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Vordenker

Vordenkerin 2021 KI-Expertin Kenza Ait Si Abbou: „Es fällt mir schwer, mir selbst Nein zu sagen“

Die Telekom-Managerin für KI und Robotik ist eine Vordenkerin des Jahrgangs 2021. Mit unkonventionellen Tönen wirbt sie für einen Technologie-Einsatz, der den Menschen dient – und nicht dem Profit.
06.10.2021 - 10:41 Uhr Kommentieren
Kenza Ait Si Abbou wirbt dafür, sich mit Technologie zu beschäftigen – und kein digitaler Analphabet zu sein.
Kenza Ait Si Abbou

Kenza Ait Si Abbou wirbt dafür, sich mit Technologie zu beschäftigen – und kein digitaler Analphabet zu sein.

„Keine Panik, ist nur Technik“ – der lässige Titel ihres Buchs sagt viel aus über Kenza Ait Si Abbou. Die Frau kennt sich aus – und will andere mitnehmen auf die Reise in Richtung der großen Zukunftsthemen Robotik und Künstliche Intelligenz (KI). Ihre Argumente sind dabei keine kalten Nullen und Einsen. Sie trägt die Themen mit menschlichem Touch vor – und überzeugt am liebsten mit dem Nutzen der Neuerung. Seit 2018 ist die Ingenieurin Senior Managerin für Robotik und KI in der IT-Abteilung der Deutschen Telekom.

War die Berlinerin gestern Abend noch auf einer Podiumsdiskussion, wo PR-Profis wissen wollten, ob ihnen künftig Algorithmen den Job abnehmen, sitzt sie heute lächelnd mit einem kranken Kind auf dem Schoß vor dem Laptop und beantwortet gut gelaunt und höchstpersönlich Journalistenfragen.

Sie ist eine wichtige Botschafterin des Konzerns – und verkörpert dabei die entspannt-natürlich wirkende Seite eines Themas, das manchen Menschen Sorgen bereitet: selbstlernende Software, die am Ende alles weiß und kann? In den Händen der falschen Leute und Regimes eine Schreckensvorstellung. Eindringlich wirbt sie daher auch dafür, sich mit der umgebenden Technologie zu beschäftigen – und kein digitaler Analphabet zu sein.

Ihr Credo wirkt zunächst erstaunlich für eine Senior Managerin einer börsennotierten Aktiengesellschaft: Technologie solle dem Menschen dienen – „und nicht dem finanziellen Profit“. Eine zweite Bedingung, die Ait Si Abbou für wichtig hält: Der Mensch müsse stets bestimmen und verstehen, was geschehe, und der Souverän bleiben. „Wir werden unseren Kundinnen und Kunden bestimmt keine KI unterjubeln, es ist immer alles transparent“, sagt sie mit Blick auf die Deutsche Telekom.

Sie muss lachen: „Ich habe fast ein blindes Vertrauen in die Telekom, weil ich ja von innen weiß, wie hohe Standards wir haben und wie schwierig es ist, für meine Projekte an nutzbare Daten zu kommen.“ Stimmerkennung? Ja, das könne man schon machen. Freiwillig biete einem die Telekom schon an, seine Stimme speichern zu lassen und mit dem Kundenkonto zu verbinden. „Man wird beim nächsten Anruf automatisch erkannt und kann direkt sein Anliegen loswerden“, schildert sie den Nutzen.

Fest steht: Robotik und KI können helfen, zahlreiche Prozesse effizienter zu gestalten. Die 40-Jährige schafft im Konzern mehr und mehr Verständnis für diese Themen, indem sie anhand konkreter Projekte den Vorteil vorführt. „Wir sind ein interner Dienstleister für die Telekom-Abteilungen. Anfangs waren wir nur eine Handvoll Leute. Die IT-Abteilung galt als zu langsam und nicht innovativ.“ Nun aber verbessere sich die Sicht auf die schnell wachsende Truppe, die Obergrenze von 120 Leuten ist erreicht. „Würden wir mehr sein, wäre das nicht mehr so agil“, sagt Ait Si Abbou.

Schon 2012, damals noch als Projektmanagerin bei T-Systems, hat sie ein internes Frauennetzwerk geschaffen. Als Mentorin und Rolemodel will sie junge Mädchen, Absolventinnen und Berufsanfängerinnen für MINT-Berufe begeistern, und sie wirbt für bessere Modelle zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf.

