Irak, Afghanistan, Kolumbien – aber vor allem Afrika: Victor Bout war in der ganzen Welt aktiv. Zu beweisen war ihm das alles in der Regel nie. Es folgen kurze Auszüge aus den umfangreichen Recherchen von Douglas Farah und Stephen Braun.
Kriege gab es im Nordwesten Ugandas seit Jahrhunderten. Doch diese wurden stets mit traditionellen Waffen ausgetragen. Bis nach dem Ende des Kalten Krieges die Waffenhändler kamen, allen voran Victor Bout. Kalaschnikows wurden zu einer beliebten Mitgift. Allein in diese Region wurden 47.000 AK 47 geliefert.
Bouts wichtigster Standort in Afrika war über Jahre hinweg Liberia. Der Kriegsherr Charles Taylor hatte Liberia zu einem gut geschmierten kriminellen Unternehmen gemacht. Bout hatte mit ihm seit Ende der 90er-Jahre Kontakt und sielte bei dessen Machtergreifung eine nennenswerte Rolle. Im Gegenzug hatte es ihm Taylor erlaubt, seine Flieger in Liberia anmelden zu lassen. Von hier fand er auch weiter östlich und südlich Geschäftspartner.
Mobutu Sese Seko, der Präsident von Zaire, war nicht nur ein guter Kunde Bouts, sondern auch ein Freund. Als seine Zeit im Mai 1997 nach drei Jahrzehnten zu Ende ging, weigerte sich Seko lange Zeit, das zuzugeben. So brauchte es eine von Bout eiligst eingeflogene Antonow, um ihn aus der Gefahrenzone zu bringen.
Auch im Nachfolgerstaat Zaires, der Demokratische Republik Kongo, war Bout sehr aktiv. 2001 war auch dank seiner Hilfe Jean-Pierre Bemba an der Macht, der eine Armee aus Guerillas und Kindersoldaten anführte. Neben Waffen verkaufte Bout auch zwei sowjetische Mi-24-Hubschrauber an Bemba, damit er beschwerliche Märsche vermeiden konnte.
In Angola bewaffnete Bout sowohl die Truppen von Rebellenführer Jonas Savimbi als auch die der Regierung. Beide Seiten waren von ihm abhängig. Kein Wunder, dass der Konflikt länger dauerte, als wenn nur eine Seite Waffen von Bout bekommen hätte. Als die angolanische Regierung 1998 dann doch von dem doppelten Spiel Wind bekam, gab sie ihm den Laufpass.
In Sierra Leone hat Bout einen weiteren moralischen Rubikon überschritten. Im November 1999 unterbreitete er den Warlords Ibrahim Bah und Sam Bockarie in Monrovia den Vorschlag, in Sierra Leone einzufallen und strategisch wichtige Minen zu besetzen. Die notwendigen Waffen dazu würde er natürlich liefern. Das Erz brachte dem ansonsten armen Land die Hälfte der Exporterlöse ein. „Bouts unmoralische Geschäfte und seine grandiosen Träume begannen auszuufern“, schreiben die Autoren.
Im Sudan waren die Islamisten seit 1989 an der Macht. Sie nahmen Bout, aber auch Osama bin Laden, wenig später gastfreundlicher auf als sie ihr eigenes Volk behandelten.
Als 2006 im Südlibanon Kämpfe zwischen israelischen Soldaten und der Hisbollah ausbrachen, wurde Bout in einer Kaserne der Hisbollah gesichtet. Kurz darauf wurde er von Israel beschuldigt, an den Feind Panzerabwehrraketen zu liefern.
Von Juli 1997 bis August 1998 war Togo das Ziel von Bouts Flugzeugen, die in Bulgarien gestartet waren. Die Route wurde in dieser Zeit zu einer der wichtigsten für Waffenlieferungen überhaupt. Und das Beste war: Die Geschäfte waren auf dem Papier vollkommen legal.
Ebenfalls 2006 eroberten somalische Milizionäre die geschundene Hauptstadt Mogadischu. Aufgeschreckt vom Erfolg der Al-Kaida-Verbündeten untersuchten die USA die Waffenlieferungen durch Flugzeuge und kamen zu dem Schluss, dass Bout hinter ihnen steckte. Er rüstete nicht nur die Islamisten in Somalia aus, sondern auch die in Eritrea.
Ende 1998 begann Bout, auch in Südamerika umfangreichere Geschäfte zu machen. Er unterstützte eine damals ganz neue Terroristengruppe, die Revolutionären Streitkräfte Kolumbiens, besser bekannt als FARC. Längst hatte die Gruppe ihre Ideale vergessen und war in den Drogenhandel eingestiegen. Bout ermöglichte ihren Aufstieg.
Bis heute hat Bout stets geleugnet, Geschäfte mit Islamisten gemacht zu haben. Doch die Autoren sehen es als erwiesen an, dass er dies tatsächlich Jahre hinweg tat. Fünf Jahre lang wurden die Waffenlieferungen im Geheimen abgewickelt, erst nach den Anschlägen vom 11. September 2001 enthüllten Geheimdienstberichte den Umfang der Lieferungen. Die Waffenarsenale der Taliban waren prall gefüllt.
Vor 2001 rüstete Bout also die Taliban auf, danach half er den USA im Kampf gegen die Terroristen. Das belegen zumindest zahlreiche Indizien. Er selbst stritt eine Beteiligung wie üblich genauso ab wie die Behörden – und klare Beweise gibt es nicht. Allerdings sprachen westliche Politiker und Geheimdienste „offen über seine Rolle“, wie die Autoren berichten.
Beim dritten Golfkrieg im Irak hat das US-Verteidigungsministerium intensiv die Hilfe von Bouts Logistik in Anspruch genommen. Wie die Autoren beschreiben, war das Militär geradezu „abhängig“ von seinem Netzwerk. Sie beschreiben im Detail die nebulösen Vorgänge und legen damit auch die nennenswerte Mitschuld der US-Behörden offen.
Bout hat auch eine Rolle gespielt im Krieg auf dem Balkan. Seine Dienste waren nach dem Waffenembargo der Uno gewünscht. Allerdings musste Bout einen Umweg gehen über das befreundete fundamentalistisch-islamistische Regime im Sudan. Das wurde so zum wichtigsten Ausrüster der Bosnier.
Das Kommentieren dieses Artikels wurde deaktiviert.
Ich bitte Sie, man muss doch den Schein wahren und der Öffentlichkeit zeigen das man alles tut um der Welt Frieden, Gerechtigkeit und Glückseligkeit zu bringen ;).
Darüber hinaus auch ein deutliches Signal an alle anderen Waffenhändler : Wer nicht nach unseren Regeln spielt wird ersetzt
Welch schmutziges Geschäft. Ich möchte nicht wissen, mit wievielen Typen dieses Kalibers die US-Regierung und die CIA zusammenarbeiten, um im eigenen Sinne Waffen in Konfliktregionen zu liefern. Wieviele US-Amerikaner durch diese Waffen im Laufe der Zeit getötet wurden - niemand weiss es...
Wollte der hier evtl. nicht zusammenarbeiten oder war eine unliebsame Konkurrenz ? Hat er keine amerikanischen Produkte vertrieben ?