Vordenker 2021 Bildungs-Entrepreneur Daniel Jung: „Empathie ist der Schlüssel“

Mit 60 Millionen Views pro Jahr ist er einer der „meistgesehenen Onlinetutoren weltweit“.
Mathe-Rockstar, New-Learning-Entrepreneur, Bildungsarchitekt – so charakterisiert sich Daniel Jung auf seiner Homepage selbstbewusst. 60 Millionen Views pro Jahr verbucht er für sich als einer der „meist gesehenen Onlinetutoren weltweit“. Doch das allein reicht dem Online-Mathe-Erklärer nicht.
Mehrere Bildungsfirmen hat Jung inzwischen gegründet, die sich mit Fragen des neuen Lernens befassen. Eine Plattform zum Teilen von Wissen ist dabei – mit dem Schwerpunkt, die Lerndefizite in den MINT-Fächern mit zu beheben. Mithilfe von Technologien und Media Consulting will Jung Menschen und Unternehmen dazu befähigen, ihr Wissen zu teilen und zu sichern. Dafür hat er unter anderem die Visionfirst Holding gegründet.
Der Anfang – fast unbedarft. „Ich habe einfach eine Kamera hingestellt“, so schildert der gebürtige Remscheider den Startpunkt seiner rasanten Bildungskarriere. Vor zehn Jahren lud er sein erstes Erklärvideo bei Youtube hoch. „Ich habe gedacht, dass ich zu spät dran bin.“ Das Gegenteil war der Fall: Die Welt der an Mathematik verzweifelnden Schülerinnen und Schüler wartete auf ihn.
Pädagogische Erfahrung hatte Jung im Sport gesammelt. Als Jugendlicher wollte er Tennistrainer werden und leitete über Jahre Tenniscamps. Jung entschied sich nach dem Abitur allerdings dafür, die Studiengänge Sport und Mathematik zu kombinieren – Lehrer werden, das schien eine Option. Doch eine Begegnung im Internet änderte alles: Jung sah ein Onlinevideo von Gilbert Strang, Mathematiker am renommierten Massachusetts Institute of Technology (MIT). Und war vollständig begeistert von dessen Art, Wissen zu vermitteln. Doch anders als sein Vorbild, dessen Filme schon mal eineinhalb Stunden dauerten, hält Jung sich stets kurz: Wenige Minuten reichen ihm, um Themen wie lineare Funktionen oder Kurvendiskussionen zu vermitteln.
„Jeder sollte die Chancen haben, alles erreichen zu können.“ So lautet das Leitbild von Jung. Der Onlinepionier am Whiteboard will seine Erfahrungen weitergeben – in Vorträgen und über seinen eigenen Podcast-Talk, in dem er sich unter anderem dem lebenslangen Lernen widmet. Jungs Ziel dabei, ganz themengerecht: „Selbst in jedem Gespräch zu lernen“.
Lesen Sie hier das komplette Interview:
Wissen Sie noch, was Sie werden wollten, als Sie klein waren?
Tennisprofi. Ich habe in den 1990ern mit einer damals noch sehr großen Videokamera mein Idol Pete Sampras vom Fernseher abgefilmt, um im Nachgang kleine Videolerneinheiten zu machen. Da zeichnete sich wohl der eigentliche Weg ab.
Woran messen Sie Ihren Erfolg? Spielt Geld eine Rolle, oder gibt es andere Faktoren?
Möglichst viele Menschen für Mathe zu begeistern und nun zusätzlich möglichst vielen Menschen eine Bühne geben, um mit ihrem Wissen andere zu begeistern.
Gibt es Charakterzüge, die für eine Führungsperson unabdingbar sind?
Einer unserer Core Values ist: „Sich in den Menschen gegenüber hineinversetzen können“. Empathie wird meines Erachtens der Schlüssel nicht nur für Führungspersonen sein.
Bitte ergänzen Sie den Satz: In Konfliktsituationen bin ich…?
… auf der Suche nach meinem potenziell vorangegangenen Fehler – und bei den Umständen beziehungsweise möglichen Hintergründen der Person gegenüber, die zu der Situation geführt haben könnten.
Was waren Ihre wichtigsten drei (Arbeits-)Ergebnisse der letzten drei Jahre?
Erstens mein Podcast-Format als Talk mit inspirierenden Persönlichkeiten, um selbst in jedem Gespräch zu lernen und Impulse hinsichtlich New Learning für andere zu geben.
Zweitens unsere Plattform für Menschen, um ihr Wissen zu teilen.
Drittens ein Kernteam gefunden zu haben, das mich auf meiner Bildungsreise maximal unterstützt.
In den nächsten drei Jahren: Was wollen Sie lernen, das Sie heute noch nicht können?
Öfters mal loslassen können.
Was ist Ihr langfristiges Ziel beziehungsweise Ihre Vision?
Dass keiner mehr sein implizites Wissen und seine Erfahrungen mit ins Grab nimmt, sondern zur Verfügung stellt und damit anderen die Chance gibt, davon zu profitieren.
Wenn ich mich bei Ihren Freunden erkundigen würde: Welche alternativen Karriereoptionen würden die für Sie vorschlagen?
Ich hoffe, immer irgendetwas mit „Menschen helfen“.
Herr Jung, vielen Dank für das Interview.
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