Mit ihrem Engagement hat Kenza Ait Si Abbou auch die „Vordenker“-Jury überzeugt. Die Initiative des Handelsblatts und der Strategieberatung Boston Consulting Group steht in diesem Jahr unter dem Leitgedanken „Krise als Chance: Wer in der Pandemie die Transformation vorangetrieben hat“.

Ait Si Abbou spricht von einer Liebe zur Mathematik, die ganz früh da war: „Schon als kleines Mädchen habe ich mir einen Zettel genommen und selbst Rechenaufgaben gestellt.“ Auch sieben Sprachen spricht sie. „Ich fand Sprachen immer sehr mathematisch.“ Geboren in Marokko, hat sie in Spanien Telekommunikationstechnik studiert, dann Projektmanagement in Deutschland und Chinesisch in China. Sie ist überzeugt: Crosskulturelle Teams erzielen bessere Ergebnisse. „Meine Zeit in China hat dazu geführt, dass ich anders arbeite. Man lernt, toleranter zu sein und andere Lösungswege zu erkennen.“ So habe sie heute einen „internationalen Fundus im Kopf“, der ihr helfe, ein Problem aus verschiedenen Blickwinkeln zu betrachten.

Lesen Sie hier das komplette Interview:

Frau Ait Si Abbou, wissen Sie noch, was Sie werden wollten, als Sie klein waren?
Ja, ich wollte eine Gelehrte werden und habe mich in einem weißen Kittel in einem Labor gesehen.

Woran messen Sie Ihren Erfolg? Spielt Geld eine Rolle, oder gibt es andere Faktoren?
Für mich ist Erfolg, glücklich und ausgeglichen zu sein. Ich möchte in den Spiegel schauen und mir sagen: „Kenza, du hast alles richtig gemacht.“ Der Spagat zwischen Beruf und Familie ist herausfordernd. Das Geld löst die logistischen Probleme. Aber wenn man mit sich selbst nicht im Reinen ist, dann ist man unglücklich und dann hilft kein Geld dieser Welt.

Gibt es Charakterzüge, die für eine Führungsperson unabdingbar sind?
Für mich sind zuhören zu können und empathisch zu sein die wichtigsten Charakterzüge einer Führungsperson.

Bitte ergänzen Sie den Satz: In Konfliktsituationen bin ich…
…neugierig. Ich versuche immer, alle Parteien und deren Beweggründe zu verstehen, mich in die anderen hineinzuversetzen und deren Perspektive kennenzulernen. Meistens gelingt es mir, aber natürlich nicht immer.

Was waren Ihre wichtigsten drei (Arbeits-)Ergebnisse der letzten drei Jahre?
Meine Kollegen und ich haben es geschafft, in wenigen Monaten ein Künstliche-Intelligenz-Team aufzubauen, unsere Aktivitäten im Konzern bekannt zu machen und unsere Auftragsbücher voll zu bekommen. Darauf bin ich sehr stolz. Zudem habe ich im Jahr 2020 mein zweites Kind bekommen und mein erstes Buch veröffentlicht.

In den nächsten drei Jahren: Was wollen Sie lernen, das Sie heute noch nicht können?
Mir weniger Projekte vorzunehmen. Ich merke sehr, wie ich mitten in der „Rushhour des Lebens“ bin und alle möglichen Projekte und Ideen angehen möchte. Es fällt mir schwer, mir selbst Nein zu sagen.

Was ist Ihr langfristiges Ziel beziehungsweise Ihre Vision?
Ich möchte dafür sorgen, dass wir – also Tech-Unternehmen generell – eine Technologie bauen, die den Menschen dient und nicht dem finanziellen Profit. Das ist zumindest mal die Vision. Wie ich dahin komme, ist nicht ganz klar. Aber ich versuche, mein Umfeld dafür zu inspirieren.

Wenn ich mich bei Ihren Freunden erkundigen würde: Welche alternativen Karriereoptionen würden die für Sie vorschlagen?
Lustigerweise alles Mögliche, außer das, was ich mache. Die meisten sagen Außenministerin, Botschafterin, Fernsehmoderatorin. Manchmal rufen sie sogar „Kenza for president“. Aber ich muss sie leider enttäuschen, eine Berufung für Politik spüre ich (noch) nicht.

Frau Ait Si Abbou, vielen Dank für das Interview.

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