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Turkish Airlines Ausgebremst vom guten Freund Erdogan

Turkish-Airlines-Chef Temel Kotil sollte die Fluglinie für Erdogan zur größten und besten machen. Doch der Freund macht ihm einen Strich durch die Rechnung. Eine ungewohnte Situation für den Manager.
26.07.2016 - 16:00 Uhr Kommentieren
Gewohnt an eine Erfolgsmeldung nach der anderen. Quelle: Bloomberg
Airline-Chef Temel Kotil

Gewohnt an eine Erfolgsmeldung nach der anderen.

(Foto: Bloomberg)

Frankfurt, Istanbul Es schien eine Freundschaft zu sein, die durch nichts aufzuhalten ist. Temel Kotil, der Chef von Turkish Airlines, und Recep Tayyip Erdogan, der türkische Staatschef, zogen über Jahre an einem Strang. „Unsere Ziele sind die gleichen“, antwortete Kotil stets, wenn er auf seine Beziehung zu Erdogan, der in der gleichen Provinz wie er aufwuchs, angesprochen wurde: Die Türkei und Turkish sollen führend werden in der Welt.

Doch über der Männerfreundschaft sind dunkle Wolken aufgezogen. Die Säuberungen, die Erdogan nach dem Putschversuch angeordnet hat, sowie die zunehmende Isolation der Türkei machen einen Strich durch Kotils Expansionsziele. Der Airlinechef selbst äußert sich zwar nicht zu den politischen Vorgängen in seiner Heimat. Doch der neue Kurs seines Freundes hat massiven Einfluss auf Turkish Airlines.

Anfang der Woche musste die Fluglinie 211 Kündigungen aussprechen. Betroffen waren unter anderem 15 Piloten, der Konzern-Finanzvorstand sowie der Chef der Billigtochter Anadolu Jet. Sie sollen Verbindungen zur Organisation des Geistlichen Fethullah Gülen haben, den Erdogan für den Putschversuch verantwortlich macht. Kurz nach dem gescheiterten Umsturz untersagten die Amerikaner zudem türkischen Airlines für zwei Tage Flüge in die USA.

Allein aus Deutschland kamen zuletzt 30 Prozent weniger Touristen. Die Buchungen aus Russland brachen gar um 92 Prozent ein. Im ersten Quartal dieses Jahres schrieb das Unternehmen eine halbe Milliarde US-Dollar Verlust. Der Börsenwert hat sich seit vergangenem Jahr halbiert.

Für Kotil ist das eine ungewohnte Situation. Der 56-jährige Luft- und Raumfahrttechniker ist es gewohnt, eine Erfolgsmeldung nach der anderen zu verkünden. 2005 hatte er den Chefposten übernommen. Damals galt die Airline als unzuverlässige Gesellschaft, deren Kürzel THY von Kunden mit „They hate you“ übersetzt wurde.

Heute hat Kotil für das Akronym eine eigene Übersetzung: „They hug you“ – „Sie umarmen dich“. Das zeigt das Selbstbewusstsein des Managers, der Vater von vier Kindern ist. Seit 2005 hat Kotil den Umsatz verdreifacht. 2015 flogen 61,2 Millionen Passagiere mit Turkish. Air France-KLM, Europas Nummer drei, kommt auf gut 79 Millionen Passagiere.

Kotil setzt auf Tourismus, Geschäftskunden und Langstrecke, gepaart mit gehobenem Service und gutem Essen an Bord. Der Standort Türkei ist perfekt dafür. Das Land ist Tourismusziel, die Wirtschaft boomt. Über das Drehkreuz Istanbul sind Asien-Ziele besser zu erreichen als etwa über Dubai.

Doch all das bröckelt nun, was sicher auch bei Lufthansa mit großer Aufmerksamkeit verfolgt wird: Einerseits ist Turkish unter Kotil zu einem ernst zu nehmenden Rivalen geworden, der stark in Deutschland präsent ist. Andererseits ist Turkish auch Partner der Deutschen im Bündnis Star Alliance – und wird als Kandidat für eine noch engere Verbindung mit der Kranich-Airline genannt. Dafür sind die Chancen wohl vorerst gesunken.

Erdogan, der Freund, auf den sich Kotil stets verlassen konnte, ist zu einem ernsten Problem geworden.

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