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Wolfgang Reitzle Wann kommt das Machtwort von „Mister Linde“?

Im Vorstand des Gasekonzerns Linde tobt ein Machtkampf. In München warten viele auf ein Machtwort des langjährigen Chefs und neuen Aufsichtsratsvorsitzenden Wolfgang Reitzle. Es geht vor allem um eine Personalie.
22.07.2016 - 12:17 Uhr Kommentieren
Der Manager hat nach der Abkühlphase wieder gut zu tun. Quelle: EUROFORUM, Dietmar Gust
Wolfgang Reitzle

Der Manager hat nach der Abkühlphase wieder gut zu tun.

(Foto: EUROFORUM, Dietmar Gust)

München Den neuen Job hat sich Wolfgang Reitzle wohl ein wenig leichter vorgestellt. Der Aufsichtsratsvorsitz beim Dax-Konzern Linde ist zwar ein anspruchsvoller Posten, doch Vorgänger Manfred Schneider konnte ihn doch mit überschaubarem Arbeitseinsatz bewältigen. Für Reitzle, seit Mai im Amt, ist es aus zweierlei Gründen aufwendiger: Der Ingenieur und Ex-Linde-Chef ist ohnehin sehr akribisch und will auch bei Kontrollmandaten genauestens informiert sein. So hatte er sich bei den neuen Mandaten bei Continental, Springer und Medical Park intensiv in die neue Materie eingearbeitet und viele Standorte der Unternehmen besucht.

Das ist zwar bei Linde nach der zweijährigen Abkühlphase nicht notwendig, doch halten die Führungsquerelen bei Linde den Aufsichtsratschef bei Atem. Praktisch täglich muss er sich in seinem Büro in einem schicken Komplex in Isar-Nähe in München mit der Lage bei dem Gase-Konzern beschäftigen. Regelmäßige Telefonate mit Linde-Chef Wolfgang Büchele gehören ebenso dazu wie Abstimmungen mit anderen zentralen Aufsichtsräten wie Ex-Allianz-Chef Michael Diekmann.

„Reitzle hat unter anderem bei Conti gezeigt, dass er mit solchen Situationen umgehen kann“, sagt ein anderer Linde-Kontrolleur. Bei dem Autozulieferer waren die Gräben zum Großaktionär Schaeffler tief, als Reitzle den Aufsichtsratsvorsitz übernahm. Es gelang ihm, die Situation zu befrieden - und sich dann wieder ein Stück zurückzunehmen.

In München warten nun viele auf ein Machtwort des langjährigen „Mister Linde“. Dabei geht es vor allem um die Zukunft von Finanzvorstand Georg Denoke, der einigen im Unternehmen als illoyal gilt. Da der Vertrag mit Vorstandschef Wolfgang Büchele verlängert werden soll, wird in Industriekreisen mit dem Abschied Denokes gerechnet. Das Tischtuch zwischen Büchele und Denoke sei endgültig zerschnitten, hieß es in Unternehmenskreisen.

Nach Informationen des Handelsblatts sind aber noch keine Entscheidungen gefallen. Noch hat die Suche nach einem neuen Finanzvorstand nicht offiziell begonnen, zuerst muss geklärt werden, wie die Trennung von Denoke ablaufen soll. Der macht bislang keine Anstalten, dem Druck nachzugeben und von sich aus zu gehen. Im Idealfall, sagt ein Insider, werde der Machtkampf noch vor der Sommerpause gelöst. Am kommenden Donnerstag legt Linde Quartalszahlen vor. Daher hoffen manche auf kurzfristige Entscheidungen – auch, wenn es vorher keine reguläre Sitzung des Aufsichtsrats gibt.

Laut Industriekreisen ist es aber eher unwahrscheinlich, dass schon kommende Woche Personalentscheidungen getroffen werden. Es gebe sicherlich viele Gespräche und es sei nicht ausgeschlossen, dass sich der Aufsichtsrat entscheide, kurzfristig zu handeln. Nach aktuellem Stand sei aber eher nicht mit schnellen Entscheidungen zu rechnen.

Reitzle hatte lange gut mit Denoke zusammengearbeitet, der als guter Zahlen-Fachmann gilt und das Unternehmen gut kennt. Doch schon zu den Zeiten, als sich Reitzle intensiver um Conti kümmerte, erweckte Denoke bei manchen den Eindruck, dass er die Situation nutzen wollte, sich für höhere Weihen zu positionieren. Zwischen Büchele und Reitzle hat sich dagegen inzwischen ein ordentliches Arbeitsverhältnis entwickelt, verlautet aus dem Umfeld beider. Wenn Reitzle und der Aufsichtsrat den Vertrag daher im September verlängern, müssen sie ihm nach Einschätzung in Unternehmenskreisen einen neuen Finanzvorstand zur Seite stellen.

Bei seinem Abgang in den Ruhestand hatte Reitzle schon vor zwei Jahren prognostiziert, er werde die Zeit künftig wohl kaum damit verbringen, auf seinem Toskana-Weingut Santo Stefano auf der Terrasse zu sitzen und in die liebliche Landschaft schauen. Das, sagte Wolfgang Reitzle einmal, würde er keine zwei Tage aushalten.

So begleitete er in seiner Abkühlphase beim Zementkonzern Holcim die Fusion mit Lafarge und stieg bei der Klinikkette Medical Park ein. Doch derzeit dominiert das Engagement für seine alte Liebe Linde. Immerhin laufen die Geschäfte dort trotz allen Streits solide. Neue schlechte Nachrichten werden kommenden Donnerstag nicht erwartet. Doch ein wenig zurücklehnen kann sich Reitzle erst, wenn die Führungskrise gelöst ist.

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