Wahre Tugenden Vorbildliche Helden

Uli Hoeneß: Der Sohn eines Metzgers blieb seiner Linie stets treu.
Die Würde eines Berufsstandes zerschellte an einem Felsen im Mittelmeer. Als Kapitän Francesco Schettino am Abend des 13. Januar das Kreuzfahrtschiff Costa Concorda vor der Küste Giglios zum Kentern brachte, versenkte er zugleich einen Mythos. Der Kapitän, jener Held in Weiß, der den Wirren der Weltmeere trotzt und bei einer Havarie als letzter Mann von Bord geht, ist nur noch Nostalgie. Francesco Schettino ging als Erster.
Der Respekt vor dem höchsten Amt im Staat ist nicht zerstört, aber er schwindet an jenem Mittwochabend, als das Staatsoberhaupt der Bundesrepublik Deutschland sich einem TV-Gericht von ARD und ZDF stellen muss. Beide Seiten dieser merkwürdigen Sitzung werden geschrumpft: Die Journalisten wirken wie Karikaturen ihres Berufsstands, der Präsident wie ein Schulbube, den man beim Abschreiben erwischt hat.
Damit kennt sich das Fernsehpublikum mittlerweile aus: Als das größte politische Talent, das seit längerem die Bühne der Politik betreten hatte, den ersten Gegenwind verspürte, blies es ihn weg. Karl-Theodor zu Guttenberg, der bei seiner Doktorarbeit abgeschrieben hatte, verirrte sich in Ausflüchten. Binnen weniger Tage war wieder einer abgestürzt, der noch eben als vorbildlich galt.
Und am Mittwoch vergangener Woche erinnerten sich die Herren des Geldes, denen die Welt einen Großteil ihrer Probleme zu verdanken hat, an ihr eigenes gutes Recht. Eine Reihe von Hedge-Fonds-Managern beschloss, vor dem Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte ihr Recht auf Rendite einzuklagen. Was ist eigentlich das Gegenteil von Vorbild? Die Desillusionierung über „die Eliten“ hat mittlerweile das Wort „Vorbild“
selbst erreicht. Es taugt zwar noch, um romantische Gefühle zu wecken. Aber alltagstauglich ist es schon lange nicht mehr. Zu groß sind die Enttäuschungen über vermeintliche Helden, die sich meist wenig später als Spitzbuben und Schlitzohren herausgestellt haben.
Die Heroen der New Economy haben nicht das Vermögen ihrer Aktionäre, sondern nur das eigene gemehrt. Der einstige Daimler-Chef Jürgen Schrempp schuf nicht die versprochene Welt-AG, sondern hinterließ einen Sanierungsfall. Bertelsmann-Boss Thomas Middelhoff, der in besonderer Weise junge Führungskräfte für sich einnahm, endete als fragwürdiger Karstadt-Sanierer, der hohe Boni kassierte und teure Privatflieger nutzte, als die Firma schon am Boden lag.
Über Ethik wird derzeit viel gesprochen – aber nicht in den Vorständen, sondern an Universitäten und bei Buchvorlesungen. An der Wall Street und in London gehen derweil die Exzesse munter weiter. Der Vorstandschef einer großen deutschen Versicherung sagt: „Im globalen Kasino wurden nicht die Regeln geändert, sondern ein Tisch zusätzlich hineingestellt.“
Geradezu hastig haben die Dax-Konzerne mit dem Abflauen der Börsenwelle die Bezahlung ihrer Top-Leute von Aktienoptionen auf höheres Festgehalt und saftige Pensionszusagen umgestellt. Auch das trägt nicht gerade dazu bei, Vorstandsvorsitzende zu Vorbildern zu stilisieren. Für Daimler-Chef Dieter Zetsche etwa wurden Pensionsrücklagen in einer Gesamthöhe von 26 Millionen Euro gebildet.
Das Kommentieren dieses Artikels wurde deaktiviert.
Im Kern sind wir mit einer höchst beeindruckenden Entwicklung konfrontiert: Der Begegnung mit den modernen Ausdruckformen der Neuen Nazigesellschaft. Dass dieser Neue Nazismus im Gewand der Finanzspekulations- und -anlagenbetrugswirtschaft daher kommt und Josef Ackermann die Funktion des einstigen Reichspräsidenten Hindenburg besetzt, haben wir nicht nur der Angela Merkel, sondern auch ihrem Ziehvater Helmut Kohl zu danken.
