu lenken ist Wortmanns größte Herausforderung. Ihre Karriere begann die studierte Betriebswirtin aus Münster bei Unilever. In einem Unternehmen also, in dem jeder Mitarbeiter jeden Tag darum kämpft, in bereits gesättigten Märkten Speiseöl oder Bodylotion zu verkaufen. Keine leichte Aufgabe. Bei BMW begann sie 1998 als Media-Planerin, half dann dabei, die Kleinwagentochter Mini wiederzubeleben. Der Erfolg der britischen Kultmarke gilt in der Branche als Meilenstein für ein gelungenes Marketing.
Erfolge, die die Muttermarke jetzt gut gebrauchen kann. Nach Jahren stürmischen Wachstums stoßen die Münchener an Grenzen. In China ist der Autoboom vorbei, in den USA toben Preiskämpfe. Klassische Limousinen – Kerngeschäft von BMW – verkaufen sich nur schleppend. Geländewagen laufen gut, sind aber kontraproduktiv für die Klimaziele. Beim Diesel hat man offenbar nicht geschummelt, aber keine Marke ist in Europa so vom Selbstzünder abhängig wie BMW. Dass Mercedes inzwischen wieder mehr Autos verkauft, schmerzt mindestens so wie der Erfolg von Tesla. 400.000 Vorbestellungen hat das „Model 3“, obwohl es das Auto noch gar nicht gibt. Ein Hype, den eigentlich der BMW „i3“ auslösen sollte und der nun mit staatlicher Kaufprämie und einer größeren Batterie ins Rennen geschickt wird.
Man darf gespannt sein, wo Wortmann ihre Stromstöße im BMW-Marketing anlegt, um neu durchzustarten.