Benachrichtigung aktivieren Dürfen wir Sie in Ihrem Browser über die wichtigsten Nachrichten des Handelsblatts informieren? Sie erhalten 2-5 Meldungen pro Tag.
Fast geschafft Erlauben Sie handelsblatt.com Ihnen Benachrichtigungen zu schicken. Dies können Sie in der Meldung Ihres Browsers bestätigen.
Benachrichtigungen erfolgreich aktiviert Wir halten Sie ab sofort über die wichtigsten Nachrichten des Handelsblatts auf dem Laufenden. Sie erhalten 2-5 Meldungen pro Tag.
Jetzt Aktivieren
Nein, danke

Ärger auf dem Blumenmarkt Heiliger Bimbam, oder: Krieg der Gärtner

Hinterlist, Betrug und Diebstahl – laut einer Klage des Münsterländer Gartenbaubetriebs Westhoff blüht im US-Blumenmarkt die Skrupellosigkeit. Mitten im Kreuzfeuer: Saatgut namens Holy Moly - zu Deutsch: Heiliger Bimbam.
18.05.2016 - 11:58 Uhr
Der Westfälische Gartenbauer hat eine neue Variante gezüchtet. Quelle: PR
Zauberglöckchen

Der Westfälische Gartenbauer hat eine neue Variante gezüchtet.

Quelle: PR

New York Der Name sagt viel: Zauberglöckchen. Mit ihren Blüten in Glockenform verwandelt sie in aller Welt Balkone in ein Farbenmeer. Daher auch der englische Name „Million Bells“ – eine Million Glocken.

Wie schön muss es sein, mit solchen Blumen den Menschen eine Freude zu bereiten. Das jedoch klappt nicht immer, wie eine jetzt in den USA eingereichte Klage des Gartenbaubetriebs Westhoff zeigt. Das Familienunternehmen aus dem Münsterland ist erbost über den US-Konkurrenten Proven Winners. Der soll von Westhoff eine neue Kreuzung der Zauberglocke gestohlen haben, um sie als eigenes Gewächs auszugeben. Die Kalifornier gingen prompt in die Gegenoffensive: Westhoff sei ein Betrüger, so der Vorwurf, die Firma kopiere die Zauberglocke von Proven Winners. Auf Anfrage des Handelsblatts wich Mark Broxon, Geschäftsführer von Proven Winners, jedoch aus: „Wir sind diese Woche mit Planungen beschäftigt“, schrieb er in einer E-Mail.

Stein des Anstoßes: Candy Bouquet

Dabei begann das, was später in einen transatlantischen Gärtnerkrieg mündete, mit einem lukrativen Vertrag für die deutsche Firma. Die Einkäufer der US-Baumarktkette Home Depot, mit 2.200 Filialen ein Gigant, waren auf einer Messe begeistert. Westhoffs Zauberglocken-Variante „Candy Bouquet“ traf den Geschmack der Einkäufer und Marketingexperten ganz genau.

Die Firma entwickelte die Blume in ihrer Gärtnerei in Südlohn, einer Gemeinde nahe der holländischen Grenze. Der Boden ist fruchtbar, gut geeignet für einen Gartenbetrieb. Auf 200.000 Quadratmetern graben, bewässern oder verpacken 60 Mitarbeiter mehr als 15 Millionen Pflanzen jährlich.

Die Zauberglocke mit dem botanischen Namen Calibrachoa kommt gut an bei den Kunden. Allerdings ist eine neue Züchtung teuer und kostet Zeit. „Aus 100 000 Kreuzungen bleiben nach drei Jahren Arbeit vielleicht zehn“, klagte Bernd Westhoff, Neffe von Seniorchef Heinrich Westhoff, in einer Regionalzeitung. Ganz wichtig für den Erfolg auf dem globalen Blumenmarkt sei es, die nationalen Geschmäcker genau zu treffen. Die Deutschen und die Polen etwa liebten klare Farben, die Japaner Pastelltöne. Und die Amerikaner mögen Bonbonfarben. Candy Bouquet wird dem Namen „Bonbon-Bouquet“ mit gelb-lilafarbenen Blättern gerecht.

Kein Wunder, dass die Baumarktkette Home Depot von Westhoffs Züchtung überzeugt war. Zügig meldeten die Gärtner im April 2014 ein Patent auf die Züchtung an, das US-Patentamt gab im Dezember 2015 grünes Licht.

Westhoff erlitt bedeutende Verluste

Doch auf der Messe bewunderten nicht nur Home-Depot-Manager die Pflanze, auch Mitarbeiter des Konkurrenten Proven Winners sollen laut Westhoff begeistert gewesen sein. So sehr, dass sie ein Markenzeichen auf Candy Bouquet anmeldeten. „Proven Winners versuchte, die Marke zu veruntreuen“, heißt es in der Klageschrift. Als die US-Behörde den Antrag zurückwies, griff Proven Winners zu „einer anderen Taktik“. Das Unternehmen habe das Saatgut von Westhoff „ohne Genehmigung oder Lizenzierung“ benutzt und als „Holy Moly“ verkauft.

Übersetzt heißt das „Heiliger Bimbam“ – das Loblied auf die Farben muss bei Geschäftsführer Christian Westhoff wie Hohn geklungen haben. Vor allem als Proven Winners bei Kunden und Gärtnereien verbreitete, Candy Bouquet sei eine Kopie von Holy Moly. „Westhoff hat uns Candy Bouquet gestohlen“, zitiert Westhoff Dave Konsoer, Verkaufschef von Proven Winners. Das soll Konsoer nicht nur Home Depot gesagt haben. Auch machte er die Runde bei US-Großgärtnereien, die mit Home Depot zusammenarbeiten. Ihnen soll er mit Klagen gedroht haben, sollten sie es wagen, Candy Bouquet für Westhoff anzubauen. Das wirkte: Laut dem deutschen Mittelständler ließen sich viele Unternehmen einschüchtern. Westhoff habe aufgrund dieser Unterstellungen bedeutende Verluste erlitten. Nicht nur seien „Hunderttausende Einheiten“ nicht verkauft worden, auch sei seine „allgemeine Geschäftsreputation beschädigt“.

Laut Kent Baldauf Jr. von der Kanzlei Webb Law, die Westhoff vertritt, schlugen bislang Schlichtungsversuche fehl: „Uns blieb keine andere Wahl, als zu klagen.“

Startseite
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%