Aber diese Einsicht wird sich in Deutschland wohl auch wieder erst nach der auf uns zu kommenden bedingungslosen Kapitulation des gegenwärtigen Besitzstandsfeudalnazistaates breit machen. Für systematische, dynamische und komplexe Analyse sozio-ökonomischer Prozesse scheint der deutsche Michel nicht wirklich geeignet zu sein.
O-Ton Wulff über sich und Gleaseker: „Wir sind siamesische Zwillinge".
O-Ton Wulff über sich und Gleaseker: „Wir sind siamesische Zwillinge".
Danke für diesen Artikel. Er analysiert, erklärt und macht Mut. Keine Besserwisserei, keine Sündenbock-Suche.
Wir müssen in der Wirtschaft nicht nach Helden suchen, die gibt´s nur in Märchen. Und stilisierte Helden nutzen uns nichts, denn sie kümmern sich nur um´s eigene Wohl, am Gemeinwohl sind sie nicht interessiert: Das gilt auch in der Politik, wo sich Klugheit im Sinne von Schlauheit, Gerissenheit und Tücke mit Inkompetenz paart. Kompetenz wird durch Wirtschaftsverflechtung ersetzt. Die Politik, die nach Ordoliberalen Systemen die Märkte im Sinne des Gemeinwohls regeln sollte (Walter Eucken), weil dort eben nicht der homo oeconomicus, der charakterlose Reflexions- und Distanzierungsvirtuose“ herrscht, sondern pure Menschlichkeit im Urzustand: homo homini lupus, formulierte, unter Verkennung des Wolfscharakters, der Moralphilosoph Thomas Hobbes im Leviathan, der großen Friedensmaschine (Wolfgang Kersting), ist ein Ausfall. Es ist also das politische System, das fehlt: eine Bürgergenossenschaft nach John Rawls oder eine Verfassungsökonomie nach James Buchanan in Verbindung mit dem 1938 entwickelten System des Ordoliberalismus, das wir mal für einen kurzen Moment als "Soziale Marktwirtschaft" nutzten. Der US-Film "Inside Jobs" hat uns gelehrt, daß das niemand von den "Helden" will, weil es offene Systeme mit regerer Bürgerbeteiligung sind, als sie jetzt mit einem Wahlgang alle vier Jahre praktiziert werden. Die Politik kümmert sich deshalb auch lieber um´s eigene Wohl, und das ist: Machterhalt. Und das es so bleibt, dafür sorgen auch die NGO´s, die marktschreierisch durch die Gegend ziehen wie in der attischen Demokratie die Sophisten, der Politik einredend, sie habe es mit der jeweiligen Mehrheit zu tun, Kompetenz vortäuschend. Solange der Gesamtkuchen noch so groß ist, daß unten noch einiges ankommt, sind´s die Leute zufrieden: Aber allmählich geht dem Kuchen die Substanz verloren
Aber solange Feuchtgebiete, Schossgebete und Sackgedichte aus dem Dschungel en Detail ausgebreitet werden ist die Welt ja noch in Ordnung oder wie oder was? O Mannomann, echt, ich pack's nimmer...
Seltsam, in den deutschen Medien finde ich keine einzige Meldung hierzu. Guess why?
Italiens Ex-Präsident gestorben
Aktualisiert am 29.01.2012 (aus Tagesanzeiger.ch)
"Oscar Luigi Scalfaro ist tot. Der frühere italienische Staatspräsident galt als moralische Instanz des Landes, der Kampf gegen die Mafia war eines seiner Hauptanliegen."
Es gibt mitunter doch noch Momente, wo man neidvoll nach Italien blickt.
Das fand ich an anderer STelle hier im Handelsblatt!
29.01.2012, 15:57 Uhr
Ibot
bester artikel, den ich je zum thema gelesen habe: http://www.welt.de/wirtschaft/article13839686/Die-Italiener-stecken-jeden-Deutschen-in-den-Sack.html
-------------------------------------------------------------
Meine Antwort darauf war:
Danke für den LINK !
Der Mann hat eindeutig eine Vorbild-Funktion eingebaut und lebt diese auch.
Muß was mit Rückgrat und GLAUBEN zu tun haben.
Anonymer Benutzer: dago138161
Bravo, es war an der Zeit, dass sich Medien darüber zu Wort melden und Sie haben das gut gemacht. Bravo !