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Vorstoß des Aufsichtsratschefs Chefaufseher Zetsche verärgert Tui-Aktionäre mit Gehaltsoffensive für den Vorstand

Investoren des Touristikkonzerns Tui kritisieren das neue Vergütungssystem ihres Chefkontrolleurs. Aber auch Daimler-Eigner grollen dem Ex-Vorstandschef Dieter Zetsche.
28.01.2020 - 18:12 Uhr Kommentieren
Der Ex-Daimler-Chef sorgt bei den Aktionären für Unmut. Quelle: Bloomberg
Dieter Zetsche

Der Ex-Daimler-Chef sorgt bei den Aktionären für Unmut.

(Foto: Bloomberg)

München, Düsseldorf In seinen 43 Dienstjahren beim Autobauer Daimler hat Dieter Zetsche viel erlebt und als Manager nahezu alles erreicht. Nachdem die A-Klasse 1997 beim „Elchtest“ umgekippt war, stellte er das angeschlagene Renommee der Konzernmarke Mercedes durch den Einbau eines elektronischen Stabilitätsprogramms (ESP) schnell wieder her. Als launiger „Dr. Z“ beendete er das Chrysler-Debakel und katapultierte Mercedes zurück an die Spitze der Premiumwelt.

13 Jahre leitete Zetsche die Geschicke bei Daimler als Vorstandsvorsitzender. Die Mitarbeiter freuten sich in seiner Ära über sichere Jobs und steigende Boni, die Kunden über die besten Luxuswagen der Welt. Aber nicht alle hat Zetsche glücklich gemacht – vor allem die Aktionäre blicken zwiespältig auf die Regentschaft von Zetsche zurück.

Der Grund: Der Börsenwert des Dax-Konzerns hat sich während seiner Ära kaum verbessert, zudem hinterließ er seinem Nachfolger jede Menge Altlasten im Dieselskandal. Eine Rückkehr von Zetsche zu Daimler, wo er 2021 den Posten des Chefaufsehers anstrebt, lehnen große Aktionäre wie Union Investment strikt ab. Und auch an seiner neuen Wirkungsstätte, dem Touristikkonzern Tui, begehren die Eigentümer gegen einen Plan des 66-Jährigen auf.

Zetsche, der genau einen Tag nach seinem Ausscheiden bei Daimler zum Aufsichtsratsvorsitzenden von Tui berufen wurde, will ein neues Vergütungssystem für den Vorstand etablieren. Das erst 2018 überarbeitete Entlohnungskonzept habe seinen Zweck „nicht erfüllt“, argumentiert Zetsche. Bei einigen Aktionären des größten europäischen Reisekonzerns stößt das auf Unverständnis, wäre Tui-Chef Friedrich Joussen trotz schlecht laufender Geschäfte doch der Nutznießer.

„Falls uns nicht noch überzeugendere Argumente vorgelegt werden, tendieren wir zur Ablehnung“, erklärte Alexander von Vietinghoff-Scheel von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW).

Auch Ingo Speich sieht den Vorstoß kritisch: „Tui hat derzeit ein vernünftiges Vergütungssystem mit einer relativ hohen variablen Komponente. Prinzipiell sehe ich keinen Grund, warum bei Tui das Fixum deutlich ansteigen sollte“, sagte der Leiter für Corporate Governance bei der Dekabank dem Handelsblatt.

Der hohe variable Anteil bei der Vergütung war dem Tui-Chef im abgelaufenen Jahr zum Verhängnis geworden. Weil er seine Ertragsziele klar verfehlte und der Aktienkurs am Boden blieb, ging Joussen bei sämtlichen Bonusprogrammen leer aus. Eine Wiederholung dieses Debakels will Zetsche nun in den kommenden Jahren verhindern.

Neue Richtlinie könnte ausgenutzt werden

„Wir müssen aufpassen, dass wir künftig nicht einen massiven Anstieg der Fixvergütung bei deutschen Konzernen sehen“, warnt Speich. Hintergrund seiner Sorge ist das Gesetz zur Umsetzung der zweiten Aktionärsrechterichtlinie (ARUG II), infolgedessen sich die Vergütungsvorgaben für Aktiengesellschaften teils verändern.

„Kritisch zu sehen ist, dass Unternehmen ARUG II nutzen, um die Fixvergütung ihrer Vorstände nach oben anzupassen. Das wäre schlecht“, sagt Speich. Der Experte für gute Unternehmensführung plädiert für einen hohen variablen Vergütungsanteil gepaart mit eigenen Aktien. Tui-Aufsichtsratschef Zetsche sieht den Reisekonzern freilich als Sonderfall.

Die derzeit bestehende variable Vergütung bei Tui verfehle „ihre Anreizfunktion“, schreibt Zetsche an die Aktionäre. Das aktuelle System würde die „zyklische und saisonale Charakteristik des Geschäfts“ zu wenig berücksichtigen. Vor allem das Flugverbot für die Boeing 737 Max und Buchungsrückgänge in Spanien verhagelten Tui die Bilanz. Die Folge: Der Ertrag brach im vergangenen Jahr um 26 Prozent ein.

Das führt dazu, dass die Gesamtvergütung von CEO Joussen von 5,5 Millionen Euro im Jahr 2018 auf 1,1 Millionen Euro im vergangenen Jahr schrumpft. Diese Entlohnung würdige die Leistung von Joussen nicht ausreichend, findet Zetsche. Die Eigentümer haben daran allerdings ihre Zweifel.

Mehr: Der Reisekonzern will verhindern, dass Vorstandschef Fritz Joussen noch einmal leer ausgeht. Dabei geht die Misere auch auf sein Konto – ein Kommentar.

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